12. September 2008
Ich werde heute eine weitere Polemik zum Thema Kunst
vorlegen. Anlaß dafür ist die Vernissage der großen Werkschau von Friedrich Michael
Geyer im Gleisdorfer forumKLOSTER. Es wird um um 18:00 Uhr eröffnet.
Cut!
Götzendorf
ist ein ziemlich entlegener Ort. Wir hatten demnach auf der Fahrt reichlich Zeit, uns
über vielfältige Dinge zu erhalten. Der Tierarzt Karl Bauer ist mit Rinderzucht befaßt.
Er hat im Kosovo einen Betrieb aufgebaut und ist natürlich auch weit darüber hinaus mit
Fragen der Landwirtschaft vertraut.
Ich konnte
also endlich jemanden direkt befragen, was denn das für Entwicklungen seien, warum die
Reis- und Weizenpreise heuer so extrem in die Höhe gegangen seien, daß es in einigen
Teilen der Welt zu Hungerrevolten gekommen ist. Polemisch verkürzt läßt sich sagen, es
hat sehr viel damit zu tun, daß ein reicher Westen lange Zeit seine landwirtschaftlichen
Überschüsse zu Billigstpreisen in ärmeren Ländern abgeladen hat. Mit den
fatalen Konsequenzen, daß einheimische Bauern die Produktion aufgaben, weil die Preise so
tief fielen, daß man von der Landwirtschaft nicht mehr leben konnte.
Genau da, wo
also der Westen bestehende Strukturen zerstört hat, fehlen jetzt Lebensmittel, die durch
neuen Bedarf in anderen Erdenteilen nun dort zu besseren Preisen vermarkten werden. Das
ist eine ebenso zynische wie furchtbare Geschichte, für die der wohlhabende Westen große
Verantwortung trägt. Auch wenn das nur ein Teil der größeren ganzen Geschichte ist.
Wir waren
freilich aus ganz anderen Gründen nach Götzendorf unterwegs. Fährt man in die
Wallenstein-Kaserne ein, fällt als erstes ein mächtiger M60 Panzer auf, wie ihn einst
das Österreichische Heer von Amerika übernommen hatte. Was auf die Geschichte der
Kaserne als Standort der Panzerwaffe hinweist. Heute werden dort Einheiten für
Auslandseinsätze vorbereitet. Wie etwa das neue Kontingent für den Tschad. Diesen Job
hat Oberst Hans Tomaschitz, dem ich heuer im Frühjahr schon begegnet war. Er ist in
Kriegszeiten Jugoslawiens der erste KAFOR-Kommandant im Kosovo gewesen. Kosovo ist nun das
eigentlich Stichwort.
KAFOR, CIMIK
und die von Major Helmut Gekles Einrichtung "Kunst im Einsatz" griffen zusammen,
um vier Künstler aus dem Kosovo samt ihren Arbeiten nach Österreich zu bringen. Die
Werke hängen zur Zeit in der Kaserne, im November werden sie in Gleisdorf zu sehen sein.
(Das Bild zeigt links Naim Spahiu und rechts Shpend Queriqi.)
Wir haben
Shpend Queriqi, Naim Spahiu, Ethem Baymak und Anton Krasniqi noch in der Nacht nach
Gleisdorf mitgenommen. Gestern waren wir zu einigen Veranstaltungsorten der
regionale 08 unterwegs. Man sieht hier Shpend im Schloß Hainfeld. Es wird
noch einiges davon zu erzählen sein.
Wie zum
Beispiel der Moslem Ethem in diesem Zimmer steht, vor dem Bildnis des Joseph von
Hammer-Purgstall, und uns nachher erzählt: Er ist der Einzige, der eine wahre
Geschichte über unsere Kultur geschrieben hat. Oder wie ich drei der Burschen auf
ein Sofa in einem der stillen Räume des Schlosses gepackt habe, unter den Fotos von
Christine de Grancy meine Videokamera aufbaute, um festzuhalten, wie sie Apo hapi
syte singen.
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