5. Juni 2008

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Was ist denn jetzt wieder los? Wie kommt es zu solchen Headlines? (Der Text dazu in "Der Standard") War in den letzten Jahren schon klar, daß in vielen Weltgegenden ein Kampf um sauberes Wasser läuft, daß also Durst ein wachsendes Problem ist, aber eben auch: Gesundheit, die ohne sauberes Wasser nicht gelingt, schafft es also nun der Hunger wieder locker in die Headlines.

Es war ein Motiv aus meinen Kindertagen. Daß mir irgend ein Fraß angedient wurde, weil ich es ja besser hätte als viele hungernde "kleine Neger", die ohne so einen Fraß überleben müßten. Welches blöde Geschnatter, mit dem stets und immer noch dekoriert wird, daß jenen die Welt offenbar wurscht ist, die im Warmen sitzen, im Trockenen, mit genug Futter, Wasser und Sprit versorgt. (Handtaschen von Prada nicht zu vergessen.)

Wenn wir uns bloß darauf ausreden könnten, daß nun einmal "Der Konsument" entscheidet, wer immer das sein mag. Dann wären es ja bloß wir selbst. Wären da nicht mächtige Propagandamaschinerien mit der "Zurichtung der Menschen" befaßt, während versierte Lobby-Leute, aus gut gefüllten Kriegskassen der Companies besoldet, dem politischen Personal wirksam zusetzen   ...

Gut, ich vereinfache das hier. Ich vereinfache auch, wenn ich einmal mehr feststelle: Meine Generation hat der Tyrannis die Tür ein gutes Stück weit geöffnet. Wir werden Mühe haben, diese Tür wieder zuzukriegen.

Cut!

Das erste Mal erlebe ich in der Oststeiermark: Die Funktionstragende einer maßgeblichen Einrichtung kommt von sich aus auf die Idee, sich mit Kunstschaffenden zu verständigen und mögliche Schnittpunkte der Interessen, der Vorhaben zu erörtern. Nein, das stimmt nicht ganz. Da war vor einem Weilchen auch Fery Berger von der "Solidarregion Weiz", dem das wichtig schien. Aber davon abgesehen sind das noch sehr ungewohnte Ereignisse.

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Nun also Iris Absenger, die leitende Managerin der "LEADER Energie-Region Weiz Gleisdorf". (Hier beim gestrigen Plenartreffen der Leute von "kunst O.ST".) Innerhalb dieses Plenums scheinen noch widerstreitende Wünsche zu wirken: Mehr Institutionalisierung? Mehr Selbstorganisation? Ich bin neugierig, welche Tendenz sich für einige Zeit durchsetzen wird.

Cut!

Ich staune stets über Rückmeldungen, durch die mir nahegelegt wird, den Status Kunstschaffender genau NICHT auf eine kühle Option des Profi-Daseins herunter zu holen. So als würde ich dem Gewicht des Immateriellen etwas abschneiden, wenn ich den sozialen Status möglichst unaufgeregt zu beschreiben versuche. Kontrast und Dissens sind freilich unverzichtbare Gegebenheiten. Sonst gäbe es auch keine Kontroversen.

Was wäre die Kunst ohne Kontroversen? Nur das halbe Vergnügen. Außerdem (Überraschung!): Ich LIEBE kontroversen. Kunst und Kontroversen. Das gehört einfach zusammen. Nicht nur wegen der gleichen Anfangsbuchstabe: K und K. Oder denken sie an G und G! Nämlich van Gogh und Gauguin. Der Gigant van Gogh wäre mutmaßlich mit beiden Ohren am Kopf in die Grube gefahren, gäbe es nicht ... genau: Kunst und Kontroversen.

Ich weiß natürlich, woher dieser Zug zur Romantisierung kommt, das Bedürfnis, auf dem Kunstfeld einen bestimmten Nimbus aufrecht zu erhalten. Weshalb ist um den Status von Kunstschaffenden so ein Getue? Warum darf das nicht simpel eine Profession unter vielen sein, deren magische Anteile im Inneren der handelnden Personen liegen, beziehungsweise in der Rezeptionsereignissen? Warum darf selbst hinter den bedeutendsten Werken nicht einfach ein Professional stehen? Warum dieses Gedränge von oftmals praktizierenden Heiden, um in die Position einer quasi Priesterschaft zu kommen?

Weil hier um sozialen und ökonomischen Rang gefochten wird. Um Bedeutung seiner selbst. Die Geheimniskrämerei ist der intensive Versuch, die eigene Position aufzuwerten. Etwa gegenüber den Wirtschaftstreibenden, dem wissenschaftlichen oder dem politischen Personal. Da stecken Jahrhunderte praktischer sozialer Erfahrung dahinter: "Wir sind nicht gerade rasend wichtig."

Einst waren Fürst und Bischof sowie deren Beamte jene Herrschaft, der gegenüber Künstler sich ausnehmend höflich zu verhalten hatten. Dann übernahm ein gut situiertes Bürgertum diesen Part, den es sich heute mit einigen staatlichen Stellen teilt.

Was bedeutet das bezogen auf die Gleisdorfer Quotendebatte? Wir Kunstschaffende sind Teil einer Deutungselite, meist kein sehr mächtiger Teil, und wir rennen um Mittel, Möglichkeiten, Relevanz.

Was hat das nun mit Kunst zu tun? Über Inhalte, Machbarkeiten und Optionen der künstlerischen Praxis mag ich mich ebenfalls gerne unterhalten. Aber davor scheint mir eben Klärungsbedürfnis, in welcher INSZENIERUNG das geschehen soll oder geschehen kann.

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