2. Mai 2010 Wenn
alteingesessene Funktionäre ein Weilchen auf ihren Sesseln geschlafen haben, kann man
allerhand Wunderliches erleben, sobald die Burschen von der Betriebsamkeit der Welt
aufgeweckt werden, um festzustellen, daß sie womöglich etwas an Bedeutungsverlust
erlitten haben.
Was macht man in so einem Fall? Na, man könnte sich die
Augen reiben, den bequemen Leib etwas durchstrecken und sich auf die Suche nach neuen
Aufgaben machen. Das wäre pragmatisch, vermutlich auch klug. Aber Klugheit ist keine
gesetzlich vorgeschriebene Voraussetzung für das Bekleiden von Ämtern. Ich lasse das
einmal so stehen.
Cut!
Ich bin während meiner Schreibtischarbeit gerade wieder
einmal bei bulgarischem Cocek angelangt. Ohne Balkan-Musiken wäre mein Gemütslage aus
der Balance. Gibt es tatsächlich Mentalitäten, die man einem ganzen Volk zuschreiben
kann? Ich vermute: Ja! Mit dem "Inat" der serbischen Leute fühle ich
mich inzwischen vertraut. Das Bulgarische ist mir da weit rätselhafter.
Als fröhlicher Heißläufer, der keinen Streit vermeidet,
wenn es eng wird, hab ich für den "Inat" große Sympathien. Es gibt
kein deutsches Wort dafür. In der Beschreibung kommt eine Art "trotziger Zorn"
heraus, meinethalben auch "rotziger Zorn", auf jeden Fall ein Emotionenfluß,
der ganze Ländereien ins Unglück zu stürzen vermag.
Die oben zitierte Botschaft aus einem chinesischen
Glückskeks habe ich kürzlich gerne angenommen. Mögen den Milden und Lieblichen die
Himmel offen stehen, die Höllen als Ausrede dienen, mein Platz ist diese Erde. Das ist
ein schäbiger Ort. Wir hätten über Blut und Tränen zu reden, wir hätten allerhand
Dinge in Ordnung zu bringen.
Ich sehe streitlustig dieser wachsenden Zahl von
Herrenmenschen entgegen, die ihre antiquierten Modi neu zu installieren suchen.
Cut!
Unser "April-Festival" geht in die
zweite Hälfte. Der ruhigere Teil. Ich habe nun angefangen, eine umfassendere Dokumenation anzulegen. Nun
ist schon absehbar, daß wir einen neuen Status quo erarbeiten konnten. Das ist freilich
ein großes "WIR", welches weit über den Kernbereich des "kunst
ost"-Quartetts hinausreicht.
Im Vordergrund "kunst ost"-Obfrau
Christa Ecker-Eckhofen, dahinter die Bürgermeister Helmuth Kienreich und Christoph Stark.
Zivilgesellschaft in Verständigung mit Politik und Verwaltung. Ein nach wie vor spröder
Prozeß, der allerhand Fußangeln bereit hält.
Ich hab meine Themenliste zur Debatte mit "regionale10"-Intendant
Dietmar Seiler hier ins Web gestellt: [link] Die aggressive Reaktion aus dem Weizer Kulturreferat
unterstreicht die Wichtigkeit solcher Diskurse; vor allem als ÖFFENTLICHE Diskurse. Gut
situierte Leute sind da vom Lauf der Dinge verwöhnt und es gibt manche Funktionäre, die
vertreten ganz offenbar Ansichten der Art "Das Einzige, was stört, sind die
Bürgerinnen und Bürger".
Seiler scheint solche Problemlagen auch zu kennen, hat aber
ganz andere Dinge im Fokus. Folglich konnten wir uns hauptsächlich den Praxisfragen
widmen, die anliegen, wenn man jenseits der Landeszentren einen zeitgemäßen
Kulturbetrieb voranbringen möchte.
Es ist ja reichlich kurios, wenn man einen Politiker heute
noch sagen hört: "Wir finanzieren eure Ideen." Das sei die Aufgabe der
Politik. Mumpitz!
Der Herr Politiker finanziert gar nichts! Er verwaltet
nicht einmal die öffentlichen Gelder, sondern er setzt Schwerpunkte, wofür die
ÖFFENTLICHEN GELDER zu verwenden seien. Die Aufgabe der Politik bezüglich
Kunstschaffender besteht darin,
a) uns sachkundig gegenüber zu stehen,
b) unsere Ideen angemessen zu prüfen,
c) was freilich ein VERSTÄNDNIS unserer Arbeit voraussetzt, um dann
d) gegebenenfalls RAHMENBEDINGUNGEN für unsere Ideen und deren Umsetzung zu schaffen.
Dabei sollten den Leuten aus der Politik die Leute aus der
Verwaltung zur Hand zu gehen, die zumindest innerhalb einer Kommune nicht selbst Politik
zu machen haben. (Rollenkonflikt!) So ungefähr ist die Sache geordnet. Naja, wir werden
noch Gelegenheit finden, diese Dinge mit einigen Lokalgrößen zu verhandeln.
Wie auch immer, es gibt zugleich Politiker der Region, die
sind sehr gut gerüstet, sich mit Entwicklungen, welche von der Basis her kommen, zu
befassen, auseinanerzusetzen. "Energie-Region"-Obmann Christoph Stark
hat zur Kulturkonferenz in Weiz klare Worte gefunden: [link]
[Das April-Festival]
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