2. Mai 2010

Wenn alteingesessene Funktionäre ein Weilchen auf ihren Sesseln geschlafen haben, kann man allerhand Wunderliches erleben, sobald die Burschen von der Betriebsamkeit der Welt aufgeweckt werden, um festzustellen, daß sie womöglich etwas an Bedeutungsverlust erlitten haben.

Was macht man in so einem Fall? Na, man könnte sich die Augen reiben, den bequemen Leib etwas durchstrecken und sich auf die Suche nach neuen Aufgaben machen. Das wäre pragmatisch, vermutlich auch klug. Aber Klugheit ist keine gesetzlich vorgeschriebene Voraussetzung für das Bekleiden von Ämtern. Ich lasse das einmal so stehen.

Cut!

Ich bin während meiner Schreibtischarbeit gerade wieder einmal bei bulgarischem Cocek angelangt. Ohne Balkan-Musiken wäre mein Gemütslage aus der Balance. Gibt es tatsächlich Mentalitäten, die man einem ganzen Volk zuschreiben kann? Ich vermute: Ja! Mit dem "Inat" der serbischen Leute fühle ich mich inzwischen vertraut. Das Bulgarische ist mir da weit rätselhafter.

log1586a.jpg (14894 Byte)

Als fröhlicher Heißläufer, der keinen Streit vermeidet, wenn es eng wird, hab ich für den "Inat" große Sympathien. Es gibt kein deutsches Wort dafür. In der Beschreibung kommt eine Art "trotziger Zorn" heraus, meinethalben auch "rotziger Zorn", auf jeden Fall ein Emotionenfluß, der ganze Ländereien ins Unglück zu stürzen vermag.

Die oben zitierte Botschaft aus einem chinesischen Glückskeks habe ich kürzlich gerne angenommen. Mögen den Milden und Lieblichen die Himmel offen stehen, die Höllen als Ausrede dienen, mein Platz ist diese Erde. Das ist ein schäbiger Ort. Wir hätten über Blut und Tränen zu reden, wir hätten allerhand Dinge in Ordnung zu bringen.

Ich sehe streitlustig dieser wachsenden Zahl von Herrenmenschen entgegen, die ihre antiquierten Modi neu zu installieren suchen.

Cut!

Unser "April-Festival" geht in die zweite Hälfte. Der ruhigere Teil. Ich habe nun angefangen, eine umfassendere Dokumenation anzulegen. Nun ist schon absehbar, daß wir einen neuen Status quo erarbeiten konnten. Das ist freilich ein großes "WIR", welches weit über den Kernbereich des "kunst ost"-Quartetts hinausreicht.

log1586b.jpg (37771 Byte)

Im Vordergrund "kunst ost"-Obfrau Christa Ecker-Eckhofen, dahinter die Bürgermeister Helmuth Kienreich und Christoph Stark. Zivilgesellschaft in Verständigung mit Politik und Verwaltung. Ein nach wie vor spröder Prozeß, der allerhand Fußangeln bereit hält.

Ich hab meine Themenliste zur Debatte mit "regionale10"-Intendant Dietmar Seiler hier ins Web gestellt: [link] Die aggressive Reaktion aus dem Weizer Kulturreferat unterstreicht die Wichtigkeit solcher Diskurse; vor allem als ÖFFENTLICHE Diskurse. Gut situierte Leute sind da vom Lauf der Dinge verwöhnt und es gibt manche Funktionäre, die vertreten ganz offenbar Ansichten der Art "Das Einzige, was stört, sind die Bürgerinnen und Bürger".

log1586c.jpg (16198 Byte)

Seiler scheint solche Problemlagen auch zu kennen, hat aber ganz andere Dinge im Fokus. Folglich konnten wir uns hauptsächlich den Praxisfragen widmen, die anliegen, wenn man jenseits der Landeszentren einen zeitgemäßen Kulturbetrieb voranbringen möchte.

Es ist ja reichlich kurios, wenn man einen Politiker heute noch sagen hört: "Wir finanzieren eure Ideen." Das sei die Aufgabe der Politik. Mumpitz!

Der Herr Politiker finanziert gar nichts! Er verwaltet nicht einmal die öffentlichen Gelder, sondern er setzt Schwerpunkte, wofür die ÖFFENTLICHEN GELDER zu verwenden seien. Die Aufgabe der Politik bezüglich Kunstschaffender besteht darin,
a) uns sachkundig gegenüber zu stehen,
b) unsere Ideen angemessen zu prüfen,
c) was freilich ein VERSTÄNDNIS unserer Arbeit voraussetzt, um dann
d) gegebenenfalls RAHMENBEDINGUNGEN für unsere Ideen und deren Umsetzung zu schaffen.

Dabei sollten den Leuten aus der Politik die Leute aus der Verwaltung zur Hand zu gehen, die zumindest innerhalb einer Kommune nicht selbst Politik zu machen haben. (Rollenkonflikt!) So ungefähr ist die Sache geordnet. Naja, wir werden noch Gelegenheit finden, diese Dinge mit einigen Lokalgrößen zu verhandeln.

Wie auch immer, es gibt zugleich Politiker der Region, die sind sehr gut gerüstet, sich mit Entwicklungen, welche von der Basis her kommen, zu befassen, auseinanerzusetzen. "Energie-Region"-Obmann Christoph Stark hat zur Kulturkonferenz in Weiz klare Worte gefunden: [link]

kup.gif (410 Byte)

[Das April-Festival]


[kontakt] [reset] [krusche]

17•10