20. August 2009 Ich denke,
es war Susan Sontag, die gesagt hat, in Sarajevo habe das 20. Jahrhundert begonnen, dort
habe es auch geendet. Es war also ein sehr kurzes Jahrhundert, komprimiert in seinen
Extremen.
Eric Hobbsbawm nannte seine Weltgeschichte des 20.
Jahrhundert "Das Zeitalter der Extreme". Er wurde dafür (und für sein
Gesamtwerk) 1999 mit dem "Leipziger Buchpreis zur Europäischen
Verständigung" ausgezeichnet: [link]
An seiner Seite stand damals Nenad Popovic
(Anerkennungspreis), der im November nach Gleisdorf kommen wird, um einen Akzent bei
meinem letzten Teil von "next code" zu setzen: [link]
Kurz zurück zu Sarajevo. Zivko "Gera" Grodzanic
ist hier über ein Portrait von Gavrilo Princip gebeugt. (Eine Arbeit von Slavko
Bogdanovic.) Princip hatte die "Schüsse von Sarajevo" abgefeuert und damit ein
bei Kaiser und Hof höchst unbeliebtes Ehepaar aus dem Leben geschafft. Dafür wurde ihm
flott der Prozeß gemacht, er verstarb im Gefängnis. Da Stabschef Conrad von Hötzendorf
ohnehin schon Jahre den Wunsch hatte, gegen Serbien einen Präventivkrieg zu führen,
schien das die passende Gelegenheit zu sein.
Fußnote: Es ist irgendwie schon spaßig, daß einem Mann,
der an prominenter Stelle beigetragen hat, das Haus Habsburg zu versenken, in Graz einer
der größten Boulevards gewidmet ist, die "Conrad von Hötzendorf-Straße": [link]
Uns hatte in der Schule niemand erzählt, das Princip
Österreicher gewesen ist, da er aus Bosnien und Herzegowina stammt, damals längst ein
Kondominium, das Habsburger und Osmanen in dieser Region auf kuriose Art verknüpfte. (Ich
hab übrigens inzwischen jenes geschichtsträchtige Ultimatum Österreichs an Serbien im
Web entdeckt: [link])
Aber zurück zu Grodzanic. In einem Video hat er sich mit Dobrica Cosic
befaßt. Ein radikaler Politiker, über den zu reden mir vor einiger Zeit eine ziemlich
heftige Kontroverse mit einem albanischen Kosovaren eingebracht hatte, der nicht geneigt
war, über "diesen Faschisten" eine moderate Debatte zu führen.
Aber "moderate Debatten" stehen hier sowieso
nicht zur Disposition. Während mir Kollegen aus dem heimischen Kunstmilieu eher übliches
Geplänkel anbieten, wie es hier seit 30 Jahren als Ersatzhandlung dienen, um weiter im
Schaukelstuhl verweilen zu können, sind diese Leute aus dem Süden sehr viel radikaler
unterwegs; was mir natürlich sehr gefällt. Übrigens: Die Ausstellung mit serbischer
Kunst wird heute Abend um 19:00 Uhr im Grazer Künstlerhaus eröffnet: [link]
Und morgen um 19:00 Uhr die "Social Machines"
im Grazer "MedienKunstLabor": [link] (Auf dem Foto die Kanadierin Kirsty Boyle.) Morgen wird
übrigens auch die Gleisdorfer Tattoo Convention eröffnet: [link]
Ich werde dort am Freitag um 16:45 Uhr und zweimal am
Samstag, um 16:45 und um 18:00 Uhr, einige der ausgestellten Autos vorstellen und ein
wenig darlegen, was es mit dieser Subkultur und ihrer Geschichte so auf sich hat. (Siehe
dazu auch: Cars!)
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