22. Mai 2008 Bei Durchsicht
der Fotos vom Flohmarkt in Gleisdorf hab ich einen bemerkenswerten Ausschnitt gefunden,
über den nachzudenken sich lohnt:
Diese "Heimtextilien" sind auf sinnvolle Art in
Abfolge gehängt. Ist erst einmal ein "trautes Heim" errungen, wo "Glück
allein" zu wahren wäre, mutmaßlich ein Echo der Zeiten, da armutsbedingt zu viele
Menschen in zu engen Räumen mit einander auskommen mußten, will man möglicherweise
recht bald seine Ruhe haben.
Bastionen. In solchen Bastionen werden Dinge ausgebrütet.
In solchen Bastionen werden auch Ohren zugehalten. Da muß man nicht zimperlich sein! Eine
Massengesellschaft hat es eben oft viel zu eng. In manchen Zeiten wird das Umfeld dann
radikal ausgedünnt. Meine Leute haben damit Erfahrung. Damals ging es vor allem gegen die
Slawen. Es ging auch gegen andere "Andersartige".
Es muß klar sein, daß mir irgend ein beliebiger
österreichischer Stutzer aus Preding, Unterfladnitz oder Mitterlabill genau so fremd ist
wie ein beliebiger Kirgise oder Ghanese. Aber das völkische Geraune verstummt nicht.
Die Germanistin Charlotte Grollegg-Edler kennt sich mit
solchem Geraune aus. Mit diesem feigen Flüstern, das stets ANDERE an irgendeine Front
oder in die nächste Hölle wünscht. Ich hab das am fein gedeckten Tisch des
Künstlerpaares Elfi Scharf und Richard Ludersdorfer mit der Wissenschafterin erörtern
können. Sie hat eine recht aufschlußreiche Arbeit über Ottokar Kernstock geschrieben,
der zu jenen Vordenkern einer Menschenverachtung gehört, die zu unbeschreiblichen
Massakern geführt hat. (Siehe dazu den aktuellen Eintrag im Logbuch von "next code"!)
Nein, ich bin natürlich nicht andauernd mit so
bedrückenden Themen befaßt. Und ja, ich hab ein paar sehr triviale, anfechtbare Seiten.
Während ich gestern auf einen Pannenhelfer gewartet habe, der meinen 50 PS zarten Golf
wieder in Gang bringen sollte, zog ein Garnitur an mir vorbei, die in Summe von weit über
600 PS befeuert wird:
Der rote Ford Tudor und der riesige El Camino stammen aus
einer Gleisdorfer Werkstatt, in der solche Möglichkeiten ausgekocht werden. Das sind in
meinem Umfeld keine sehr diskutablen Neigungen, die angesichts derartiger Ensembles in mir
anspringen, während es mein Auto gerade nicht tut ... nämlich anspringen.
Also wende ich mich wieder ernsteren Angelegenheiten zu.
"Die seit Wochen von vielen Medien geschürte Ausländerfeindlichkeit ..." ist
genau das, was der oben erwähnte Ottokar Kernstock Ende des 19. und Anfang des 20.
Jahrhunderts höchst erfolgreich praktiziert hat.
Es ist das, was in den Leserbriefspalten der
"Kronenzeitung" ganz unverhohlen promotet wird. Es ist das, was mir solche Zuschriften einbringt, von Menschen
verfaßt, denen man offenbar mit Fakten keine Beruhigung bieten kann. (Siehe dazu den Eintrag von vorgestern!) Wie gerne werden "Die Barbaren" außerhalb Europas vermutet, genauer:
Außerhalb der EU.
Dann lese ich sowas (Quelle: "Der Standard"), derlei Nachrichten
aus dem Land, wo der "Fascismus" erfunden wurde, wo HEUTE Mussolini-Epigonen in
der Politik reüssieren, und dann ist mir erneut klar: Wir haben selbst reichlich
Probleme, die Barbaren in unseren Reihen zur Räson zu bringen. |
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Da liegen sich Journalismus und
Innenpolitik in den Armen. Erst brennen Hütten, dann brennen wieder Menschen. Aber wie
das Foto am Seitenanfang zeigt: "Trautes Heim, Glück allein", denn "Mei
Ruah will i habn." Ich hau ab, Leute. Nein, ich bleib doch da. Man kann ja dieses
Europa nicht solchen Idioten überlassen!
[Wir
Kinder des Kalten Krieges]
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