15. November 2010 So fliegen mir die Tage dahin. Eigentlich ein feiner Zustand. Als
junger Kerl hatte ich ein zerschrammtes Motorrad, auf dessen grob lackiertem Tank in
schlampig aufgemalten Lettern stand: "never a dull moment". Eine
romantische Attitüde. Aber ein gutes Lebenskonzept, daran habe ich auch heute keinen
Zweifel. In manchen Dingen bin ich dagegen eindeutig hinter der Zeit geblieben.
Post aus dem Tee-Laden. Kathi Mayr sandte mir
ein Foto mit dem Hinweis "Parkplatz beim Forum Kloster". Keine Chance,
das Bild zu entschlüsseln. Mein Telefon kann sowas nicht darstellen. Es war natürlich
klar, daß es sich um ein Automobil handeln mußte, das man nicht alle Tage zu sehen
bekommt. Schöner Fang!
Ein 180 D mit Schiebedach, in der Nachkriegszeit
für die gehobene Mittelschicht aufgestellt und mit dem markant aufgerichteten Stern auf
dem Kühler das soziale Kontrastmittel für Leute aus dem Gemeindebau, woher auch ich
stamme. Mit diesem Abschnitt heimischer Sozialgeschichte, wie sie sich durch meine
Kindertage hindurch entfaltet hat, sind wir in einem launigen Projekt des "Kuratorium für triviale Mythen"
befaßt.
Links Techniker Michael Toson, rechts Graphic
Novelist Jörg Vogeltanz. Die Mission gilt einem fast schon folkloristisch deutbaren
österreichischen Automobil, dem "Puch-Schammerl", amtlich: Steyr Puch
500. Wir widmen dem Thema ein Büchlein, das gewissermaßen auf ein "Puch-Buch"
hinausläuft und im Kern einen Satz von Ausschneidebögen der markantesten Fahrzeuge diese
Geschichte bietet: [link]
Ausschneidebögen waren ein zentrales
Bastelereignis meiner Kindertage. Sie sind über die Jahrzehnte etwas aus unser aller
Blickfeld verschwunden, erleben aber schrittweise ein Revival. In östlichen
Nachbarländern hatten sie eine ungebrochene Konjunktur. In Japan findet man heute
meisterliche Werke einer eigenen Subkultur. Es geht nicht nur um graphische Qualität,
sondern auch um Entwürfe, die eine realistische, erkennbare Form des Originals
nachzeichnen, ohne einen bei der Umsetzung handwerklich völlig zu überfordern.
Durch die Digitalisierung sind heute auch
Repliken historischer Bastelbögen leicht erreichbar. Damit liegen einem nicht bloß
Spielwaren vor. Solche Bögen waren zugleich soziale Nachrichten, Angebote von
Rollenmodellen und Nachrichten über technische Innovationen.
Aus der Flachware dann Körperliches
herzustellen, Übung in Fingerfertigkeit mit preiswerten Drucksorten, das ist schon für
sich ein sehr interessantes Thema. So holen wir eine etwas antiquierte Technik des
Abbildens der Welt in die Gegenwart, um so eine gemeinsame Erzählung zu realisieren, Toson, Vogeltanz und ich. Sie dürfen davon
ausgehen, ein Vorhaben, das uns einigen Spaß bereitet.
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