9. Juli 2009 Vor einigen
Tagen hab ich notiert: "Wenn ich doch ein Depp wär'. Das Leben würde nicht
leichter sein, aber meine Zuversicht könnte ungleich muskulöser bestehen." [link] ... und hab einige Ruhe genossen. Schlafen.
Das ist auch eine gute Angelegenheit. Besonders süß ist der Schlaf am hellichten Tag.
Doch nun bin ich wieder aufgewacht und weiß auch, wo ich mich befinde.
>>YouGov ist ein im Jahr 2000 gegründetes,
börsennotiertes Marktforschungsinstitut und einer der Pioniere im Einsatz von
Online-Erhebungen zur Bereitstellung hochwertiger Daten in den Feldern Markt- und
Sozialforschung.<<
Werbeeinschaltung einer heimischen Deppen-Akademie? Könnte
sein. Dort war eben folgende Frage zur Abstimmung publiziert:
Das wirft einige Unklarheiten auf. Zum Beispiel:
+) Was genau ist jener korrekte Status "des Österreichischen",
demgemäß man sich integrieren möge?
+) Wo ist dieser Status formuliert? Was sind seine Kriterien und wer hat sie festgelegt?
+) Was ist demnach "gut integriert" und zwar nach welchen Kriterien?
+) Würden Österreicher ihre Staatsbügrerschaft verlieren, falls sie solchen Kriterien
nicht entsprechen?
Und so könnte es weitergehen, um diesen stümperhaften
Obskurantismus abzuklopfen. Kurz, diese Frage taugt überhaupt nichts. Was werden dann die
Antworten taugen? Um es klar zu sagen: Diese Art des Fragens UNTERSTELLT eine Faktenlage,
die man nicht finden kann.
Das "österreichische Österreich"
ist ein Phantasma.
Es folgt üblicherweise dieses ganze Integrationsgewäsch
á la Kronenzeitung, in dem doch ausschließlich "Ausländer"
zurechtgestellt werden. Rede ich statt dessen über Kategorien wie
+) sozialer Frieden,
+) Verteilunsgerechtigkeit,
+) Chancengleichheit,
... brauche ich daraus keine "Ausländerdebatte" zu machen, weil mir plötzlich
klar würde, daß wir als Bürgerinnen und Bürger über grundlegende Bedingungen der Res
publica zu reden hätten. Darin wären dann Menschen fremder Herkunft und fremder
Muttersprache nur ein TEIL des Gemeinwesens, das zu den oben genannten Punkten in die
Pflicht genommen sein muß, mehr noch müßte aber das "amtliche" Staatsvolk
gefordert sein.
Was mich vielleicht am meisten deprimiert, ist diese
Tendenz unter uns Proleten, reiche Leute schon wieder außen vor zu lassen und
"Ausländer" in solchen Debatten zu forcieren. Dabei könnte uns allen
beispielsweise präsent und geläufig sein, daß eine eher überschaubare Minorität von
Krawattenköpfen innerhalb eines knappen Jahrzehnts über ihre Börsen, Banken,
Versicherungen, Immobilien- und Autofirmen plus sonst noch was weit mehr
volkswirtschaftlichen Schaden angerichtet und uns alle beraubt hat, als es einige Armeen
von "Asylwerbern" in hundert Jahren tun könnten, falls sie wollten.
Nebenbei:
In Österreich verfügt EIN Prozent der heimischen Bevölkerung über ein DRITTEL des
gesamten Vermögens im Lande. (= 1% der Leute hat über 30% des Vermögens, 99% müssen
mit dem verbleibenden Potenzial auskommen.) Sowas geht natürlich nicht mit rechten
Mitteln zu. Sowas geht auch nicht mit purer "Tüchtigkeit".
Das sparen Nationalismus-Groupies und deutschtümelnde
Großmäuler vermutlich deshalb gerne aus, weil unter ihnen ausreichend viele sind, die
sich selber sozial "nach oben" träumen und so eine Eliteposition nicht
ausschlagen würden. Es wird sich leicht feststellen lassen, daß vor allem "radikale
Aufsteiger" gerne auf Schwache einschlagen und zugleich ihre Sorge um das Gemeinwohl
groß herausstellen.
Es ist obszön und niederträchtig, sich bei den
wohlhabenden Eliten anzubiedern, indem man sich an den Schwächsten vor Ort abputzt. Ich
bekomme gelegentlich solche Dinge zu lesen:
>>irgendwo muß der Stop sein und überleg doch du
mal wieso die alle zu uns wollen.... DAS erklärt dann einiges.<<
Weiteres Gewäsch! Was ist denn "irgendwo"? Wie
sehen die Kriterien für "Stop" aus? Und wer genau sind "die"? Ich
will solche Dinge schon genauer wissen, wenn Menschen aufstehen, um "ihr" oder
irgendein Österreich zu "schützen" ...
[Wir Kinder des Kalten Krieges]
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