17. Dezember 2008

Wie viele Jahre hab ich das nun hergebetet? Das Verhältnis zwischen Zentrum und Provinz drückt ein altes Denkschema aus, mit dem wir die Gegenwart nicht bearbeiten können. Daran knüpfen auch Vorstellungen, die von einer Auffassung städtischen Lebens handeln, wie sie im Grunde dem Bild der mittelalterlichen Stadt entsprechen.

Dieses Bild handelt von Mauern, von Toren, die man schließen kann und davon, daß "draußen" feindliches Terrain sei. Solcher Denkmuster finden sich auch im Kulturbetrieb, was besonders irritierend ist, weil sich gerade da die handelnden Menschen meist für ziemliche "Reflexions- Kraftlackel" halten.

Egal! Heilsverkündung ist ein fades Geschäft. Manche Dinge sind ohnehin über Zuruf nicht beeinflußbar. Aber manchmal finden sich Verbündete, um Ideen zu ergründen und Handlungspläne zu entwerfen.

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Deshalb habe ich mich gestern in Weiz mit drei "Freelancers" an einen Tisch gesetzt, um über kulturpolitische Optionen zu reden und deren praktische Umsetzung zu erörtern. Künstler Walter Kratner war schon mehrfach mein Projektpartner, zuletzt im Festival "steirischer herbst" bei "next code: exit".

Kultur-Promotorin Nina Strassegger-Tipl (Mitte) war heuer Gastgeberin für meinen "regionale 08"-Beitrag "gläserne sätze". Kunsthandwerkerin Christa Ecker-Eckhofen bringt erhebliche unternehmerische Erfahrungen ein. Wir haben nun Grundkonsens, aus dem "Labor" von "kunst O.ST" heraus einige Schritte zu entwickeln, die dem Kulturgeschehen in der Region neue Impulse zu geben vermögen.

Dazu fügt sich ein kleiner atmosphärischer Beitrag. Nachdem wir im Weizer "Gasthaus zur Goldenen Krone" die vermutlich kurioseste Kellnerin der Region erlebt haben, überquerte ich den Platz, um in der Redaktion der "WOCHE" vorbeizuschauen.

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Dabei eine kleine Überraschung: Die Berichterstattung über das Kosovo-Projekt [link] hat mir diesen regionalen "Platz 1" eingebracht, was manche vielleicht gering schätzen mögen.

Aber das ist eben NICHT die "FAZ", sondern ein Regionalblatt, in dem es also erstens möglich ist, das Thema Gegenwartskunst am Beispiel einer so problematischen Region wie dem Kosovo darzustellen, also für diese Themenstellung ausführlich Platz im Blatt zu bekommen, und überdies dann intern solches Augenmerk zu gewinnen.

Das halte ich für ungewöhnlich. Ein gutes Zeichen in der Region. Übrigens! Ab morgen wird die Ausstellung, die wir eben in Gleisdorf hatten, im "Bassano-Saal" im "Kunsthistorischen Museum" in Wien zu sehen sein.

Das steht am Maria Theresien-Platz. Was für ein imperilaes Ensemble! Und wie passend! Denn die Interessen der Habsburger waren durchaus grundlegend für jene Konflikte, unter denen der Balkan heute noch leidet.

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Cut!

Der Polizist wäre beinahe ums Leben gekommen. (Quelle: "Der Standard") Ich gehe davon aus, daß die Polizei mit der Sache fertig wird und ein ordentliches Gericht sich der Sache widmet. Aber was bleibt dabei noch offen? (Abgesehen vom individuellen Unglück des Mannes, denn so ein Angriff verändert einen nachhaltig.)

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Offen bleibt, daß dieses Attentat einen aktuellen Stand er Anmaßung nationalistischer Barbaren markiert. Eine Anmaßung, deren Status von unserer Innenpolitik MITproduziert wurde. Der Umgang mit den "Ausländerthemen" hat in den letzten Jahren erheblich an Schärfe gewonnen. Einzelne exponierte Personen haben überdies jenes rechst-konservative und nationalistische Potenzial konsequent "bewirtschaftet", um die eigenen politische Karriere voran zu bringen.

Am prominentesten Jörg Haider, der dieses Geschäft beendete, da er als betrunkener Autoraser ums Leben kam. Ebenso konsequent und bedenkenlos "ackert" der vaterländische Hace Strache auf solchem Boden und schafft damit faktisch eine Art von legitimierendem Rückhalt für radikalere Leute, die es -- wie nun wieder einmal sichtbar wurde -- nicht bei verbalen Attacken belassen.

[Wir Kinder des Kalten Krieges]


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