15. Dezember 2007
Joachim Krausse aus Berlin gilt unter anderem
als profunder Kenner der Arbeiten von Buckminster-Fuller.
In entspannter Plauderei fallen von ihm auch Begriffe wie Bauhaus, Dessau ... richtig! Ich
stecke gerade mitten in Architekturthemen. Was freilich nicht nur ausgewiesene Fachleute
inrteressieren und beschäftigen sollte, denn was die Architektur leistet (oder auch
nicht), hat schließlich ganz enormen Einfluß auf unsere individuellen Lebenssituationen.
Es ist also ein Kultur-Thema hohen Ranges.
Die gerade laufende Konferenz gehört zur
"8. Medien und Architektur Biennale Graz". Sie hat ihren Auftakt in Gleisdorf
gehabt. (Siehe dazu den Eintrag im Projekt-Logbuch.) Krausse moniert unter anderem, daß
Bauwerke oft dafür kritisiert werden, daß ihre unzulängliche Nutzung zu nachteiligen
Effekten führt. Daß also quasi "Bedienungsfehler" auf die Infrastruktur
abgeschoben werden.
Er nannte als eines der Beispiele die
sogenannten "Plattenbauten", also Hochhaussiedlungen, denen ja eine Menge
Nachteile zugestanden werden. Bei der Schilderung, wie man in bestehende Strukturen
verbessernd eingreifen könne, um sie den Bedürfnissen der Menschen anzupassen, bezog er
sich mehrfach auf Erfahrungen aus der "Hausbesetzer-Szene" und betonte, daß
außerhalb etablierter Regelwerke oft radikaler an dem gearbeitet werde, was als den
Menschen nützlich gelten darf, denn in etablierten Institutionen.
Das Gleisdorfer "forumKLOSTER" ist einer
der Ereignisorte dieser Tage. Und was sich da ereignet, wird seine Auswirkung auf "next space" haben,
womit hier gerade ein kulturelles Bezugsfeld errichtet wurde, das wir mit dem Kunstfeld
verbinden.
Während ich in diesen Zusammenhängen bisher
gerne eine Idee der "Praxis des Kontrastes" verfolgt hab, sind nun die
"Wohnlaboratorien", an denen ich teilnehme, dem Motto "Poesie der
Vielfalt" gewidmet.
Die "Poesis" als Quelle der
Vielfalt, das mag freilich provokant wirken, wo wir eine Kultur strenger Reglements leben,
die sich überdies seit einiger Zeit wieder sehr weit nach rechts neigt und die alten
Lieder nationalistischer Homogenität hören läßt.
Ich bekomme ja sporadisch Post von Menschen,
denen das, was Kultur zu höchster Blüte bringt, nämlich Vielfalt und Kontraste, laufend
Angst macht. So schrieb mir dieser Tage etwa ein Exponent von "Die Nationalen":
>>Die Bürgerinitiative "Keine
Moschee in Linz", sieht sich als überparteiliche Initiative engagierter
Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher gegen die geplante Großmoschee in
Linz.<<
Während eigentlich absehbar ist, daß
Österreich in einigen Jahren sich um Zuwanderer wird heftig bemühen müssen, vor allem
auch um qualifizierte Leute, wird in den laufenden Diskursen die Abschottung proklamiert.
Aber das ist ein anderer Themenaspekt, der mich augenblicklich gar nicht so beschäftigt.
(Links:
Manfred Wolff-Plottegg)
Sprachregelungen, Dimensionen, Zuschreibungen.
In Gleisdorf herrscht das Gefühl vor, dies sei zwar eine Kleinstadt, aber auf jeden Fall
eine Stadt. Ein Ort gleicher Dimension wird etwa in der serbischen Vojvodina klar als Dorf
bezeichnet. Manfred Wolff-Plottegg beharrte bei der Frage nach Kriterien darauf, daß die
Menge an Taubenscheiße und das Verkehrsaufkommen maßgeblich seien. Eine Stadt könne nur
sein, wo es viele Tauben gebe. So lustig finden das "Zentrumsmenschen" also,
wenn sie die bescheidene Bühne so einer Region betreten.
Aber das sind eben alles auch Fragen nach den
Referenzrahmen, nach den Bezugssystemen. Für mich war dabei vor vielen Jahren eine
Situation prägend, die sich in Weiz, im dortigen "Volkshaus", ereignet hatte.
Bei einer Plauderei an der Theke mit der Schrifstellerin Barbara Frischmuth.
Wir waren dabei auch auf die Fragen nach
Rang-Formationen und Reichweite gekommen, was denn eigentlich "Prominenz" in
diesem Zusammenhang bedeuten würde etc. Ich denke,
man darf Frischmuth auf jeden Fall zu den bedeutendsten Autorinnen in Österreichs
Gegenwart zählen. Was sie etwa so kommentierte:
"Ach, wissen Sie, wenn ich zum Beispiel nach
Frankreich komme, weiß dort auch niemand, wer ich bin." |
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Jedenfalls steht uns in
Aussicht, daß wir im Rahmen von "next space" noch einigen Aspekten dessen
nachgehen können, wodurch sich eine Stadt, ein Ort, eine Region, wodurch sich also
folglich unsere Lebensbedingungen verändern.
Und es steht uns in Aussicht, daß wir dabei
gelegentlich von sachkundigen Menschen interessante Inputs erhalten werden. Das hat seinen
Bezug zum "zeit_raum", dem Erdgeschoß des vormaligen Pfarrschulhauses in
Gleisdorf, wo eben eine Ausstellung eröffnet wurde (Dieter Hartmann und Gabi Troester):
Das war eben erst der "herbst_raum",
den wir im Rahmen des Festivals "steirischer herbst" bespielt haben. Dabei
hatten wir unter anderem auch Arbeiten vom "SPLITTERWERK" zur Verfügung, dessen Crew die ganze Geschichte so
gefallen hat, daß sie uns anboten, für einige weiterführende Impulse zu sorgen.
Es ist also die Verknüpfung von Kunst- und
Architektur-Agenda ganz naheliegend, ist überdies in der Stadt schon angelegt. Und wir
werden das nun via "next
space" stärker aufgreifen.
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