26. November 2007
Winfried Ritsch (links), Präsident von
"mur.at", wies noch diesen oder jenen Weg. Jogi Hofmüller, leitender
Maschinist, sandte letzte Post aus dem "ncc-camp" in Graz:
>>Tja, die NCC07 ist beinahe schon
Geschichte. In wenigen Minuten geht das Netzwerk hier in der Grenadiergasse
off-line.<<
Die artifizielle Sau von "wd8 connected:07"
wartete geduldig auf den Abgang. Bei den "robertas", einer Runde von Frauen, die
an einem Roboter gebaut haben, wurden die Lötkolben weggepackt und verwertbare Reste
eingeschachtelt.
Ich hing derweil noch dem
"Weitwinkelmotiv" nach. Einer Metapher über die Anmaßung, "die ganze
Welt" auf den Bildschirm bringen zu können. Wir hatten das samstags für den
"Nekrolog" von Jörg Vogeltanz erörtert. (Das wird in der "transit zone"
seine Tonspuren haben ...)
Hier der Architekt Andreas Mayer (links) und
"kultur.at"-Mitbegründer Jürgen Kapeller bei dieser Debatte. Die beiden hatten
Überlegungen eingebracht, warum welches Ausmaß an Komplexitätsreduktion in
Darstellungen so populär ist, da wir ja recht bald bei der Frage angelangt waren, ab
welchem Punkt man in der Kommunikation nach außen weitere Schritte einer
Komplexitätsreduktion ausgeschlagen werden müssen, weil dadurch dann die Sache selbst
verloren ginge. (Stichwort "Rendering", na, das will gelegentlich auch näher
erklärt sein.)
Während auf Armeslänge neben uns die
sinnliche Praxis der Komplexitätserhaltung gepflegt wurde, wobei unverzichtbar bleiben:
Zeit, die vergehen darf. Raum für Fragen und Antworten. Kaffee und Strudel. (Links:
Malerin Linda Schwarz, 2.v.r.: IOhannes Zmölnig von "pd~graz".)
Sieht man genau hin, fallen im Vordergrund
zwei Kaffeeschalen auf, welche auf dem Kopf stehen. Das ist ein Schritt, der zum
Kaffeesud-Lesen führt. Keineswegs eine esoterische Verfahrensweise, sondern eine
Intuitions- und Kommunikationsangelegenheit, die etwa von Kunsthistorikerin Mirjana
Selakov ausgeübt wird, welche beim "ncc07" einen Vortrag zu Netzbelangen
gehalten hatte:
So war das Haus in Graz, vormals eine Kaserne,
zuletzt ein Lehrlingsheim, temporäre Zone für ein höchst kontrastreiches Geschehen.
Vieles, was sich da verdichtet hat, wird eine "Zeit danach" beanspruchen, weil
die Tage nicht genügen konnten, auszuloten, was angeklungen ist.
Ein Meeting wie jenes löst sich mir ja nicht ein, indem
mir diese wenigen Tage einen Stapel Ergebnisse auf den Tisch schaffen, sondern indem sie
mir eine Reihe neuer Fragen mit auf den Weg geben.
Wie etwa die Debatte mit dem Autor Helmut Schranz, der sich
unbeirrbar einer experimentellen, avantgardistischen Weise der Literatur verschrieben hat.
Wo wir zum Beispiel bei einem Motiv gelandet sind, das etwa so gestaltet ist: Wenn der
Avantgardist eine radikale Schleife zieht, in der er erst die Retrogarde, dann sich selbst
überholt, was ist das schließlich für eine Position? (Na, ohne Augenzwinkern geht sowas
nicht über die Runden!)
Apropos Loops! Künstlerin Eva Ursprung (rechts) hatte
durch die Tage einige Runden absolviert, um eine Kaffeesud-Lesung zu erleben, was sich
letztlich aber nicht eingestellt hat. Ich möchte davon ausgehen, daß "next code:
coffee" weiterführende Schritte erleben wird. Da kann sich also noch allerhand
ausgehen.
["next code: coffee", die Dokumentation]
[kontakt] [reset] [krusche] |