27. Dezember 2007
Ich hab es gerne, wenn drinnen ist, was drauf
steht. Keineswegs ein unumstößliches Prinzip. Aber ein feiner Leitfaden. Mein Leben
zwischen Boulevard und Werbeflächen wirft immer wieder verblüffende Unterstellungen,
Behauptungen, Andeutungen auf.
Was sagt mir ein im Lotos-Sitz verharrender,
kahlköpfiger Mönch, den diese Grafik vorführt, auf einer Packung von
Papiertaschentüchern? Der Hersteller bereitet einen so auf ein beunruhigendes
Geruchserlebnis vor, das sich als "Aromatherapie" ausgibt. Staunenswert, was
"Schneuzfahnen" heute alles leisten sollen.
Hier scheint man durch gute Ausrüstung auf
Prävention zu setzen, damit sich gar nicht erst ein Bedarf nach "buddhistischen
Taschentüchern" einstellt. Nebenbei bemerkt: Es ist eigentlich eine recht üble
Sache, auf welche Arten Webeagenturmenschen andere Kulturen plündern. Was beim oben
gezeigten Trio wohl nicht in Frage käme. Von links: Hannes Felgitsch, Kulturreferent von
Gleisdorf, Puppenspielerin Elfi Scharf (die zur Crew von "next code: cruise"
gehört) und Glaskünstler Richard Ludersdorfer.
Auf dem Umweg über ein chinesisches Lokal
habe ich gestern noch in die Wohnung von Felgitsch gefunden, wo ein Gespräch zu "next space" anlag,
das uns allerdings auch zu einem ganz anderen Thema brachte. Was Felgitsch hier in Händen
hält, ist das elektrifizierte Modell eines Porsche 917, wie er in den 1970er-Jahren für
die CanAm-Serie auf brachiale tausend PS gebracht wurde. [link]
Cut!
Heut war auf der Website der "APA" eine interessante Notiz
vorzufinden. Serbiens Präsident Boris Tadic habe gemeint:
>>Weder durch Isolation noch durch
einen Krieg werde der Kosovo bei Serbien bleiben.<<
Sieht man davon ab, daß Tadic gewiß DAS
Kosovo erwähnt hat, werden er und sein Premier Kostunica also überlegt haben, welche
Optionen inzwischen realistisch erscheinen. Aber was hält Europa für realistisch?
Genauer: Ein EU-Europa. Was ferner zu Beginn der hier zitierten Meldung stand, muß doch
eigentlich selbstverständlich sein:
>>Das serbische Parlament hat einer
EU-Mission im Kosovo ohne entsprechende Entscheidung des UNO-Sicherheitsrates eine Absage
erteilt.<<
Welche Schritte werden also nun, basierend auf
internationalem Recht herbeigeführt werden? Denn wie man es auch dreht und deutet, Kosovo
und Metohia sind serbisches Staatsgebiet. Wir "Westler" haben seit dem Fall des
Eisernen Vorhanges den "Reformstaaten" gerne immer wieder zugerufen, die
zentrale Basis einer akzeptablen Zukunft sei Rechtsstaatlichkeit. Da bin ich nun
neugierig, wie wir das gemeint haben.
Cut!
Die Berserker auf dem Boulevard sind in
Hochform. So ging man dieser Tage bei der "Kronen Zeitung" heftig zur Sache. Dazu sollte vorausgeschickt
sein, daß die "Europäische Menschenrechtskonvention" in Österreich seit den
1950ern Verfassungsrang hat.
Dazu kommt aus der jüngeren Vergangenheit die
"Europäische Grundrechte-Charta" [PDF-Datei: link] der EU,
mit der diese Orientierung bekräftigt wurde:
>>Die
Völker Europas sind entschlossen, auf der Grundlage gemeinsamer Werte eine friedliche
Zukunft zu teilen, indem sie sich zu einer immer engeren Union verbinden.<<
Was macht einer der
schreibenden Barbaren im Land vor diesem Hintergrund? Er promotet Lynchjustiz, indem er
Meinungen publiziert, die man zwar haben, aber nicht medial verbreiten darf. Anlaß für solche Post war der kleine Luca, dessen Tod infolge
andauernder Mißhandlungen nun noch durch den Bericht kontrastiert wurde, daß er auch
sexuell mißbraucht worden sei.
Statt sinnvoller Beiträge, wie eine Gesellschaft mit
solchen Seiten ihrer Mitglieder fertig werden kann, setzen "brave Bürger"
gleich noch einen weiteren Tiefpunkt der Kultur drauf. |
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Denn die Menschenrechte
wegzureden und einen Täter verbal aus der Gemeinschaft der Menschen auszuschließen, das
wäre für sich schon übel genug, weil es zu den protofaschistischen Grundübungen
gehört, die auf ein einziges Ziel weisen: Massaker.
Dabei aber auch noch den Rechtsstaat
suspendieren zu wollen, das Prinzip "Recht statt Rache" zu verwerfen, das ist
genau gegen jene "zivilisatorische Sicherheit" gerichtet, welche die genannte
Familie zu verteidigen glaubt.
Das Grauenhafte der Taten an Luca kann und
darf kein Grund dafür sein: Die Rechtsstaatlichkeit anzugreifen. Es gibt überhaupt
keinerlei Taten, die zu sühnen ich mir einen aufgebrachten Mob wünsche. Und ein
Redakteur, der solchen Gewaltphantasien durch Publikation landesweit Legitimität erteilt,
müßte gefeuert werden. Dieser Mensch braucht einen Job mit geringerer Verantwortung.
[Wir
Kinder des Kalten Krieges]
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