30. Jänner 2010 Ist das
jetzt sehr österreichisch? Oder ist das eh Standard? Jungejunge! Daß Werke im
öffentlichen Raum mit allen nur denkbaren Credits bepflaster werden, halte ich für keine
gute Idee. Und daß der Magister auch noch ein Master ist, heißt wohl, daß er den Doktor
nicht geschafft hat. Oder? Naja, als gewesener Lehrbub, so ganz ohne Matura, sollte ich
auf Bildungsdünkel achten. Vor allem auf meine eigenen ;-))
Regionales Geschehen ist seit rund zwei Jahrzehnten ganz
stark von akademischen Personal geprägt, das offenbar in der akademischen Welt (noch) nix
derhupft hat. Und da kommen dann gelegentlich recht kuriose Seiten zum Klingen. Ich finde
im Alltag freilich auch die zickige Gegenposition dazu:
So bedachte vorgestern der von Intellektualität und Esprit
völlig unbelastete Michael Jeannee in der "Kronen Zeitung" Kollegen, die geistig auf einem anderen Kontinent
zuhause sind. Doch man sollte nun diese beiden Bilder zusammendenken, um von diesem Land
etwas zu begreifen. In Österreich ist manch einer noch stolz darauf, ein Depp zu sein,
aber er möchte was gelten.
Die aggressive und stets präsente
Intellektuellenfeindlichkeit hat sicher viele Gründe. Einer davon ist das Mißtrauen
jenen Menschen gegenüber, die aufgrund eigener Denkleistungen sich vielleicht aus eben
jener gebückten Untertanenhaltung aufrichten können, welche ohnehin allen lästig ist,
in der aber so viele lieber verbleiben, als die Ungewißheit der Eigenverantwortung auf
sich zu nehmen.
Eigenverantwortung. Ach, was bei uns alles ein Problem ist!
Letzte Nacht hatte ich meinen, ähem, räusper, ziemlich betrunken Sohn in's Trockene zu
bringen. Dabei gingen einige Wellen hoch. Nicht gerade zwischen uns beiden. Meine erste
Frage war: "Ist dir was passiert, weil du dich so betrunken hast?"
"Nein." War nur zur Gaude?" "Ja." Das schien mir beruhigend.
Der väterliche Sorgenkomplex: "Blöd ist nur, daß
man zu der Jahreszeit vielleicht tot aufwacht, wenn man sich angesoffen im Park zum
Schlafen legt." "Dafür hab ich ja meine Freunde. Die schauen schon auf
mich."
Wow! Wer von uns kann das so ansatzlos sagen? "Dafür
hab ich ja meine Freunde. Die schauen schon auf mich." Und das mit der
Eigenverantwortung muß ein Siebzehnjähriger ja noch nicht so perfekt heraußen haben.
Ich meine, wo könnten sich Teenies das mit der perfekten Eigenverantwortung in der
Erwachsenenwelt abschauen? Tja!
Männergeschichtchen, hm? Hab so wild! Er prügelt sich
nicht herum. Er behandelt sein Mädchen nicht schlecht. Er macht seinen Job, ohne sich
dabei über Belastungen zu beklagen. Ich werde mir also erst Sorgen machen, wenn Probleme
da sind. Das sind noch keine.
Männergeschichtchen. David Fincher hat das nach einem Buch
von Chuck Palahniuk in furchterregender Weise abgehandelt. Diese Zusammenhänge von
Niedergeschlagenheit, Gewaltbereitschaft, wachsender Schmerzversessenheit, Sexualität und
präfaschistischen Dispositionen ... alles um sich noch zu spüren. Hier Helena Bonham
Carter und Edward Norton in einer Szehe von "Fight Club" (1999)
Alles um sich noch zu spüren. Dafür tun Menschen oft
merkwürdige Dinge. Und um etwas zu gelten. Ich vermute, diese beiden Aspekte in
Verbindung, das ist eine höchst brisante Ereigniszone.
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