27. April 2009

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Manchmal bin ich ganz plötzlich in einen Ausschnitt der Umgebung vernarrt. Wie etwa diese Stahl-Kamine unter einem grauen Himmel, während die Bäume heftig vom Wind bewegt werden. Später habe ich auf den Gehsteigen eine kleine Flut von Blütenblättern entdeckt.

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Da waren auch noch diese Krebse vor mir. Und eine Spur von gut gekühltem Weißwein, die sich durch dieses Wochenende zog. Blickbeute, Geschmäcker, Zeit die verfließen durfte, einiger Reichtum in krisenhaften Zeiten.

Nein, da ist keine plötzliche Krise die mich plötzlich erreicht hätte. Der Weg der Kunst ist für mich gelebtes Prekariat. Das paßt mir nicht immer, aber das ist eine ganz unspektakuläre Tatsache, aus der sich vor allem die unaufgeregte Frage ableitet: Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Ich habe in den letzten Wochen laufend mit sehr verschiedenen Geschäftsleuten gesprochen. Niemand von ihnen wirkte irritiert oder überrascht. Niemand führte Klagen im Mund. Es sind letztlich doch ganz normale Verläufe, solche Schwierigkeiten abzuarbeiten.

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Keine Nachricht. Keine Botschaft. Das sind gute Momente. Wenn die vertraute Geschwätzigkeit für kurze Zeit verstummt. Ich würde es sehr mögen, wenn es möglich wäre, zum Beispiel für wenigstens einen halben Tag der Innenstadt die "Haut der Geschwätzigkeit" abzuziehen, alle gewidmeten Flächen von ihren Botschaften zu befreien. Portale, Schaufenster, Plakatflächen.

Oder! Für einen Tag all die Hintergrund- und Lift-Musik verstummen zu lassen, das dümmliche Kaufhaus-Geschepper, über das mir seit Jahren niemand sagen kann, wer das eigentlich hören möchte.

Als ich kürzlich in der "Kirchtavern" die Kellnerin bat, daß sie das Radio leiser schalten möge, hat sie das anstandslos getan. Aber abschalten? Ich frage immer wieder. Dieser Tage hat mir jemand gesagt, die Menschen bleiben durch diese Dauerbeschallung von einer peinlichen Stille verschont. Sind wir so eine peinliche Art geworden?

Heute morgen sagte mir mein Mädchen, es bestünde kein Zweifel, die Vögel würden inzwischen lauter zwischtern, weil sie sich dem aktuellen Lärmpegel angepaßt hätten. Ich halte das für einen verrückten Zustand.


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18•09