20. August 2008

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Die Installation "I’ve seen someone that wasn’t there" steht nun im Grazer MedienKunstLabor. Nachdem die ganze Geschichte sich als lauffähig erwies, ging ich mit Romelo Perlovici auf Tour in die Oststeiermark.

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Ich hatte ihm von jenem Holzbau in Ilz erzählt, den Winfried Ritsch zum Klangkörper umfunktionierte, der sich nun, auf EDV gestützt, mechanisch bespielen läßt. (Siehe dazu "next code"-Log #93!) Bisher schien mir ein Kontrabaß, maximal ein vollständiger Flügel, als das Größte, was ich an Klangkörpern je aus der Nähe gesehen hab. Dieser Holzbau war für mich ein mächtiger Kategoriensprung. Ein begehbarer Klangkörper.

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Darin liegt ein Schnittpunkt zur aktuellen Arbeit von Pervolovici. (Hier bei einer Kaffeepause in Gleisdorf.) Er kommt von der Musik, ist gegenwärtig einer der maßgeblichen  Bildhauer Rumäniens. Das Physische hat für ihn hohen Rang. Das Definieren und Gestalten von Raum ist ein zentrales Geschäft. Also ist die Installation im "MKL" nur höchst sekundär ein auf EDV gestütztes Ereignis. Primär ist es eine Art "begehbarer Skulptur", ein von ihm definierter Raum mit einem bestimmten Ereignishorizont.

In der Arbeit von "2META" (Pervolovici und seine Frau Maria Manulesco) verfolgen einen die Augen, wenn man sich im Raum bewegt. Wir hatten dieses Aspekt früher einmal mit einem Werk von Piero della Francesca aufgegriffen, mit "Die Auferstehung Christi". Denn der Christus in diesem Gemälde scheint einen mit seinem Blick zu fixieren, egal wo man sich gerade im Raum befindet.

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Ivan Redi ("ortlos") hatte dieses Bildnis in einer gemeinsamen Installation im Grazer "Dom im Berg" eingesetzt: [link] (Wir fanden damals unseren Spaß mit Immanuel Kant und "liebesgruesse aus koenigsberg".)

Kant. Und die Hintergründe. Das "griechische Denken". Was habe ich Romelo alles gefragt! Denn mir schien offensichtlich: Er ist auf einem anderen Planeten aufgewachsen. Das Rumänien von Ceausescu ist mit dem Österreich meiner Jugendtage wohl kaum vergleichbar. (Oder doch?) Wie dem auch sei, wir gehören der gleichen Generation an, sind unter grundlegend verschiedenen Bedingungen aufgewachsen, folglich aber an Punkten angekommen, wo wir viel Übereinstimmung finden. Das, dieser Schluß, ist SEHR bemerkenswert.

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Wir sind allerdings auch an diesem Punkt vorbeigekommen. Eine erlesene Schäbigkeit. Und als ich Romelo übersetzt hatte, was da steht, als ich den Zusammenhang erläutert hatte, meinte er: "So ein Plakat kannst du in Rumänien nicht aufhängen."

Nun haben also die Christlichsozialen in diesen polemisch-populistischen Kurs eingeschwenkt. Der Wahlkampf beginnt und er wird auf Kosten von Menschen betrieben, welche wahrlich nicht die wesentlichen Probleme Österreichs ausmachen. Die aber dazu aufgebaut werden. Warum muß das auf großen Plakaten stehen? Es ist weder christlich, noch sozial, sich über solche Themen zu profilieren.

Ein Lügen und Heucheln, daß einem schlecht werden kann. Eine völlig falsche Gewichtung, welche Probleme in diesem Land vorrangig zu bearbeiten wären. Ein billiges Ausweichen auf Themen, mit denen man ein billiges Kopfnicken beim Pöbel erntet.


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