3. Dezember 2007
Der Mangel an Schnee gibt den raren Stückemn
mehr Raum. Wie jenem Steyr Puch 500 des letzten Baumusters. Dieses Auto wurde einst in
Graz gebaut, auch wenn das Häusel aus Italien kam. Die schwarzen Nummerntafeln lassen auf
einen langjährig ungebrochenen Einsatz schließen. Meine Socken machen es natürlich
nicht annähernd so lange.
Aber ich bin schlauer geworden. Die letzten
Jahre hatte ich mich mit zu vielen gleichfarbigen Paaren vom gleichen Anbieter geplagt. Was
nach der Wäsche immer eine mühsame Sortiererei nach sich zieht, weil sich die Dinger so
sehr ähnlich sehen, ohne verläßlich passende Paare abzugeben. Also gibt es nun wieder
wesentlich mehr Farbe in meiner Sockenlade.
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An so banalen Themen
hänge ich gerne, wenn mich andere noch etwas verwirren. Vergangenen Freitag hatte
Serbiens Generalkonsulin Sonja Asanovic- Todorovic zu einer geschlossenen Veranstaltung ins
Grazer Rechbauerkino geladen: "Klopka". (Die Falle.) Eine
exzellent inszenierte serbische Hommage an Dostojewski, in der die Dimensionen von Schuld
und Unschuld verhandelt werden. Würdest du es tun? Wie weit würdest du gehn? Regisseur
Srdjan Golubovic treibt die Personen seiner Geschichte wie in einer griechischen Tragödie
in immer schlimmere Wendungen hinein. Am Ende scheint klar: Niemand ist unschuldig
geblieben.
Wir hatten bei "next code: coffee"
eine Situation, wo es um eben diesen Aspekt ging, bei dem mir immer wieder Emotionen
durchgehen. |
Wer sich zu sehr darauf
versteift, unschuldig bleiben zu wollen, den erwischt sein eigener Sündenfall mitunter
völlig überraschend und unverstanden.
An einer Stelle des Filmes fühlt sich die
Hauptfigur Mladen so in die Enge getrieben, daß der Mann die Einrichtung der Wohnung zu
zertrümmern beginnt. Das löste ein Zuseher hinter mir, ich möchte wetten, es war Ivan
Redi senior, auf unnachahmliche Art mit einem trockenen Statement auf. Was mir mein
Mädchen von diesem Statement ins Deutsche übersetzte, besagte etwa: "Die ist sicher
gemietet. In seiner eigenen Wohnung würde er das nicht machen." Lachen hilft einem
aus so mancher Beklemmung ...
Den zwei jüngeren Redi-Generationen war ich
ein paar Tage davor bei der "ncc" begegnet. Sohn Ivan Redi und Enkel Oskar, der sich mit
dem angebotenen türkischen Kaffee natürlich nicht anfreunden wollte, statt dessen nach
"sokic", also "Saftl" fragte. Hatten wir nicht. Man sollte eben mit
Kindern rechnen. Das mochte sich auch Tanja Ostojic gedacht haben, die mir am Wochenende schrieb:
>>Kids grow so fast isn´t it? warm
greetings Tanja<<
Die anderen Teile unserer auf Kinder bezogenen
Korrespondenz spare ich hier aus. Tanja hat also nun ein Baby; und mein Baby
durfte ich jüngst gegen Mitternacht von einem Konzert in Graz abholen. Wie viele unter
uns wissen da die Augen überzudrehen, sei es die Baby-, oder Teenie-Sache, man macht sich
schnell zum alten Deppen, wenn man da aus der Schule zu plaudern beginnt.
Apropos Ostojic und "niemand bleibt
unschuldig". Das war eine ihrer heurigen Arbeiten. Man wird sich erinnern, was
österreichischen Polizisten zu Klebebändern einfallen könnte.
Aber zurück zum Kaffee, der sich auf
Kaffeesud gründet, aus dem manche Menschen vorzüglich zu lesen verstehn.
Wie hier
Kunsthistorikerin Mirjana Selakov,
die Architektin Ursula Musil einige Aspekte des Laufes der Dinge darlegte. Selakov hat inzwischen freilich andere Agenda abzuarbeiten.
Einerseits wird "next code: love" in einem halben Jahr beim "BELEF -- summer festival of beograd"
über die Bühne gehen.
Andrerseits kuratiert sie eine Serie von Beiträgen für
die Biennale der Kunstminiaturen
in Gornji Milanovac. So viel mag aus all dem klar werden, wir sind Richtung Südosteuropa
kräftig aktiv. |
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