14. Mai 2009

Gewöhnlich sind die Dinge so geordnet, daß Erwachsene einen schlechten Einfluß auf Kinder haben. So gehört sich das, so hat es seine Richtigkeit. Ich muß da in meiner Entwicklung als Vater irgend eine wichtige Abzweigung verpaßt haben.

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Denn es beschleicht mich der Verdacht, daß es mir umgekehrt widerfährt. Es kam auf tückische Art. Erst hat mich mein Sohn mit einer erheblichen Ladung von "South Park"-Folgen versorgt. Dann hat er gelassen die Auswirkungen beobachtet. Die Haltlosigkeit der Figuren mit ihren Tiraden, wann immer einem Charakter was nicht paßt, das ist sehr verführerisch.

Ich war ursprünglich zur Annahme geneigt, Grant und das Grantigsein sei eine zutiefst österreichische Regung mit einem speziellen Fokus in Wien ... und bei mir. Weit gefehlt! Die Kids im "South Park" sind meister des Faches.

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Auf diesem Bild sieht man übrigens in der Mitte Ike, menschlicher Flugkörper, zentraler Gegenstand des "Baby-Freistoß". Das ist einer meiner Libelingsvorfälle in der Serie. Es bedeutet, Ike erhält sporadisch, ohne erkennbaren "guten Grund", einen Arschtritt, daß er in hohem Bogen in die Landschaft fliegt. (Nicht ohne vorher zu rufen: "Kein Baby-Freistoß!")

Aber eigentlich: Ich hab staunend festgestellt, daß mein Sohn offenbar eine ganz deutliche "Nazi-Allergie" hat. Die ist nicht ideologisch begründet, denn Ideologiefragen werden in seinem Milieu, in seiner Clique, so weit ich sehe, nicht debattiert. Es wurzelt auch nicht in "Vater-Sohn- Gesprächen", denn die sind zeitlich sehr knapp begrenzt und inhaltlich anders gewichtet, vor allem aber: Sie handeln von keinen aufklärerischen Motiven, weil das sofort zum Gesprächsabbruch führen würde.

Es scheint so zu sein, daß diese "Nazi-Allergie" aus praktischer Erfahrung kommt. Denn etliche in der Clique sind nicht in Österreich geboren worden. Und die machen in der Gemeinschaft einen anderen Eindruck als einheimische Glatzen, die sich mit ihren Artigkeiten hervortun und weltanschaulich mitteilen. Die gibt es in der Oststeiermark ja auch.

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Meine Generation zeigt erhebliche Probleme, solche Dinge (Quelle: "Der Standard") zu qualifizieren. Während unsere Innenministerin diesen obszönen Vorfall noch zurechtredet und "gegenseitige Provokationen" zwischen "Linken" und "Rechten" in die Waagschale dazu wirft, können die siebzehnjährigen Emos, denen ich hier begegne, das auf Anhieb einordnen; trefflich einordnen.

>>Aufregung über Fekter-Aussage Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) hatte für Aufregung gesorgt, als sie nach der Störaktion bei der Gedenkstätte Ebensee von "gegenseitigen Provokationen" sprach.<< [Quelle: ORF]

Fekter hat inzwischen ausrichten lassen, ihre Aussagen seien angeblich aus dem Zusammenhang gerissen worden. Ob oder ob nicht, Österreichs Innenpolitik schwächelt in der Sache, seit mich diese Sache beschäftigt. (Und das ist lange der Fall.)

In einer Mischung von eigenen Inhaltsschwächen demokratischer Art und Anbiederung an das rechts aufgestellte Potenzial werden seit vielen Jahrzehnten die Opfer des Holocaust verhöhnt und neue (angeblich) "Schuldige", zurechtgestellt, da jederzeit Bedarf an Objekten der Ausrede besteht.

[Wir Kinder des Kalten Krieges]


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