23. Juli 2009 Morgen wird
wieder ein Sofa auf die Straße gestellt. "Kultursalon" in
Gleisdorf. Plauderecke, sanfte Drinks und natürlich erneut die Frage: "Was ist
Kunst?"
Wir ordinieren ab 14:00 Uhr vor der Galerie
"einraum"! [link]
Übrigens! Das gesamte Geschehen rund um unser "kunst
O.ST labor" hat sich längst zu einer Komplexität ausgewachsen, mit der ich selbst
ab und zu Probleme bekomme. Orientierungsprobleme. Deshalb gibt es jetzt eine "kunst
O.ST"-
ÜBERSICHT
... durch die einem die möglichen Wege wieder etwas klarer
werden können, falls man verloren gegangen ist. Ich hab andrerseits meine Freude an
dieser Komplexität. Sie verknüpft all diese Fragen und Themen und Aufgabenstellungen,
die wenigstens im Ansatz spiegeln, was die Welt ist oder sein kann. Es gibt nicht gar so
viele Tätigkeitsfelder, bei denen sich das auf die Art einlöst.
Küchen! Das löst es sich auch ein. Im günstigsten Fall.
Ich habe kürzlich in einem indischen Lokal wieder einmal gestaunt, welche Geschmäcker es
auf der Welt gibt, auch: welche Geschmackskombinationen mich in Zustände der
Überraschung stürzen.
Wer könnte mir diesen Reichtum ersetzen, wenn wahr würde,
was sich Vaterländische so lautstark wünschen, daß nämlich "die
Österreicher" unter sich blieben? Das ist, als stünde jemandem ein Palast offen und
er sperrt sich in einem Besenkammerl ein. Warum? Angst vor der Welt. (Das ist die
gegenwärtige Essenz dessen, was die Griechen in der Antike "Idiotes" nannten.)
Klagen und Geplärre, daß uns wenigstens
prinzipiell die Welt offen steht. Aber von wegen "offene Grenzen"! Um etwa
Gäste aus Serbien im Rahmen eines Projektes einige Tage hier haben zu können, sind eine
Reihe von Telefonaten zu Behördenstellen nötig, fällt eine Menge Papierkram an und ist
folgende Verpflichtungserklärung nötig:
>>Der "kultur.at: verein für
medienkultur" verpflichtet sich, für die Unterkunft der eingeladenen Personen
aufzukommen. Weiteres verpflichtet er sich, der Republik Österreich, den Ländern,
Gemeinden und anderen öffentlichen Rechtsträgern alle Kosten, die ihnen im Zusammenhang
mit der Einreise, dem Aufenthalt (auch wenn dieser -- aus welchen Gründen immer -- über
den Zeitraum der Einladung hinausgeht) und der Ausreise sowie allfälliger
fremdenpolizeilicher Maßnahmen entstehen, binnen 14 Tagen ab Zahlungsaufforderung (bei
sonstiger gerichtlicher Geltendmachung) zu bezahlen.<<
Damit habe ich die Leute noch nicht hier, das
birgt manchmal auch noch Hürden, damit ist erst die Möglichkeit zur Einreise eröffnet.
Der Spaß geht ja weiter. Um dann die Einladung behördlich bestätigt zu bekommen,
müßten (so die Anforderung durch das Innenministerium) alle Vorstandsmitglieder real bei
der Bezirkshauptmannschaft erscheinen, was ich nun über Vollmachten auf mich übertragen
kann. Und es muß belegt werden, daß der einladende Kulturverein liquide ist.
Das findet man auch bei der lokalen
Bezirkshauptmannschaft nicht so lustig. Solche Anforderungen seien vor allem von
belebender Wirkung, wenn man es mit einer großen Firma zu tun habe, wovon einige als Teil
des "Auto-Cluster" in der Region ansässig sind, deren Chefs ja einen etwas
anderen Terminkalender haben als ich.
Michaela Zingerle von "styrian summer art"
schrieb mir vor Tagen:
>>Morgen hole ich schon die erste für das
Symposium am Flughafen ab, jetzt telefoniere ich noch schnell mit Tel Aviv. Ein Visum für
einen Palästinenser ist einfach ein Wahnsinn zu organisieren. Alle 27 Schengenstaaten
müssen einverstanden sein, dass er kommt. Gut, das ist zwar automatisiert aber trotzdem
umständlich.<<
Dieses ewige Geblöke von den "offenen Grenzen",
über die uns von Fremden ein Unheil drohe, handelt von eine Phantasma, das zu den
Hauptgegenständen unserer Kultur gehört: Die Illusion der Sicherheit. Diese Illusion
kann in einem sehr wohlhabenden Land recht hoch gehalten und hoch gehandelt werden. Das
meint: Sie ist verwertbar, wird bewirtschaftet, vermarktet.
Da
lügt die Innenpolitik, da trügt die Wirtschaft und die Kassa klingelt. Da plärren erst
recht die Vaterländischen, denn bliebe ihnen nichts vom Geschäft mit der Angst, was
wäre dann ihr Geschäft?
Ich habe schon erwähnt: Aus diesen rechten Winkeln und
Löchern kommt seit einem Jahrhundert so gut wie nichts, was in Wissenschaft und Kunst ein
Weilchen Bestand hätte oder einigen Eindruck machen würde. Aber auch die Hetzkampagnen
taugen nicht wirklich etwas. Zum Sujet, das ich im vorigen Eintrag gezeigt habe, meinte
Graphic Novelist Jörg Vogeltanz [link]
>>zum nvp-poster "freies
österreich": die haben ja nicht einmal die grundzüge der werbelehre kapiert... das bildmotiv sagt in kombination mit dem slogan klar aus:
"uns ist ein freies österreich unter türkischer herrschaft lieber als
multikulti". und das, so argwöhne ich, wollten sie sicher nicht sagen... :-)))) was
für trottel!<< |
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Nebenbei bemerkt, zum Leisten-Titel schrieb
mit der Amerikanr Michael Roloff [link]
>>you now need to sign instead of "we children of the
cold war" "we the slaves under the umbrella of the hegemon" ... just
visiting your site, and for breakfast... there better be a good knoedel there or
schmarren! xx michael r.<<
[Wir Kinder des Kalten Krieges]
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