12. Juli 2010Saison-Schluß, das hat etwas Beunruhigendes. Dabei hab ich mich
Wochen nach Ruhe gesehnt. Auch: Stille. Ich vermute, es ist vor allem der Kontrast, über
den ich stolpere. Meine Wahrnehmung traut der langsamen Gangart (noch) nicht.
Ich hatte mir übers Wochenende eine fast frivol anmutende
Vergnügung bereitet. Der Kühlschrank war bis zum Anschlag vollgeräumt. Ich trank mich
sanft vergnügt durch drei Kategorien. Säfte, Milch- und Joghurtbasis, Biere. Die Bierverkostung, mit
der wir den "Frauenmonat" von "kunst ost"
abgeschlossen hatten, war mir Anregung gewesen, mich nun auch weiter durch verschiedene
Kontinente der Bier-Welt zu kosten. Geschmackskonventionen! Pils und Lager dominieren nach
wie vor meine Neigungen.
Meine Ansichten erlauben es mir nicht,
"Vorbestimmung" für eine relevante Kategorie zu halten. Also bin ich etwa
darauf angewiesen, im Netz von Millionen Möglichkeiten zum passenden Zeitpunkt in die
Mittagshitze hinauszutreten. Kaum Verkehr, aber plötzlich dieser klassische Roadster, der
so daherkam, daß ich die Kamera früh genug in Anschlag bringen konnte.
Es ist ein Jaguar SS 100. Da die Motorhaube
seitlich nur bis zur Hälfte reicht, vermute ich, hier rollt ein Nachbau. Die Replika
könnte freilich ihrerseits schon so alt sein, daß sie einen quasi historischen Status
hat. (Das Original stammt aus dem Jahre 1935.)
Die Automarke Jaguar hatte
ursprünglich SS geheißen, was sich von Swallow Sidecar Company
herleitete, aber auch von der Firma Standard sowie der Kombination dieser
Elemente. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte das Kürzel SS in England freilich
keinen gar so guten Klang. Also verschwand es.
Ein selbstbewußter "Herrenmensch"
hat mit solchen Fragen offenbar kein Problem. So bekannte zur vorigen Monatswende der
steirische FPÖ-Chef Gerhard Kurzmann, daß er Mitgliedern dieser verbrecherischen
Organisation sowie dem Gedenken an sie beizustehen gedenkt. (Quelle: "Der Standard") Die angebliche Anständigkeit hat offenbar auch nach Jahrzehnten
nicht zu jenem Maß an Reflexion geführt, das solche Äußerungen eines Landespolitikers
verbieten würde.
Sehe ich von der fatalen Nähe zu Kriegsverbrechen ab,
bleibt noch ein sehr wesentlicher Aspekt, der mir in diesenDebatten meist fehlt: |
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Hier spricht Kanonenfutter.
Hier spricht ein Stück von der Schlachtplatte. So redet man sich sinnlose
Opferbereitschaft für ein verbrecherisches Regime zurecht. Der junge Mann, 57 Jahre sind
ja noch ein saloppes Quentchen, gemessen an den letzten überlebenden Kriegsteilnehmern,
redet ein System schön, dessen Ziele verwerflich waren, dessen Mittel inhuman waren.
Dreck macht Dreck!
Das ist natürlich international. Ich habe im
Pöllautal gerade mein "Statement zu Kozarac" gebaut, hier nun einige
Detailansichten: [link]
Und auf der Architektur-Website "GAT" befindet sich seit gestern: "Vom
Dörferschlachten (Notizen zum Weg nach Omarska und Kozarac) "
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