11. August 2009

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Das darf man wohl einen Temperatursturz nennen. Ein herbstliches Intermezzo, welches mir die Tage unterm Dach erträglich macht, wo große Tageshitze mich beugen würde. Nette Überraschungen, da wir doch offenbar in unseren Erwartungshaltungen nur sehr ungern enttäuscht werden. Und ein Sommer habe ein Sommer zu sein, höre ich. Aber so ist es doch andauernd, daß wir Annahmen über den anbrechenden Tag oder die nahe Zukunft legen, um dann zu staunen, daß es anders kommt. Ich weiß nicht, was dagegen spräche.

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Erwartungshaltungen, was damit alles schiefgehen kann, welche Kräftespiele sich entwickeln, wenn ein Paar damit in Ungleichzeitigkeiten hängen bleibt; das hat Jean-Luc Godard in "Eine Frau ist eine Frau" abgehandelt. Sie scheinen große Kinder zu sein. Es kam mir merkwürdig vor, meine eigenen Erinnerungen an ein erstes Zusammenleben mit einer Frau in diesem Film teilweise wieder zu finden.

Angela (Anna Karina) hält zwar ihre eigensinnige Position zwischen den zwei aufgeregten Männchen (Jean-Claude Brialy und Jean-Claude Belmondo) recht hartnäckig, bekommt das aber symbolträchtig mit einem Liedchen quittiert, an das ich mich ebenso gut erinnere wie an solche Frisuren, die damals bei meinen Cousinen besondere Tage krönten.

Charles Aznavour sang:
"Du bist so komisch anzusehen, denkst du vielleicht das find ich schön? / Wenn du mich gar nicht mehr verstehst und mir nur auf die Nerven gehst / Ich trinke schon die halbe Nacht und hab mir dadurch Mut gemacht,   um dir heut endlich zu gestehn: "Ich kann dich einfach nicht mehr sehn" / Du lässt dich geh'n! / Du lässt dich geh'n!<< [Quelle]

Ich hätte als Ehemann nach solchen Offenbarungen damit gerechnet, eines Tages Gift in der Suppe zu haben. Freilich weiß ich von meinen Leuten, daß es Standard war, eine langjährige Ehe mit genau solchen Gemeinheiten und Untergriffen auszufüttern.

Godard dominiert genau jene Szene mit diesem Lied (Die Filmsequenz auf Youtube: link), in der sich Alfred-Belmondo bemüht, Angela von ihrem Ehemann loszueisen und auf seine Seite zu ziehen. Was das für Schlachtfelder wurden, hat unsere Kindheiten belebt. Das reicht salopp in die Gegenwart. Dazu eine kleine Montage heutiger Meldungen:

>>Vier Wochen nach Natalja Estemirowa wurde am Dienstag Sarema Sadulajewa zusammen mit ihrem Mann tot aufgefunden. Die Leichen wurden laut Polizei in der Nähe der Hauptstadt Grosny im Kofferraum eines Autos entdeckt. Sie wiesen Schusswunden in Kopf und Brust auf.<< [Quelle: APA]

>>Eineinhalb Jahre Hausarrest für Aung San Suu Kyi<<  [Quelle: APA]

>>Ganz im Zeichen des Frauenalltags zur Zeit Erzherzog Johanns stehen die Thementage "Bürgerin, Bäuerin, Kuchldirn".<< [Quelle: OTS]

Verschiedene "Härtegrade", um sich Frauen vom Hals zu halten, mit denen man sich über verfügbare Positionen und Mittel auseinandersetzen müßte. Auseinandersetzen über Anteile am Geld und an der Definitionsmacht.


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