18. August 2009 Rührende
Befindlichkeitsprosa an der Mur-Promenade. "Und was macht ihr dann mit
ihnen?" möchte man ergänzend fragen, während man über das fehlende N
gelassen hinwegsieht. Als ob an den Nazi orientierten Leuten mit solchen Kraftlackeleien
beizukommen wäre. Falls das ginge, gäbe es heute ja keine mehr.
Die Kraftlackel-Nummer können wir also
abhaken. Bleiben komplexere, anspruchsvollere Optionen als das angedeutete Dreinhauen, in
dem man die einstige SA erst einmal übertrumpfen müßte, um dann erst wieder kaum mehr
als einen Scherbenhaufen und geschundene Leute vor sich zu haben. Die merkwürdigen
Lustigkeiten finde ich offenbar in allen Lagern.
Das Thema "Sprache in
Österreich" ist auf kuriose Art an einem Österreich-Begriff festgemacht, der
mit dem Staat Österreich ziemlich wenig zu tun hat. Denn dieser Begriff entstammt einer
Urkunde zur "Marchia orientalis" aus dem Jahr 996. [link] Prompt hatten
einige bewegte Leute im Jahre 1996 "Tausend Jahre Österreich" zu
feiern geruht; was eine ziemlich spaßige Idee war. |
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Denn das hätte bestenfalls
"Tausend Jahre Wort 'Österreich'" abgeben können. Worin aber die tausend
Jahre Kontinuität des Staates Österreich bestehen sollen, blieb völlig unklar.
Das ist so ein nationalistisches Dahinschwadronieren, wie es Leute mit etwas
schwächelndem Selbstbewußtsein gerne pflegen, um sich über Dauer, über
"geschichtliche Dimension" aufzurichten.
Ein Beispiel aus der Kiste: Wo man auf der
entsprechenden Website also "österreichert", wird eine beliebte
Kuchenart mit "Sahne" statt mit "Schlagobers"
vorgeführt:
>>Mohr im Hemd - Schokoladenkuchen mit
warmer Schokoladensauce und Sahne<<
Da scheint also der traditionsreiche Stress
durchzuschlagen: Verstehen uns die Deutschen wohl und wird dort auch verstanden, daß wir
zwar die gleiche, aber eine andere Sprache haben?
>>Formen stürzen, Mohr mit der
Schokosauce überziehen, mit geschlagenem Obers garnieren.<< [Quelle: ostarrichi]
Daß der "Mohr", also der Kuchen,
mit Schokosauce überzogen werden soll, ist als Satzteil von einiger Kuriosität. Daß
Schwarze diesen Begriff "Mohr" so oder so als herabwürdigend empfinden, war
kürzlich Thema gewesen, weil ein heimischer Anbieter "Mohr im Hemd"
als Fertigprodukt auf den Markt gebracht hatte: [link]
Beim Verein "Zara" wurden einige der
Einwände gegen die Bewerbung dieses Produktes dokumentiert: [link] Freilich gab
es, wie zu erwarten, in diversen Leserbrief-Zonen eine Flut von Einwänden GEGEN eine
Ächtung solcher Marketingschritte und höchst erstaunliche Begründungen, warum sich
Schwarze vom Begriff "Mohr" nicht behelligt fühlen bräuchten.
Wären meine Leute nur halb so einfallsreich
im Begründen und Herbeiführen von Veränderungen wie sie Veränderungen absagen
möchten, wir lebten in aufregenden Zeiten.
Wie klug muß man denn sein, um zu begreifen,
daß nicht jene, die von anderen als bedrohlich empfunden werden, dieses Gefühl der
Anderen in Abrede stellen können? Es mangelt außerdem nicht an Beteuerungen von
Schwarzen, daß sie sich vom Begriff "Mohr" behelligt bis verletzt fühlen. Das
könnte genügen. das könnten wie ernst nehmen. Aber wir erklären ihnen schon, daß sie
sich irren.
Wie heikel diese Sprachregelungen mitunter sind, war mir in
der Begegnung mit albanischen Kosovaren [link] aufgefallen. Sie
würden von achtsamen Serben erwarten, daß man sie "Albanci" nennt.
Erklingt von serbischer Seite dagegen ein "Shiptar", dann rangiert das,
wie man mir sagte, etwa im Range von "Nigger" oder "Saujud".
Es wird als üble Beschimpfung empfunden.
Das Foto zeigt übrigens den Maler Naim Spahiu, der mir da
gerade demonstrierte: Drei Kosovaren, drei verschiedene Pässe.
Nun habe ich die Leute gefragt, wie sie sich selbst nennen
und ließ es mir aufschreiben. Das Wort "Shqipetaret" wird "Shiptart"
ausgesprochen, was für einen Außenstehenden phonetisch kaum vom beleidigenden "Shiptar"
zu unterscheiden ist.
Bei uns sind es vor allem vaterländische
Kräfte, die keine Kränkung von Mitmenschen scheuen, um die Welt klein und überschaubar
zu halten. Wie smart diese Leute sind, war eben aus Vorarlberg zu erfahren:
>>Plakatständer
vom Kärntner Wahlkampf / 30 Ständer des Kärntner Wahlkampfes mit dem Slogan "Wir
passen auf den Kärnten auf" wurden in Vorarlberg aufgestellt.<< [Quelle: ORF]
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