25. November 2008 Man
dürfe das alles nicht so ernst nehmen, betonte Künstler Walter Kratner, hier neben der
Künstlerin Renate Krammer, als wir gestern einige Modusfragen zu einem Kunstprojekt
gewälzt haben. Steigt die Dimension des Vorhabens, steigen die Begehrlichkeiten. Es geht
immer wieder, wie schon mehrmals festzustellen war, um Eitelkeit und Neid. Eitelkeit
verlangt nach prominenter Position im Lichte der Öffentlichkeit. Neid verlangt nach Geld.
Man darf es eben nicht gar so ernst nehmen. Vielleicht ist
das unausweichlich Teil der conditio humana, daß einfach überall um diese zwei
Positionen gerungen wird. Und da Künstler natürlich keine "besseren Menschen"
als der Rest sind, hat das eben seinen Bestand.
Cut!
In der internationalen Profi-Liga geht es dabei allgemein
natürlich nicht gesitteter zu. Zumal da ganz andere Summen bewegt werden. Ich meine:
Unter uns Land-Eiern kriegt schon jemand die Krise, wenn ein anderer für ein halbes Jahr
Arbeit 600 Euro netto Aufwandsentschädigung erwartet .. also eine Art Spesenersatz. Sowas
hat Autor Klaus Hoffer einst sinngemäß eine "Gartenzwerg-Situation" genannt.
Das war 1985. Wie irritierend, daß wir solche Probleme noch immer pflegen.
Egal! Es geht zur gleichen Zeit auch ganz anders. Ich hab
gerade aus nächster Nähe sehen können, wie entspannt, freundlich, konzentriert und
flink jemand von internationalem Format sein kann.
Der "Quantum Tunnel" von Victoria Vesna war Anlaß für einige
Debatten, bei denen sich Vesna mehrfach auf Richard Buckminster Fuller
bezogen hat. Dabei verwies sie auf dessen Ansicht, Integrität werde die Ästhetik des 21.
Jahrhunderts sein. (Ästhetik handelt nicht primär, wie gerne angenommen wird, von
"Schönheit", sondern von Wahrnehmung.) "Bucky" Fuller hat vor 35
Jahren bemerkenswerte Überlegungen hinterlegt:
>>Below is the quote that you understood right.
Best from Gdansk, V
.............
"The great aesthetic which will inaugurate the twenty-first century will be the
utterly invisible quality of intellectual integrity; the integrity of the individual
dealing with his scientific discoveries; the integrity of the individual in dealing with
conceptual realization of comprehensive interrelatedness of all events; the integrity of
the individual dealing with the only experimentally arrived at information regarding
invisible phenomena; and finally integrity of all those who formulate invisibly within
their respective minds and invisibly with the only mathematically dimensionable, advanced
technologies, on the behalf of their fellow men". Fuller, 1973 <<
Cut!
Mein Operetten-Österreich! Es sind seit Jahren und ganz
unübersehbar große Teile des pädagogischen Personals von den aktuellen
gesellschaftlichen Veränderungsschüben mehr als zermürbt und stellenweise schlicht
überfordert.
Ich kann nicht beurteilen, wie unausweichlich
das ist. Vielleicht kann es nicht anders sein. Da aber JEDE Profession es immer wieder
schaffen muß, wenigstens ab und zu auf der Höhe der Zeit anzukommen, wird das vermutlich
auch für das Schulwesen gelten müssen. In der Sache
geistert nun seit einiger Zeit diese "Kuß-Geschichte" durch die Medien.
(Quelle: "Der Standard")
"Zungenküsse unterlassen" ist ja eine
sensationelle Headline. (Ich wünsche meinem Sohn von Herzen, daß er eher gelegentlich
die Zunge eines Mädchens im Mund hat als irgendwelche Rauchgeräte mit verbotenen
Substanzen.) |
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Als Mann jenseits des 50ers ist es mir
kulturell auferlegt, eine entspannte Haltung zu finden, falls junge Leute unter meinen
Augen Haut oder Zungen zeigen. Ist nun jemand, der solche Sichtbarkeiten VERBIETEN
möchte, ein potenzieller "dirty old man", der seine Sicht auf die Sexualität
Jugendlicher nicht auf die Reihe kriegt?
Diese Überlegung fehlt mir ein wenig in der
Berichterstattung. Ich erinnere mich an Texte von Jerry Rubin, der in Zeiten des
Vietnamkrieges seinen Leuten in Amerika vorgehalten hat, sie würden in den Medien lieber
Verkehrstote oder Kriegsopfer sehen als sich liebende Menschen, verschlungene Leiber.
Kommt das jemandem bekannt vor?
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