23. Oktober 2010

Gelegentlich sehe ich Filme, in denen ein Kerl mit dem Gemüt eines Racheengels und mit dem Körperbau eines Abraumbaggers die Dinge der Welt ordnet. Was verleitet uns zu solchen Inszenierungen?

Oder ich sehe eine amerikanische Schmonzette, die im Kosovo beginnt. Ah, Kosovo, kenn ich doch! Da versinkt plötzlich ein Dorf in Explosionen und Feuer, die, wie ich höre, von amerikanischen Bombern ausgelöst wurden. Die passende Situation für serbische "Tschetniks", mit dem Abschlachten von Zivilpersonen zu beginnen, während Benicio Del Toro viel finster blickt.

Da wäre auch noch -- etwas verstaubt -- Jack Bauer, der nach einer überstandenen Folter- Session, bei der er verprügelt, mit einem Skapell gefitzelt, mit einem Lötkolben traktiert und mit lähmenden Substanzen befüllt wurde, die Feinde überwindet, mit nacktem Hintern in seine Hose springt und weiter gegen das Böse in der Welt kämpft, was ihn selbst nicht hindert, seinerseits Menschen zu foltern.

Warum ich mich solchen Dingen widme? Weil ich mich davon ablenke, daß in meinem Stiegenhaus ein Künstler sitzt, genauer: ein Maler, der mir laufend die Welt und die Kunst erklärt. So viel unbestelltes Erklären will durch andere Stoffe kontrastiert sein, sonst schwirrt einem ja der Kopf und man versteht gar nichts mehr.

Also schaue ich mir nachts triviale Filme an, gönne mir quasi unerhebliche Schlaflieder, wundere mich über Erzählungen und Erzählweisen. Am Kerl mit dem Gemüt eines Racheengels hat mich erstaunt, daß er von Frauen, die auf seiner Handfläche spazieren gehen könnten, stets mit Küßchen für irgendetwas bedacht wird. Dann fiel mir auf, auch in anderen Filmen solcher Genres sind derlei Küßchen recht verbreitet.

Mir schwant inzwischen, die Parallele zum Händedruck ist evident. Der Händedruck soll ja beteuern: "Meine Hand ist leer, unbewaffnet, dir droht keine Gefahr." Der "kräftige Händedruck" als Ausdruck von Waffen- und Gewaltverzicht ist natürlich vor allem Kerl-Sache, während das Küßchen der Frauen für die Abraumbagger-Burschen besagt: "Ich komme dir jetzt so nahe, daß du mir mit deinen Zähne die Kehle herausreißen könntest. Ich flehe zu meinem Schicksal, daß du es nicht tun wirst."

Welcher Kerl, wenn er ein richtiger ist, würde da das Falsche tun? Oder doch nicht? Oder doch doch? Also der Maler. Das will noch erwähnt sein. Der mahnte mich unter anderem:

>>Was er zur Entwicklung der Region als Maler beigetragen hat, das ist einfach, dass er seine Malerei in Xxxx zur Weltklasse entwickelt hat, ganz eigenständig und dadurch hat er auch ein Exempel geschaffen, dem es nachzueifern gilt.<<

Er machte geltend, daß ihm das, wie auch seinem guten Freunde, ein ernstes Anliegen sei. Wenn ich nun seine unzähligen Blätter durchsehe, fällt vor allem auf, daß ihm stilistisch wenigstens 50 Jahre auf die Gegenwart fehlen. Da es auf den Blättern von Menschen wimmelt, fällt in's Gewicht, wie wenig ihn bisher Anatomie und Proportionen beschäftigt haben, ein Mangel, der ja selbst in abstrakten Arbeiten oft zum Ausdruck kommt.

Was mach ich mit einem Ratgeber, der selbst in seinem Oeuvre für seine eigenen Ratschläge vollkommen resistent zu sein scheint? Na, ich traue ihm nicht über den Weg.

So sitzt er in meinem Stiegenhaus, mit mir befaßt, statt mit seinem eigenen Vorankommen. Schmeichelhaft? Mutmaßlich! Derweil schrubbe ich meine Hände und Füße, denn mein altgedienter Tintenstrahldrucker ist Schrott, was mit einem Festival der Druckerfarbe endete. Da ich in der Sache unvorsichtig war, habe ich mir dabei Flecken auf der Haut eingehandelt, die sich als so haltbar erweisen, wie man es von Druckerfarbe erwarten darf, Pandabären-Flecken, die nun langsam blasser werden.

Nun habe ich noch gar keinen Anlaß gefunden, hier ein Foto anzubringen. Schade, denn ich hocke doch auf so üppigen Beständen. Hier also eines aus den letzten Tage, da ich ein lokales Fachgeschäft mit einem neuen Drucker verlassen hatte. Zu langsam, um die Karre früh genug zu bemerken.

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Was habe ich hier fast versäumt? Der 442 Olds ist es nicht. Aber erkennbar ein mächtiges Coupé. Mein interner Musterkatalog legt den Tip "Plymouth GTX" nahe. Für verläßlichen Rat wäre ich dankbar, fast dankbarer als für die Belehrungen über Kunst.


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