13. November 2008 Die aus
Zagreb stammende Autorin Rada Ivekovic schrieb in einem Beitrag zum Symposium "Das
jugoslawische Labyrinth" (1995):
>>Die Kritik an den zeitgenössischen Nationalismen
impliziert eine Kritik an der westlichen Moderne, ob es sich nun um Post-Kommunismus oder
um Post-Kolonialismus handelt.<<
Sie meint, daß der Krieg und der Nationalismus
"Grenzfälle der Konstituierung des westlichen Subjekts" seien. Ich
möchte das -- polemisch verkürzt -- auch so deuten: "Der Westen" hat "den
Balkan" über die letzten hundert Jahre laufend gebraucht und benutzt. Seine Ethnien
waren für uns stets verfügbar als "Die Anderen", die wir (ge-) brauchen, um
uns auf die Art leichter selbst zu definieren. Daraus folgt, was ich hier schon mehrmals
behauptet habe, daß nämlich dieser jugoslawische Sezessionskrieg nicht bloß
"innere Gründe" hatte, die zur Debatte stehen, sonder auch "äußere
Gründe" ... es war ein Konflikt, den "den Westen" benötigt hat.
Die Konsequenzen sind zum Beispiel so zu bebildern. Naim
Spahiu kam eben mit seinen Leuten aus dem Kosovo. Unter ihnen sind drei verschiedene
Pässe vorhanden. Der linke ist davon der jüngste. Er lautet auf "Republik
Kosovo". Der mittlere trägt noch die Aufschrift "Jugoslavia". Der rechte
ist von der Unmik ausgestellt, der "United Nations Interim Administration Mission in
Kosovo".
Ich war vorgestern mit einem Kleinbus auf dem Weg zum
Flughafen nahe Lubljana. Der Weg über die Dörfer macht auf visueller Ebene deutlich, was
uns verbunden haben mag. Slowenien ist einem Steirer keineswegs fremd.
Das will heute, wie bei uns, natürlich niemand mehr,
nämlich eine alte, viel zu enge Grammel fahren. Ich freu mich allerdings, wenn ich noch
wo einen Zastava zu sehen bekomme, wie hier vor einer Autowerkstatt bei pitalic. Was
man dem kleinen "Fica" nicht ansieht, das ist definitiv ein technischer
Meilenstein der Automobilgeschichte. Dieser Lizenzbau stammt vom Fiat 600 ab, der eine
Meisterleistung des Teams um Konstrukteur Dante Giacosa war.
Leicht zu erraten, daß mir auch die alte Douglas DC-6 sehr
gut gefällt, die beim Aerodrom steht. Vier Sternmotoren von Pratt & Whitney, für
eine Reisegeschwindigkeit von fast 600 km/h gebaut, in diese gedrungene Form gegossen. Das
war der Konkurrenzflieger zur "Connie" ("Constellation") von Lockheed,
deren dreifaches Leitwerk ich als Kind oft gesehen hab. Aber ich schweife ab.
Denn ich war mit einem Kleinbus losgefahren, um die
kosovarische Crew abzuholen. (Von links: Fadil Zenelaj, Naim Spahiu, Shpend Queriqi, Ethem
Baymak, Flurim Zequiri und Anton Krasniqi. Morgen wird die Ausstellung in Gleisdorf
eröffnet: [link]
Die Burschen neigen immer noch dazu, in der Nacht zu singen, was das Zeug hält. Vertraute
Szenen ...
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