29. März 2010

Es scheint so zu sein: Frühlingsbeginn zur Sommerzeit. Aber warum sollte mich das scheren? Die Jahreszeiten drücken sich so wechselhaft aus und ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann das Wetter "richtig" war und wie das damals war, nämlich "richtig".

Vielleicht hat das viel mit Kindheit zu tun und mit der normativen Macht Erwachsener, daß Erinnerungen manchmal von dem handeln, was "richtig" gewesen sei. Daß darin auch viel Falsches verborgen liegt, darf ja nur selten zur Sprache kommen. Aber! Sommerzeit.

Ich hatte im harten Morgenlicht der Sonne gerade die Uhr in meinem Auto umgestellt, mich aus dem Fahrersitz gewuchtet, da sah ich die Silhouette anrollen, wußte noch nicht WAS nun kommt, aber DASS nun etwas kommt.

Mit meiner Rechten zog ich die Kamera. Ich bin geübt, sie einhändig in Gang zu setzen, denn die Digi-Cams brauchen ja eine Weile, bis das erste Foto möglich ist. Inzwischen war der Wagen fast auf meiner Höhe und ich bedeutete dem Fahrer mit der Linken, er möge bremsen, damit ich zu einem Foto komme.

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Er war so freundlich, neben mir einzuparken und diese Schönheit meiner Betrachtung zu überlassen. Erst wenn man rundum in Ruhe gesehen hat, welche Details dieses Lancia Fulvia Coupé zeigt und wie das aus verschiedenen Blickwinkeln zusammenspielt, wird einem die Meisterleistung von Designer Pietro Castagnero in den 1960ern klar.

Das also bedeutet Frühjahr für mich. Draußen in Hemdsärmeln herumrennen, diesen so anderen Geruch der Welt wahrnehmen und sehen, wie leidenschaftliche Menschen solche Preziosen aus den Garagen holen.

Leidenschaftliche Menschen tun auch ganz andere Dinge. Letzten Mittwoch sah ich dieses ganzseitige Motiv in der "Kronen Zeitung". Die angemessene Assoziation ist für einen Mann mit solider patriarchaler Grundausbildung, wie ich einer bin, leicht auf den richtigen Punkt zu bringen: Ein Alter Mann liegt im Bett und starrt auf eine riesige Erektion. (Aber wie komme ich bloß darauf ;-)))

War es nicht der vaterländische Italiener Bossi, der bei einer Wahlveranstaltung einmal medienwirksam "Ich hab einen Steifen!" gebrüllt hatte? Alternde Männer neigen leicht zu solchen Fokussierungen.

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Das hat viele Gründe, auf die ich hier momentan gar nicht eingehen möchte. Bemerkenswert bleibt, daß diese Erektionsphantasie mit der Annahme einher geht, der "Gewinner" zu sein. Wer und wobei?

Die Enthüllung folgte umseitig und die Latte wurde da mit einem beeindruckende Maß belegt. Unnötig zu erwähnen, daß die Debatte über das Verhältnis von Quantität zu Qualität hier ins Leere liefe.

Bei einer Bevölkerung von derzeit etwa  8.376.000 Menschen ist das schon eine einschüchternde Zahl. Komplexitätsbewältigung? Sprachvermögen? Horizont und Meinungsvielfalt? Nicht hier! (Wie ja auch die Kolumnen des schreiberisch mäßig begabten Herausgebers selbst belegen.)

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Und außerdem dieses kontinuierliche Engagement in der heimischen Innenpolitik, demnach: Ich weiß nicht, in welcher Kategorie hier der Status des "Gewinners" reklamiert wird, im Bereich eines professionellen Journalismus kann es nicht sein.


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13•10