23. Oktober 2008
Wie sehr ich es mag, wenn mich Architektur staunen macht.
Der Wiener Gasometer-Komplex ist überaus staunenswert. Außerdem die passende
Anlaufstelle, wenn man sein Auto loswerden möchte, um den Großstadtverkehr zu meiden.
Abends hatte ich dann noch in Weiz zu tun, wo mir Künstler
Walter Kratner launige Überlegungen anbot. Denn wir sind uns weitgehend einig, daß
dieses Wien, einst das Zentrum eines Imperiums, für Österreich viel zu groß sei.
Kratner ist der Meinung, so erkläre sich unsere heimische Neigung zur Nabelschau.
Österreich habe nun einmal einen viel zu großen Nabel. Das färbst möglicherweise auf
unsere Landsleute ab. (Darüber muß ich noch nachdenken.)
Aber. Wien. Ich war mit Sigrid Meister, der Kudstodin des
Gleisdorfer Museum im Rathaus, auf dem Weg in das Kunsthistorische Museum.
Lokalaugenschein und Plauderstündchen mit Dr. Christian Hölzl, denn die Ausstellung mit
Arbeiten kosovarischer Künstler, wie sie Mitte November in Gleisdorf gezeigt wird, soll
danach in adaptierter Form nach Wien gehen. [link] So verzweigen
sich derlei Geschichten.
Ein weiterer Schritt darin, daß Gleisdorf kulturell seine
Möglichkeiten längst jenseits des eigenen Kirchturms erweitert hat. Mit Blicken und
Handlungssträngen über den Tellerrand hinaus. Es geht um künstlerische Projekte und
Prozesse, die von hausaus in größeren Zusammenhängen begonnen und entwickelt werden.
Von Wien über das "Gehackte", also durch
ruhigeres und teils verwinkeltes Wegewerk, erneut nach Götzendorf. Ich hatte mit Meister
vereinbart, daß sie umgehend eine Parkmöglichkeit suchen und mir ein paar Augenblicke
Pause einräumen werde, falls ich "Beute!" rufe. Diese Vereinbarung wurde
schlagend, als ich zwischen anderen Fahrzeugen die definitiv unverwechselbare, nach hinten
geneigte C-Säule eines frühen Ford Anglia aufblitzen sah. (Wie sie sonst bloß noch an
einem Citroen jener Ära zu finden ist.) Das "Gesicht" dieses kleinen Klassikers
ist ja auch recht unverwechselbar.
Die Wallenstein-Kaserne war der Ort, wo wir vor einer Weile
die Kosovaren abgeholt hatten. Dort hält Oberstleutnant Helmut Gekle zur Zeit die Werke
und die mächtigen Transpotkisten verwahrt. Das wird in Gleisdorf wie in Wien
gleichermaßen eine knifflige Sache. Transport- und Lagerfragen. (Eröffnung der
Ausstellung am 14. November!)
Ich bin sehr vergnügt über diesen Stand der Dinge. Das
"Heraustreten aus der Provinz" mag höchst unterschiedliche Bedingungen haben.
Eine davon ist gewiß, daß Denken und Handeln nicht an "Dorfgrenzen"
hängenbleiben und daß Kooperationen sich als machbar erweisen, die selbst über die
formalen Grenzen einer Region nennenswert hinausreichen. Im Zusammengreifen öffentlicher
und privater Akteure ...
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