28. Mai 2008 Das
war eine launige Debatte. Gestern. Von Künstler
Walter Köstenbauer in Gleisdorf initiiert. Mit dieser Fragestellung: "Quote quo
vadis?" Der wesentlich zugrunde lag, daß viele Kunstschaffende zur Annahme neigen,
die gegenwärtige Berichterstattung würde keine ausreichende Wahrnehmung von
Kunstschaffenden und Darstellung jener Kunstschaffenden beinhalten, die in der Steiermark
für basale Entwicklungen sorgen.
Gut, es läßt sich leicht nachvollziehen, wie
und worin der Platz enger und längst auch zu eng geworden ist. Michael Tschida ("Kleine Zeitung") sagte dazu
unter anderem: "Wir sind keine Legitimationsbehörde." Ein Stichwort --
Legitimationsbehörde --, dem eine interessante Erörterung hätte folgen können, wenn
man Tschidas Bemerkung hinzu genommen hätte, daß "Der typische Konsument" (was
immer das sein mag) meist nach 50 Zeilen aus einem Text aussteige.
Wer richtet sich da also mit welchen Mitteln
an wen? ORF-Journalist Peter Wolf
erinnerte an ein Bonmot aus der Branche, das besagt: "Es passiert nur so viel, wie in
der Zeitung Platz hat."
Von links: Michael Tschida, Peter
Wolf, Thomas Wolkinger, Carola Peschl
Da wäre dann etwa zu fragen, welche Art von
Öffentlichkeit hier gewünscht, gefordert und generiert wird, zu der Moderator Thomas
Wolkinger ("Falter") an
einer Stelle selbstironisch fragte, ob denn sowas wie ein kritischer öffentlicher Diskurs
von Leuten seiner Profession nicht mehr zu erwarten sei.
So was nennt man "eine Wuchtel
auflegen", die ja hätte gekickt werden können. (Es waren überhaupt allerhand
Fußball-Metaphern in Verwendung.) Denn so ist es schließlich (auch), daß da einige
Leute auf dem Podium saßen, die fallen unter den Begriff "Deutungselite" und
selbstverständlich muß genau mit ihnen, mit wem sonst?, verhandelt werden, was
Deutungshoheit(en) angeht.
Carola Peschl ("forum stadtpark") wies darauf hin,
daß öffentlicher Diskurs heute nicht mehr bloß auf "die Medien" (also: diese
Medien) angewiesen sei, weil sich da auch andere Bereiche gebildet hätten, wo dieser
Diskurs stattfindet. Das wäre ja eine überaus gute Nachricht, die aber nach handelnden
Personen verlangt, nicht nach bloß "Objekten einer Berichterstattung".
Da wäre an etwas zu erinnern, was nun fast
ein Jahrzehnt zurückliegt:
>>Medienpolitik ist Demokratiepolitik:
Die österreichischen Kultur- und Medieninitiativen stellen Öffentlichkeiten her, in
denen sich Meinungsfreiheit und künstlerische Kreativität von BürgerInnen realisieren
können. ...<<
Dieses Zitat stammt aus der "Linzer Erklärung 1999",
zu der sich Zeitungsleute, Server-Crews und die damals noch recht jungen Radio-Teams
österreichweit verständigt hatten, um Möglichkeiten, Ansprüche und Ziele zu klären,
um daraus Handlungspläne abzuleiten. Passagen, wie die folgende, haben mir natürlich
SEHR behagt:
>>Medienpolitik ist Kulturpolitik:
Medien werden als kulturelle Instrumente verstanden, die eine ähnlich tragende Funktion
erfüllen, wie Gesetzgebung und deren Exekutive und Judikatur. Ihr Stellenwert ist also
unabhängig von einer ökonomischen Verwertungslogik festzulegen. ...<<
Aber wer ist für eine so skizzierte Praxis
zuständig? Bloß die Angestellten etablierter Medienhäuser?
Von links: Thomas Wolkinger, Carola
Peschl,
Herbert Nichols-Schweiger und Walter Köstenbauer
Aber genau diese Option der
"Selbstermächtigung", der Aneignung von medienkompetenzen im
"Medienzeitalter" (Na sowas! Hat es sich herumgesprochen?), diese Option wurde
gestern bestenfalls angedeutet. Nämlich zu erörtern, worauf sich welche Art von
Öffentlichkeit stützt, wie sie von Medienkonzernen heute generiert wird ... und was sich
sowohl innerhalb dieser Felder als auch außerhalb des Mainstreams an "anderen
Feldern" herstellen ließe.
Medienkritik. Das erschöpft sich doch
hoffentlich nicht darin: Zu kritisieren, es stünde zu wenig Platz für
Kulturberichterstattung zur Verfügung. Das müßte heißen, eine gesellschaftliche
Situation zu prüfen und zu beschreiben, in der "gesellschaftliche Realität"
durch Medienanwendungen generiert wird. Darin kann das nur EIN Aspekt sein: Was
Journalisten heute tun oder nicht tun.
Was hatten wir schon? Was ging verloren? Was
sollte erhalten und was neu dazugewonnen werden? Da erinnerte zum Beispiel Herbert
Nichols, der kulturpolitische Sekretär von Landeskulturreferent Kurt Flecker, daran, daß
Charly (Karl-Hans) Haysen einst kräftig "hineingegangen" wäre, wo etwa der
Vorstand des "forum stadtpark" neu besetzt werden sollte. Man hätte dann aus
der Zeitung erfahren können, mit wem man es zu tun bekomme. Solche Berichterstattung
müsse man heute vermissen.
Aber in der Beschränkung auf bloß diesen
Teil der Geschichte bliebe völlig offen und daher rätselhaft, welche weiteren Kräfte
und Interessen jene Summe von Medienereignissen bewegen, durch die
"Vorkommnisse" den Rang von "Realität" erhalten. (Oder gibt es mich
etwa als Künstler NICHT, falls ich in keiner Berichterstattung vorkomme?)
Da wäre nun der Ansatz, der mich eigentlich
interessiert. Auf welcher Ebenen begegnen wir uns? Aus welchen Positionen heraus
verhandeln wir Definitionsmacht? Wie verhält sie (die Definitionsmacht) sich zu Varianten
der Definitionskompetenz? Was spielen dabei Fragen nach Legitimität für eine Rolle? Wer
hat wodurch welches Mandat in diesem Geschäft der mediengestützten Realitätserzeugung?
Mir wäre danach, die Liste der Fragen
fortzusetzen. Aber ich bin über das Maß von 50 Zeilen längst hinaus und muß daher
annehmen, daß die Lektüre dieser Seite schon abgebrochen wurde ... kleiner Scherz! [Weiter in der Sache
...]
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