23. Dezember 2007
Ja freilich! Auch wenn dieser im Baumarkt
herumsteht und für den eigenen Vorgarten gekauft werden kann, er sieht aus wie jener von
der Coca Cola-Werbung. Das ist auch der reale Ursprung dieser Figur. So ein
"Santa" wurde für eine Werbe-Campagne des Konzernes kreiert. Und bei uns
hängen die Leute sich derlei sogar an die Häuserwände. Ein Werbe-Sujet aus den ersten
Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Obwohl die Frage, ob es ihn, den Santa Claus, denn gebe,
schon im 19. Jahrhundert abgehandelt wurde: "Is there a Santa Claus?".
Und dahinter Staffeleien mit Kunst-Surrogaten; nein, genauer betrachtet: Mit
Dekorationsgegenständen, die an Kunstwerke erinnern.
Damit kein Mißverständnis entsteht, ich
finde nichts dabei, daß sich Menschen in unserer Kultur den Alltag ausstaffieren, als
wären sie in einem Ramschladen zuhause. Ich bedaure bloß manchmal die Konsequenzen
solcher Existenzen auf gepflegten Müllhalden. Weil sich aus der Gemengelage bloß solcher
ästhetischen Erfahrungen doch zuweilen merkwürdige Ansichten über die Welt ergeben.
Die ästhetischen Halbherzigkeiten, da weiß
ich nicht, generieren sie die diskussionswürdigen Ansichten? Oder drücken sie diese
bloß aus? Es wird beides zutreffen. Wie bei dieser oder durch diese Eisskulptur im
Zentrum Gleisdorfs. Eine formal schlechte Arbeit, die bloß von ihrer handwerklichen
Sensation lebt. Aber würde man öffentlich sagen "Weg mit dem Schund!", wären
die Leute sehr brüskiert.
Um mich zu wiederholen: Ästhetik meint vor
allem WAHRNEHMUNG, ist eigentlich erst in zweiter Linie dem Thema Schönheit gewidmet. Was
um uns ist, in diesem wohlhabenden Ramschladen Österreich, hat auch in den öffentlichen
Debatten seine Ramschqualität.
Hart. Heftig. Toben. Auf dem Boulevard wird ja keine Gefahr
gescheut. Allerdings muß ich seinerzeit völlig verschlafen haben, was die "Kronen Zeitung" gestern, zwei Tage
vor dem Weihnachtsabend, uns mutig in Erinnerung rief. Daß nämlich unser Land hat
geschützt werden müssen. Na, ein Land zu schützen ist sicher keine leichte Aufgabe. Und
Bedrohungen sieht man dort, auf dem Boulevard, doch andauernd. (Alarmismus ist ein
einträgliches Geschäft.)
Dies nun konsequent und außerdem radikal weiter gedacht,
würde vielleicht empfehlen, ich sollte mich in der Nacht nicht mit meiner Decke, sondern
mit der "Kronen Zeitung" zudecken; ich wäre gewärmt und beschützt wie sonst
durch nichts.
Nebenbei bemerkt, daß Österreich im jugoslawischen
Sezessionskrieg hätte beschützt werden müssen, gehört auf die Liste der
Übertreibungen des Jahres. Schade! Mit dem verfügbaren Platz im Blatt hätte man dem
werten Publikum auch etwas mehr über Südosteuropa vermitteln können, damit wir unsere
Nachbarschaft besser kennen lernen.
Was es doch alle Tage so zu staunen gibt. Vor
allem auf dem Boulevard. Ich wußte bisher noch nicht, daß man offenbar so etwas wie
"Falschgeld zweiter Ordnung" herstellen kann. Wer eine Fälschung fälscht, so
könnte man denken, hat damit wiederum etwas Wahrhaftiges herbeigeführt. Aber so ist es
sicher nicht. Zumindest nicht in diesem Metier.
Also wie und was? Wer einem Ganoven, der
Falschgeld kaufen will, Falschgeld anbietet, das zwar wie echtes falsches Geld aussieht,
aber keines ist, schon gar nicht echtes Geld, eigentlich überhaupt kein Geld, aber was
nun?, wuchtet die ganze Situation folglich ins Mysterium.
Oder das wirft ein bloß bescheidenes
philosophisches Problem auf, welches durch die kategoriale Zuschreibung "Falschgeld
zweiter Ordnung" geregelt sein müßte. Allerdings, es bleiben mir Zweifel.
Jedenfalls ist einem Journalisten energisch zu danken, daß er uns via "Kleine Zeitung" so
interessante Seiten der Welt zeigt.
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