26. Oktober 2009

"Ich hoffe, dein Sohn bekommt einen Vorarbeiter, der selber Kinder hat. Der weiß, was die Jungen können und was nicht. Man muß Geduld haben."

Es war für mich das ungewöhnlichste Gespräch seit langem. Er ist früher Kommandant einer Spezialenheit gewesen. Sechs Jahre Armee, mehrmals auf dem Schlachtfeld. Heute arbeitet er als Planer in der Baubranche. "In einer Firma kannst du dir die Leute aussuchen. In der Armee mußt du nehmen was du kriegst."

So oder so geht es aber darum, die Leute zu führen, sagt er. Es gibt einen Job zu erledigen. Man hat immer jemanden dabei, der gerade nicht will oder nicht kann oder beides.

Ich kenne den Kommandanten nun schon eine Weile, hab noch nie erlebt, daß er mit großen Gesten oder großen Worten aufgetreten wäre. Eine eher stille Erscheinung, unspektakulär und immer tadellos gekleidet, gründlich rasiert. Einer der sagt: "Wenn die Tür zu ist, stehe ich eben beim Fenster."

Apropos Tür. Das ging zum Beispiel so. Der Hubschrauber brachte die kleine Crew heimlich in den Libanon oder sogar tief nach Syrien hinein. Die Männer hatten dann manchmal noch bis zu zehn Kilometer zu laufen. Es gehörte auf jeden Fall jemand mit perfekten arabischen Sprachenntnissen zur Mannschaft.

Schließlich wurde an eine Tür geklopft, die Zielperson überwältigt und mit Klebeband an einer Stange festgezurrt. Dann wurde das Paket geschultert und es ging zurück zum Hubschrauber. "Der ist gestern noch normal schlafen gegangen und am nächsten Tag bei uns vor Gericht gestanden."

Der Kommandant hat ein freundliches Lächeln. Wie erwähnt, ich habe nie erlebt, daß er laut geworden wäre oder sich irgendwie hervorgetan hätte. "Man muß Geduld haben."

Cut!

Ich bin durchaus neugierig, welche Bedingungen mein Sohn vorfinden wird. Ob sich dann in jenen Tagen ein guter Vorarbeiter findet, der sich um die Teenager kümmert? Aber das wird im Grunde nicht meine Angelegenheit sein.

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Im Augenblick bekomme ich ganz andere Lektionen. Was mag die Burschen bewegen, sich in einer Fastfood-Spelunke die Taschen mit Süßstoff-Tabs vollzustopfen? Eine Ernährungsfrage konnte es eigentlich nicht sein. Bingo!

Die Trinkhalme in den Händen der Kerle weisen die Richtung. Munition für sehr effiziente kleine Blasrohre. (Ich denke grade daran: In anderen Ländern würden die Buben innerhalb der kommenden zwei Jahre als tauglich für ein Schlachtfeld eingestuft werden. Was für ein Vorzug, hier zu leben!)

Cut!

Vor vielen Jahren neigte ich zur Ansicht, John Landis' Film "The Blues Brothers" (1980) sei ein genialer Streifen. Heute stelle ich fest: Weit gefehlt! Würde man die erstklassigen schwarzen Musiker herausnehmen, Leute wie Aretha Franklin. John Lee Hooker, Ray Charles, James Brown oder Cab Calloway, es bliebe von den beiden Kalkleisten kaum etwas übrig, was der Erwähnung wert wäre.

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Handwerklich gibt der Film auch nicht viel Diskussionsstoff her. Aber da ist dann auf jeden Fall noch diese feine "Bullenschaukel", ein derangierter 1974er Dodge Monaco, geradezu ein Markenzeichen, wie das Outfit der Burschen: Anzug, Sonnenbrille, Schuhe und Hut in Schwarz. (Was hätte wohl Tarantino aus diesem Stoff gemacht?)

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Kino. Mit diesen beiden Herren saß ich im Foyer des Grazer "Rechbauerkino". Heimo Sver (links) und Mario Schwarzl, Exponenten des Vereins "McGuffin". Wir hatten eine anregende Plauderei über wachsende Verschnöselung unserer Kultur und über mögliche Auswege aus derlei Engpässen.

Ich muß viele Dinge sehen können, um Geschmack und Kriterien entwickeln zu können. Auf diesem Weg steht es mir völlig frei zu entscheiden, wie weit und in welche Richtungen ich gehen möchte. Aber die Wege müssen da sein.

Für die Kunsform Film trifft das leider kaum noch zu. Die Filmgeschichte ist zeitlich gut überschaubar. Aber die wesentlichen Werke werden praktisch nicht mehr gezeigt. DVDs und der Flachbildschirm im eigenen Wohnzimmer sind kein adäquater Ersatz, weil das eine grundlegend anderen Mediensituation gewidmet ist. Wenn alles gut geht, werden wir daran für einige Zeit etwas ändern können ...


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