7. Oktober 2009 Die junge
Frau mit dem Kinderwagen schien einigermaßen irritiert. Ich stand ja eindeutig im Weg.
Die Hände voll, aber nun auch schon geübt, dennoch die neue Kamera flott zu ziehen; sie
ist eine Spur sperriger als die vorherige.
Und so konnte ich diesen C-Kadett erwischen. Der Opel hat
mindestens dreißig Jahre auf der Spule. Ist dies das Schlußlicht der leistbaren
Klassiker kommender Jahrzehnte? Technologisch wird es ja langsam eindeutig zu eng und zu
kompakt, als daß ich mir vorstellen könnte, heutige Fahrzeuge würden es in 30 oder 40
Jahren noch machen. Außerdem geht uns ohnehin langsam der Sprit aus.
Vielleicht wird dann ein Platz auf dem Rücksitz von einer
ganz neuen Antriebsquelle belegt sein, die den alten Motor zur Attrappe macht. Und bei
Roadsters wird diese Kraftquelle den Beifahrersitz okkupieren. Da werden dann mutmaßlich
ukrainische Untergrundfabriken preiswerte Kunststoff-Dummies anbieten, mit denen sich der
Apparillo verbergen läßt und der Anschein entsteht, als würde ein netter Mensch
mitfahren, der leise vor sich hin summt.
Der Abend war ernsteren Themen gewidmet. Der
LEADER-Vorstand, also die Bürgermeister der Region, tagten im Gemeindezentrum von
Mortantsch. Eine kleine Gemeinde hinter Weiz, deren freundlicher Bürgermeister meinte,
das Kulturthema sei da nicht so groß in Arbeit.
Wir haben dort unsere Vorstellungen referiert, wie
Gegenwartskunst in den nächsten Jahren an Stellenwert gewinnen könnte. Vorne sieht man
Michaela Zingerle und Christa Ecker-Eckhofen bei der Arbeit, ich stand mit Kuratorin
Mirjana Selakov im Hintergrund.
Die halbe Zeit hat es mich unrund gemacht, daß die
Projektion an der Wand ein Parallelogramm ergab, statt eines sauberen Rechtecks. Eine
Sache, die mich früher niemals beschäftigt hätte. Das hat sich offenbar kürzloch beim
Aufbau für "next
code: crossing" geändert, da mir wegen dem Hauch von mangelhafter Parallelität
eine Plombe gelockert wurde, nachdem ohnehin schon ein ausgewiesener Techniker erhebliche
Arbeitszeit auf das ganze Setup verwendet hatte.
Das muß man sich so vorstellen: Jemand ist mehrere Tage
vor Ort, hat genau eine Video-Installation zu bewältigen, und kommt rund drei Stunden vor
der Eröffnung mit einer Serie von Anforderungen, die jeweils das Verhältnis
Beamer/Computer betreffen, während das werte Organsiationsteam sich auf einer Strecke
zwischen mehreren Locations launig die Zeit vertreibt.
Ich sag es einmal so: Nach den letzten Jahren hab ich ein
wenig die Schnauze voll von Kunstschaffenden, die ihre Werkzeuge nicht beherrschen und
daher eine persönliche Assistenz benötigen, um klar zu kommen, während sie erst am
Anfang des Weges zu jenem Marktwert sind, welcher die Bezahlung so einer solchen Assistenz
ermöglichen würde.
Aber ich werde selbstverständlich über der Frage
meditieren, ob ich da nicht zur Kleingeistigkeit neige. Ich hab ja schon manchmal einer
Prinzessin oder einem stolzen Jungstar einen postwendenden Lift zum Bahnhof angeboten.
Es wird heute (ab 17.00 Uhr im Schloss
Birkenstein/Birkfeld) die Zusammenhänge rund um solche Ereignisse zu debattieren geben.
Schließlich gilt nach wie vor: Wir haben keine gemeinsame Sprache, wenn von Kunst die
Rede ist, keine weitreichende Klarheit über Begriffe. Wenn ALLES Kunst sei, ist NICHTS
Kunst.
"Wozu überhaupt Kunst?" Die Frage, wie
sie Redakteurin Ulla Patz aufwirft, ist mir sehr willkommen. [Quelle] Das muß ja argumentiert werden können, es genügt
keineswegs, den Nutzen oder die Gründe zu unterstellen.
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