12. Juli 2010

Saison-Schluß, das hat etwas Beunruhigendes. Dabei hab ich mich Wochen nach Ruhe gesehnt. Auch: Stille. Ich vermute, es ist vor allem der Kontrast, über den ich stolpere. Meine Wahrnehmung traut der langsamen Gangart (noch) nicht.

log1622a.jpg (18901 Byte)

Ich hatte mir übers Wochenende eine fast frivol anmutende Vergnügung bereitet. Der Kühlschrank war bis zum Anschlag vollgeräumt. Ich trank mich sanft vergnügt durch drei Kategorien. Säfte, Milch- und Joghurtbasis, Biere. Die Bierverkostung, mit der wir den "Frauenmonat" von "kunst ost" abgeschlossen hatten, war mir Anregung gewesen, mich nun auch weiter durch verschiedene Kontinente der Bier-Welt zu kosten. Geschmackskonventionen! Pils und Lager dominieren nach wie vor meine Neigungen.

log1622b.jpg (24317 Byte)

Meine Ansichten erlauben es mir nicht, "Vorbestimmung" für eine relevante Kategorie zu halten. Also bin ich etwa darauf angewiesen, im Netz von Millionen Möglichkeiten zum passenden Zeitpunkt in die Mittagshitze hinauszutreten. Kaum Verkehr, aber plötzlich dieser klassische Roadster, der so daherkam, daß ich die Kamera früh genug in Anschlag bringen konnte.

Es ist ein Jaguar SS 100. Da die Motorhaube seitlich nur bis zur Hälfte reicht, vermute ich, hier rollt ein Nachbau. Die Replika könnte freilich ihrerseits schon so alt sein, daß sie einen quasi historischen Status hat. (Das Original stammt aus dem Jahre 1935.)

Die Automarke Jaguar hatte ursprünglich SS geheißen, was sich von Swallow Sidecar Company herleitete, aber auch von der Firma Standard sowie der Kombination dieser Elemente. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte das Kürzel SS in England freilich keinen gar so guten Klang. Also verschwand es.

Ein selbstbewußter "Herrenmensch" hat mit solchen Fragen offenbar kein Problem. So bekannte zur vorigen Monatswende der steirische FPÖ-Chef Gerhard Kurzmann, daß er Mitgliedern dieser verbrecherischen Organisation sowie dem Gedenken an sie beizustehen gedenkt. (Quelle: "Der Standard")

Die angebliche Anständigkeit hat offenbar auch nach Jahrzehnten nicht zu jenem Maß an Reflexion geführt, das solche Äußerungen eines Landespolitikers verbieten würde.

Sehe ich von der fatalen Nähe zu Kriegsverbrechen ab, bleibt noch ein sehr wesentlicher Aspekt, der mir in diesenDebatten meist fehlt:

log1622c.jpg (25008 Byte)

Hier spricht Kanonenfutter. Hier spricht ein Stück von der Schlachtplatte. So redet man sich sinnlose Opferbereitschaft für ein verbrecherisches Regime zurecht. Der junge Mann, 57 Jahre sind ja noch ein saloppes Quentchen, gemessen an den letzten überlebenden Kriegsteilnehmern, redet ein System schön, dessen Ziele verwerflich waren, dessen Mittel inhuman waren. Dreck macht Dreck!

log1622d.jpg (43754 Byte)

Das ist natürlich international. Ich habe im Pöllautal gerade mein "Statement zu Kozarac" gebaut, hier nun einige Detailansichten: [link] Und auf der Architektur-Website "GAT" befindet sich seit gestern: "Vom Dörferschlachten (Notizen zum Weg nach Omarska und Kozarac) "


[kontakt] [reset] [krusche]

28•10