29. Juni 2009
Kuriose Figuration im Stadtzentrum, um zu erinnern, woher
die Milch zum Kaffee kommt. Ein Ansatz, der mir gefallen würde, wenn er darauf
hinausliefe, daß bei den Cafés und Gasthäusern die Lautsprecher abmontiert würden,
wenn diese quälende Dauerbeschallung mit Mainstram- Musiken ein Ende hätte, wenn statt
der akustischen nur noch visuelle Marker gesetzt würden.
Als ich gestern die kleine Pizzeria betrat, war ich vorerst
der einzige Gast. Özi schaltete das Radio an, während ich mich zu Tisch setzte. Er hatte
demnach vorher die Stille bevorzugt. "Ich brauch das nicht", sagte ich,
worauf er nickte und es wieder abschaltete. Man kann sich in der Sache also offenbar etwas
wünschen.
Später trudelten Gabe und Mischi ein, bei denen das
gängige Radio-Gedudel ohnehin bloß Verachtung auslöst. Ihre Metal-Vorlieben
sind wie eine Schallmauer gegenüber der Erwachsenenwelt. Außerdem hab ich als
Ex-Motorradfahrer [link]
einen ziemlichen Bammel, wenn ich die Buben in diesem Outfit abheben sehe.
Der Dauerregen ist da noch die geringste Trübung. In
diesen Fähnchen, ohne Handschuhe, in Sneakers gegebenenfalls über den Asphalt zu gehen,
macht im Spital eine Menge Arbeit. Kontraste. Die Regierung der Unvernunft. Was für eine
wunderbare Lebenszeit, bis es die ersten Male kracht.
Ich ahne, die Mutter meines Sohnes würde mir
möglicherweise die Hölle an den Hals wünschen, weil ich zur Annahme tendiere, man
brauche den jungen Kerlen nun nichts zu predigen, denn was die Gefährdung und was der
Schutz ist, wurde längst verhandelt. Nun nehmen sie sich die Freiheit zur Unvernunft, um
diese verrückten Zustände auszuloten und zu GENIESSEN ... bis es eben die ersten Male
kracht.
Ich habe gelegentlich gesagt: "Mach nichts, wo wir
dann einen Chirurgen oder Polizisten brauchen." Aber das ist eben bloß eine
Empfehlung. Was mich an die Songzeile "Daddy, don't preach!" erinnert.
(Wer war das?)
Apropos! Das war jetzt ein Rauschen und
Raunen, weil dieser unglückliche Mensch gestorben ist. Prompt sprang der Hype wieder an,
der sich auf wohltuende Art gelegt hatte. In "Der Standard" kommt Karl Fluch
unaufgeregt und treffend auf den Punkt. Die Headline lautete:
>>Vom Role-Model zum
"House-Nigger"<< |
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Ein zutiefst deprimierendes
Leitmotiv im Leben des angeblichen "King of Pop". Ein Motiv, an dem ich
keinerlei Größe erkennen kann. Mit dem Hype korrespondiert die angebliche Reaktion von "Daddy,
don't preach!"-Madonna, die es role model-mäßig von der
"Luxus-Schlampe" zur "Super-Mutti" gebracht hat. Das ist alles
irgendwie Hansi Hinterseer auf international.
Was ließ die Königin des Gesäusels
verlauten? Naja. Als etwa Muddy Waters gestorben ist, schien mir sicher, daß die Welt
einen der ganz Großen verloren hat. Seither sind offenbar die Kategorien und Kriterien
etwas durcheinander gekommen. Wie hieß das bei
Madonna kürzlich rund um eine von "Abba" zugekaufte Musik-Phrase?
>>Ring, ring, ring goes the telephone / The lights
are on but there's no-one home / Tick tick tock it's a quarter to two / And I'm done I'm
hangin' up on you<< [Quelle]
Mit High Heels im Tanzstudio und solches Gestammel. Nicht
nach meinem Geschmack. |
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Wenn schon stammeln, dann aber
richtig! Etwa so, wie Little Richard [link] vor einem
halben Jahrhundert:
>>A-Wop-bop-a-loo-lop a-lop-bam-boo /
Tutti Frutti, all over rootie / A-wop-bop-a-loo-lop a-lop-bam-boo ...<<
Sollte dieser zart gebaute Hupf-Teufel
dereinst sterben, was als gesichert gelten darf, wäre wieder einmal zu notieren, daß die
Welt einen der ganz Großen verloren hat.
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