17. April 2010 Die Sonne
kam genau aus der Blickrichtung, die zweispurige Baustellen-Fahrbahn ließ kaum Spielraum,
schlechte Bedingungen, um ein klares Motiv zu kriegen. Die offensichtlichen Details weisen
auf High Performance hin.
Die kreisrunde Kokarde am Heck machte dann klar, wo ich
suchen muß. Nissan GT-R. Kilometerfressereie mit 588 Nm. Da muß das Frühstück schon
gut sitzen, um einem nicht wider davonzufliegen.
Ich war auf dem Weg, um den bosnischen Autor Dzevad
Karahasan wieder zu sehen. Wir machen uns leider eher keine Vorstellungen, wofür Bosnien
HEUTE steht. Diese tiefe Zerrissenheit, frisch begründet auf einer besonders grauenhaften
Variante des jugoslawischen Sezessionskrieges. Ich habe von Publizist Norbert
Mappes-Niediek die Überlegung bezogen, daß die (kommenden?) Probleme der EU jene seien,
die Jugoslawien nun hinter sich habe ... da es versunken ist, möchte ich anfügen.
Ich mißtraue zutiefst einer Sprachregelung, die
"Multikulturalität" behauptet, denn wie wir (mindestens seit Richard Wagner)
Denkprozesse durchlaufen haben, in denen wir Auffassungen gewannen, daß aus "den
Künsten" eine neue Kategorie hervorging: "Die Kunst", so kann es
eigentlich nur "Die Kultur" geben und nicht "Die Kulturen".
Wer das für Wortklauberei hält, unterschätzt die Macht
von Sprachregelungen, also auch: Definitionsmacht. Dieses Europa ist ohne Frage
MULTIETHNISCH. Bosnien und Herzegowina erinnert uns daran, daß wir aber überwiegend in
Kategorien des historisch jungen Nationalismus zu denken gewohnt sind und der empfiehlt
implizit die "ethnische Säuberung". Bosnien ist der aktuelle Beweis, wie ratlos
ganz Europa ist, eine von Konflikten und Traumata geprägte multiethnische Region in
friedliche und stabile Verhältnisse zu begleiten.
Doch der Abend klang mit anderen Tönen aus. Links Frontman
Robert Masser, rechts Bassist Walter Kreinz. (Schlagzeuger Hans Irsic ist mir auch dem
Bild gerutscht.) Laid back und unerschütterlich, diese Burschen.
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