18. November 2008 Der
November ist bei uns traditionell dem Totengedenken gewidmet. So finde ich in Gleisdorf
Grabschmuck und leuchtende Kerzen an der Kirchenwand. Doch an diesem Bild stimmt etwas
nicht.
Was meint eigentlich "Unseren Helden"? In beiden
Kriegen war Österreich Aggressor. Vor allem der Erste Weltkrieg ist auf zutiefst
verstörende Art ohne jeden Nutzen und Gewinn für die Aggressoren Österreich und
Deutschland gewesen; selbst wenn er im Rückblick hätte unrecht heißen müssen, falls da
wenigstens irgend ein Gewinn gewesen wäre, aber da war keiner.
Politisch hilflose Habsburger und ein Deutschland am Rande
einer Militärdiktatur, in der Hindenburg und Ludendorff Menschen wie Material vergeudet
haben, verschleudert, verbraucht ... was heißt da "Helden"? Diesen Krieg
ausgelöst zu haben gehört zum Beschämendsten, was in Österreichs Geschichtsbüchern
auffindbar ist. All das führte sehr direkt in den Zweiten Weltkrieg, einen Raubzug unter
Führung eines Österreichers, der vermutlich Dschingis Khan in den Schatten stellte.
Das waren also keine "Helden", die da in zwei
Kriegen völlig sinnlos gestorben sind, um unsinnige Ambitionen der Herrschenden zu
befördern. Deshalb ist die Inschrift dieser Tafel falsch. Und deshalb ist auch die Geste
des Totengedenkens falsch, weil dem falschen, nein!, einem verfälschten Thema gewidmet.
Warum darf das so an eine Kirche geschrieben stehen?
Wenn wir es heute noch so darstellen oder dargestellt
finden, leugnet das Schuld und Verantwortung der Regime, denen diese Toten zu Diensten
waren. Wenn wir sie "Helden" nennen, wertet das die Hauptverantwortlichen unter
den Tätern, die Maßgebliochen der Regime auf.
Ich hatte mich eben in die Historie anderer verheddert,
weshalb mir dieser Teil unserer Geschichte so sauer aufstößt. Unsere Gäste aus dem
Kosovo sind heute Morgen abgereist. (Auf dem Foto links Anton Krasniqi, rechts Naim
Spahiu.) Die Dokumentation dieser Tage befindet sich HIER im Web.
Unsere gemeinsam verbrachten Zeit hat mir über einige
heftige Debatten mehrere Schrammen eingebracht und war eine harte Lektion darin, jene
Kontraste nicht gering zu schätzen, die sich aus der Differenz "Innenansicht --
Außenansicht" ergeben.
Wir haben hier das "Thema Kosovo" in den letzten
Jahren bloß als eines erfahren, das in der Konfrontation von Serben und Albanern eine
Schlüsselrolle im Sezessionskrieg Jugoslawiens habe. Es war mir nicht neu, daß die Sache
natürlich wesentlich komplexer ist. Aber ich habe enorm unterschätzt, was diese
Komplexität in der Praxis und in der realen Begegnung bedeuten kann. (Davon wird hier
noch zu erzählen sein.)
Cut!
Ich hab dann auch noch mit wesentlich privateren Dingen zu
tun, was mir zeigt, wie wohltuend unkompliziert solche privaten Felder sein können; im
Vergleich zu den oben angedeuteten. Es verpflichtete mich zu schlichten Fuhrdiensten, daß
mein Sohn in diesen Tagen seinen 16. Geburtstag ordentlich zu feiern gedachte und dafür
die entlegene Hütte eines Eisschützenvereines gemietet hatte, um in nobler Distanz zur
Erwachsenenwelt angemessene Stunden zu verleben.
Was war dafür vorrangig? Ein geräumiger
Getränkekühlschrank (wie hier im Hintergrund) und eine Musikanlage mit ausreichender
Wattstärke. Es beschleicht mich das dunkle Gefühl, daß ich auch einmal ein Teenager
gewesen sein muß. Denn diese Prioritätenliste kommt mir irgendwie sehr vertraut vor.
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