21. Juni 2009 An den
Debatten darüber, was Kunst sei, erstaunt mich selbst immer wieder, daß ich alles, was
mir daran konstituierend erscheint, auch in senem Gegenteil gewichtig finden kann.
Ich mag die Vorstellung, daß Intention, ästhetische
Erfahrung, Handwerk und eine Erzählung grundlegende Elemente der künstlerischen Praxis
seien. Fluxus-Künstler Detlev Hartmann [link] spottet dieser Vorstellung weitgehend. Er verzichtet auf die
meisten dieer Elemente, verwirft in Gesprächen sogar die Intention Künstler zu sein,
schafft seinen Status offenbar ausschließlich durch kontinierliche Arbeit, die keinem
ideologischen Konzept gewidmet ist.
In meiner Region bekomme ich keine breitere Debatte
darüber in Gang, wie mit dieser Situation umzugehen sei. Es ist DAS, kann aber ganz
legitim auch sein GEGENTEIL sein. Gleichzeitig verschwindet es, wenn alles alles ist, wenn
also ALLES als Kunst gilt, denn dann ist nichts mehr Kunst, besser gesagt: Dann ist die
Kunst fort.
Für versierte Buddhisten wäre das definitiv kein Problem.
Wer Erfahrung mit dem "Koan" und anderen Übungen dieser Art hat, findet so eine
Situation keineswegs irritierend. Aber wir wären natürlich nicht bloß auf östliche
Denksysteme angewiesen, um solche Zugänge zu schaffen. Die Kunst selbst böte sich als
solches Bezugsfeld an und möchte eigentlich in diesem Sinn ernst genommen werden.
Aus einer Serie von
Politiker-Portraits von Detlev Hartmann
Wer nun meint, das sei etwa "abgehoben", das sei
eine unangemessene Nischenposition, übersieht in einiger Schlampigkeit, daß auch unsere
westliche Kultur derlei "bipolare Eindeutigkeit" ("wahr oder falsch",
"schwarz oder weiß") längst aufgeben mußte. Die "Heisenberg'sche
Unschärferelation" und die Quantenphysik sind Ereignisse, welche unser 20.
Jahrhundert von Beginn an geprägt haben.
Damit müßte eigentlich klar sein, daß wir in unserer
Kultur keineswegs gerüstet sind, verläßlich "Wahrhet" hervorzubringen, indem
wir einfach die Widersprüche eliminieren. Es gilt also: Was die Kunst ausmacht und auch
dessen Gegenteil. So viel Rafinesse im Denken müßte wenigstens gelegentlich aufgebracht
werden. Anspruchsvolle Klärungsprozesse "in progress", als
Dauerzustand ...
Bleibt mindestens noch diese interessante Frage, der sich
Kunstschaffende für sich ja nicht zwingend ausliefern müssen. Aber sobald wir
Sichtbarkeit beanspruchen, Öffentlichkeit und auch öffentliche Mittel, ist diese Frage
relevant und es muß darauf Antworten geben. Denn es wird sich in einer "res
publica" kaum durchsetzen lassen, Ansprüche unverhandelt eingelöst zu bekommen.
Solchen Überlegungen und Zusammenhängen widmen wir uns morgen beim
1. LEADER Kultur
Vernetzungstreffen
Montag, 22. Juni 2009, 9.00 bis 13.00 Uhr
im Kunsthaus Graz, Needle, Lendkai 1, 8020 Graz [link]
Cut!
Aus dem Iran kommt ungebrochen das Fragen "where
is my VOTE?" Der iranischer Künstler Amirali Ghasemi, hier bei einer meiner
"MTV-Sessions" in Istanbul, hat eine kleine Schildernug vom Lauf der Dinge
abgesetzt:
you hear its from many people here these
days... we are fine, still, alive going to silent and peaceful demo almost every day...
thing seem alright in the day no one beats any one... in the center of the city but there
a huge presence of robocops and all other sort of police and undercover guys....
some time they are side by side walking inside us....
at night but there are street fights and gun fires and tear gas and pepper spary and ....
electric shock in suburban areas where the young come out.... i dont go out at nights
usually becasue its looks like a real war secne.......
tomorrow people want to Friday prayer many of them after 30 year and show their
presence... it seems its a day of destiny
there is no proper way to coomunicate mobile are cut in various hours and areas and forget
about SMS.... many site are blocked and almost you cant send things with ftp.... i cant
open my email even some times but SKYPE is working...
take care and i will update you as soon as I can but dont worry if you didn't hear from me
soon, its a bit crazy here :P ;)
best wishes from sunny tehran
Amirali, from parking gallery
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