19. Dezember 2007 Philosoph Stefan Lutschinger, der mit uns seinerzeit im Symposion im
fahrenden Zug mit von der Partie war, schrieb:
Erst wenn die letzte Ölplattform versenkt,
das letzte Auto stillgelegt,
und die letzte Tankstelle geschlossen ist,
werdet ihr feststellen, dass Greenpeace nachts kein Bier verkauft.
Solche Erheiterungen kann ich gut vertragen, um anderes besser
zu schlucken. Zum Beispiel aktuelle Post, eine Mahnung, vom Finanzamt. Denn dieser Modus
ist von einer Art, an die man sich nur schwer gewöhnt.
Das geht so: Aufgrund meiner
Einkommenssituation von 2006 schätzt man bei der Behörde, was ich 2008 verdienen werde
und fordert von mir jetzt, 2007, einen Steuerbetrag als Vorauszahlung für das kommende
Jahr. Nein, Sie verstehen schon richtig. Die Behörde möchte JETZT ein Geld von mir, das
ich VIELLEICHT im nächste Jahr verdienen werde.
Cut!
Einige unserer Kunstprojekte, die ins Jahr
2008 weisen, berühren das, was man sich salopp unter "Ost-West-Thematik"
vorstellen mag. Sieht man genauer hin, werden jene Kontraste und Verwerfungen sichtbar,
die wir Enkel von "Herrenmenschen" mittragen, wo heute gefallene Mauern und
abgetragene Zäune uns ganz konkret mit Menschen aus Südosteuropa in Berührung bringen.
Ich hab in diesem Zusammenhang etwa von
Kunsthistorikerin Mirjana Selakov
schon mehr als einmal in erstauntem Tonfall gehört: "Sie wissen nichts von
uns." Was hier vor allem das vormalige Jugoslawien meint.
In Selakovs Heimat Serbien mußte man unter
den Bomben der Nato lernen, was sich der Westen unter Eigenstaatlichkeit vorstellt. Diese
damals durch kein Mandat legitimierten Bombardements waren hauptsächlich und vor allem
anderen gegen jene ethnischen Säuberungen gerichtet, die man einer serbischen Soldateska
nachweisen konnte.
Deshalb bin ich sehr neugierig, ob man Serbien
gegenüber nun gleiche Maßstäbe anlegen wird, wenn seine "Landsmenschen" auf
vergleichbare Art von einer albanischen Mehrheit bedroht werden. (Quelle: "Der Standard")
Das Kosovo und Metohia ist freilich nicht nur
die Heimat von Albanern und Serben, da leben auch noch andere Ethnien.
Dieses "Sie wissen nichts von uns."
war unter anderem in den Kontroversen rund um Peter Handke immer wieder spürbar. Denn
vieles, was Handke über diesen Sezessionskrieg und das Verhalten internationaler
Presseleute geschrieben hat, ist ja sehr stichhaltig und wird in weiterführenden Debatten
über diese Region als bemerkenswerter Beitrag gelten müssen.
Ich denke, Kosovo und Metohia werden nun zum
Prüfstein dessen, wie das "westliche" Europa es mit Menschrechten, Demokratie
und Nationalstaatlichkeit meint. Zum Thema Handke und den Debatten über seine Rolle im
jugoslawischen Sezessionskrieg hat Lothar Struck in seinem Blog auch einiges vorgelegt: [link]
Wer sich selbst über diese Dinge im Klaren
wähnt, sollte ja mindestens die zwei am meisten angefochtenen Bücher gelesen haben:
"Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder
Gerechtigkeit für Serbien" (1996) und "Sommerlicher Nachtrag zu einer
winterlichen Reise" (1996) ... um denn jene Stellen markiert zu haben, die in der
Sache anfechtbar erscheinen ... oder eben nicht.
[Zu
Peter Handke]
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