24. September 2009 Diese
dichten Tage in warmer Luft, als würde der Herbst mit dem Sommer ein Tänzchen haben. Ich
komme zwar nicht zur Ruhe, aber ich liebe diese Zustände, in denen sich schon hinter den
übernächsten Horizont ahnen läßt, ohne zu wissen, was dort sein wird.
Michael
Roloff hat mich ermahnt: "very bad not to read." Ich bin zum Lesen
zu müde und dennoch hungrig nach Texten. So bleiben mir spät nachts
Literaturverfilmungen, auf die ich ebenso versessen bin.
Vorgestern eine Zola-Verfilmung von Jean Renoir ("Bestie Mensch",
1938), gestern die Strugazki-Verfilmung "Stalker" (1979) von Andrei
Tarkowski ... und DAS ist ein Film, der mich umgehaut hätte, wäre ich nicht schon
auf dem Sofa gewesen.
Wir sind keine nette Spezies. Das scheint festzustehen.
Immerhin raffen sich manche von uns auf, Auswege aus den schmerzlichen Verstrickungen zu
suchen. Das ist mir die Kunst. Ein Erzählen der Welt, in dem man Anregungen findet; oder
auch nicht. Antwortvielfalt. Offene Enden.
Und die trivialen Winkel. Der augenblickliche Favorit in
meiner Sammlung: Ein kompakter, giftiger Chevy Nova. Jahrgang 1970. Damals hat man es in
der USA schon einmal verstanden, über die "Fullsizer" auch hinweg zu sehen und
handliche Autos zu bauen. (Entzug ist ein mühsamer Prozeß. Viele von uns werden von
diesem Fetisch nur schwer loskommen.)
Cut!
Ich war vor 35 jahren zuletzt Schüler. Und ich bin kein
Lehrer. Deshalb hab ich keine Ahnung, wo eigentlich das Problem liegt, daß so viele
unserer Kinder in den Schulen nicht klar kommen, während immer mehr pädagogisches
Personal in innerer Emigration und/oder in Burnout- Krankenständen landet.
>>Die enormen Nachhilfekosten -- steiermarkweit
geht die AK von rund 12 Millionen Euro aus, die die Eltern berappen müssen -- <<
[Quelle: Arbeiterkammer]
Kann mir das jemand erklären? Unsere Kulturministerin
kommt ja mit dem ganzen Schulbetrieb und dem offenkundigen Reformbedarf auch nicht vom
Fleck. Jetzt geht das aber noch weiter. Ich bin kein Unternehmer, also hab ich keine
Ahnung, woran es genau liegt, daß Betriebe kaum noch geneigt sind Lehrlinge auszubilden.
(Manche sagen: Es ist uns zu teuer.)
>>Im Jahr 2008 waren im
Arbeitsmarktbezirk Weiz 133 offene Stellen gemeldet. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies
eine Steigerung um 8,9%. Den 9 gemeldeten offenen Lehrstellen standen im Jahr 2008 31
Lehrstellensuchende gegenüber.<< (Quelle: PDF
vom AMS)
Ein ganzer Bezirk und neun offene Lehrstellen? Gegenwärtig
sollen es 14 sein. Die Statistik der "Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer
Steiermark" [Quelle: WKO]
macht einen deprimierenden Eindruck.
Dazu fällt mir spontan bloß ein: Sind denn hier alle
völlig deppert? Wenn sich schon die bestehenden Probleme nicht von heute auf morgen
lösen lassen, sollte die Erwachsenenwelt doch wenigstens Entschlossenheit und
Problembewußtsein zeigen. (Tut sie aber nicht!)
Aber ich höre und lese vor allem Ausreden, Ausreden,
Ausreden ... Was unterm Strich bedeutet, wir sind weder in der Lage unsere Kinder
angemessen auszubilden, noch ihnen angemessene Zugänge zur Arbeitswelt zu bieten.
Ich schätze, eine der mindesten Konsequenzen wird sein,
daß in 20 Jahren die Pflegeplätze noch weniger reichen werden als jetzt. All die
Youngsters, die jetzt von uns im Stich gelassen werden, könnten sich dann entschließen,
uns alte Deppen in ein Stadion zu karren, die Tore zu schließen, worauf wir uns selbst
überlassen blieben.
Und das wäre noch eine moderate Perspektive. Denn wir
könnten schon wissen, wollen aber offenbar nicht hören, daß es auf der Welt überhaupt
nichts Gefährlicheres gibt, als eine rasant ansteigende Zahl junger Männer, die keine
Jobs und keine Aussichten auf eine akzeptable Zukunft haben. Das ist eine tödliche Gefahr
... ganz im eigentlichen Wortsinn.
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