22. September 2009
Ferrari F430 zu gewinnen. Top Speed: 196 Meilen. So gesehen
in London. Kühne Träume! Alleine die laufenden Gebühren würden mich vermutlich
ruinieren, da wäre der Wagen noch keinen Meter bewegt. Für den Gegenwert meines Autos
ließe sich diesem keine Garnitur Reifen kaufen.
Das ist also eine der Dimensionen solcher Flieger. Sie
markieren ein Milieu, wo mit engen Hosen keine gute Figur zu machen ist. Ja. Als hätte
ich sonst keine Sorgen. Die Träume von nobler Distanz zum Notwendigen scheinen ein
zentrales Kulturgut zu sein. Das demonstrative Verbrennen von Geld hat vermutlich eine
lange Geschichte.
Als unsere Vorfahren noch nicht ausreichend in der Lage
waren Erjagtes zu konservieren, folgte dem Jagdglück ein festliches Verbrauchen des
Vorhandenen. Demonstratives Verbrennen von Geld hat ist eine sehr viel abstraktere,
fernere Spielart solcher Momente. ... Vernunft und Moral spielen freilich nicht in dieser
Liga.
Ein Stück Boden im Grazer "Medienkunstlabor".
Dort werden gerade lange Schichten gefahren und Energie findet einen völlig anderen
Einsatz als durch einen Ferrari. Sylvia Eckermann und Gerald Nestler arbeiten mit ihrer
Crew intensiv an "The
Trend Is Your Friend!"
Eine Installation, die dem Publikum über die Optionen
"BUY" und "SELL" Gelegenheit bieten wird, über menschliche
Merkwürdigkeiten etwas herauszufinden. Ein Beitrag zum Festival "steirischer
herbst". Wie auch die Videoinstallation von Künstlerin Lisa Truttmann, aus der
folgendes Bild stammt:
Wir werden "Goldjungen" in Gleisdorf
zeigen. Auch hier geht es um "buy" und "sell"; eine kleine Börse im
großen Istanbul. Diese Arbeit wird eine der Stationen auf einer Strecke sein, welche wir
durch die Innenstadt führen: [link]
Ist nicht wenigstens seit Odysseus das Reisen gerade auf
der Suche nach Unbekanntem als eine wesentliche Möglichkeit menschlichen Daseins besungen
worden? Und ich höre dauernd von Menschen, die um Österreich eine Mauer errichtet wissen
möchten, das Tor darin geschlossen und versperrt.
Das ist bloß einer der Gründe. Angst vor einer Welt
"da draußen". Im Kern genau das, was zu Zeiten des Odysseus von dden Griechen
"Idiotes" genannt wurde. Ein anderer Grund liegt in der verläßlichen Ahnung,
daß wir in diesem Land einen Wohlstand genießen, der sofort dahin wäre, falls wir
akzeptieren würden, daß alle Menschen der Welt die gleichen Ansprüche hätten ... und
sei es bloß auf: Energie, sauberes Wasser und ärztliche Versorgung.
Wollten wir wenigstens diese drei Annehmlichkeiten auch nur
ALLEN Menschen auf unserem KONTINENT zugestehen, müßten wir selbst Einbußen im Standard
akzeptieren. Um das zu vermeiden, wird viel an Ideologie und Menschenverachtung
aufgewandt.
Ich war einige Zeit ratlos geblieben, wie ich dieses Zitat
von Michael Jeannee zu- oder einordnen solle. (Quelle: "Kronen Zeitung") Daß ein so
prominenter Kommentator den Tod eines Menschen mit solchen Worten zu kommentieren beginnt,
drückt einen Status quo aus, der mir ein Gefühl von Verzweiflung entfacht.
Daß in diesem Land in weiten Kreisen so gedacht werden
kann, belegt ein Maß an Verkommenheit, welches auf Anhieb sprachlos macht. Es sollte
selbstverständlich sein, daß über niemandes Tod solche Worte fallen können;
ganz unbesehen der Zusammenhänge des Todes.
Es sollte ausgeschlossen sein, daß auf so eine Kolumne hin
eine Serie von "Leserbriefen" erscheint, in denen zwar teils betont wird, wie
"bedauerlich" der Tod des Mannes sei, das Bedauern löst sich aber anschließend
in Luft auf und es bleibt ... zynische Selbstgerechtigkeit.
Daß Jeannee, dieser fröhliche Prophet der
Menschenverachtung, seine Fresse nicht hält, verdankt sich der breiten Zustimmung, die er
genießt. Das verdankt sich aber auch der enormen Reichweite des Blattes, in dem er solche
Unerträglichkeiten publiziert.
Erst im Kontrast zu einer anderen Schilderung, die wenige
Tage später erschien, wird die Infamie des Autors gut sichtbar, durch die er sich den
Reichen des Landes als "guter Onkel" rekommandiert:
Kommentar? Kein Kommentar! (Quelle: "Kronen Zeitung")
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