20. November 2007

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Vom ersten Schnee ist hier wenig geblieben und der zarte Schneemann unter meinem Küchenfenster hat sich nicht gehalten. Derweilen haben sich Autobahnverwaltung und Polizei in den Haaren, weil auf einer der Routen Lastwagen mit Sommerreifen dazu geführt haben, daß Menschen rund 15 Stunden im Schnee ausharren mußten, um wieder in Fahrt zu kommen. Da kann man doch froh sein, daß wir hier nicht in Alaska sind. Wir wären womöglich aus Unfähigkeit, mit einer alljährlich widerkehrenden Jahreszeit zurechtzukommen, inzwischen ausgestorben.

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Ich bin kein Anhänger von Vernissagen, habe zugleich vorerst nicht die geringste Idee, ob denn (und falls ja: wodurch) sie abgelöst werden könnten. Hoppla! Falsch gedacht. Eigentlich würde mir durchaus genügen, die Inszenierung ändern zu können. Was ja auch nach Inspiration verlangt.

Die oben gezeigte Version rund um Peter und Regina Kedl (2. u, 3. v. l.) hatte all jene Details, an denen meine Stationen meist auch noch hängen. (Die Foto-Strecke.)

Ich weiß verläßlich, daß ich an solchen Momenten den Schritt zu den vorzüglichen Weinen sehr mag, daß ich das Auftischen billiger Weine für einen Affront halten würde. Und ich bin sicher, daß man nur Menschen mit Esprit nach vorne lassen darf, während man den Hausherren und politischem Personal die Redezeit strikt limitieren muß.

Bei Kedls hatte ich es lustig, der Wein war exzellent; das sind die Anforderungen an solche Augenblicke. Bei "next code: flow" hatte ich es unlängst auch sehr vergnüglich. Der Geschmack des guten Weines ist verklungen. Dafür ist nun der Vortrag von Philosoph Erwin Fiala in schriftlicher Form verfügbar. Darin heißt es unter anderem:

>>Wirklich provinziell ist, wer sich abschottet, wer nicht über den sprichwörtlichen Tellerrand blickt und wer glaubt, die eigenen Denkversuche über die Welt seien auch nur annähernd irgendwie "richtig". Damit will ich aber eigentlich etwas Positives sagen -- nämlich, dass es für die Frage, ob eine künstlerische Arbeit tatsächlich künstlerisch ist, vollkommen belanglos ist, ob ein Künstler in der so genannten Provinz arbeitet und vielleicht auch ausstellt oder in einer angeblichen Kunstmetropole. Die Frage ist, wie Kunst gemacht wird, nicht wo sie gemacht wird!<< [Quelle]

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Ich höre nach wie vor bewegt die "Sevdalinke"; vorgestern hab ich erneut davon erzählt. Dabei erwähnte ich Merkwürdigkeiten im Verhältnis von Kroaten und Muslimen. Der Kroate Franjo Tudjman hatte in den heftigen Zeiten vollmundig ausposaunt, die bosnischen Muslime seien "Blumen des kroatischen Volkes":

>>bosanski muslimani su cvijece hrvatskog naroda.<<

Das ist ziemlich kurios. Tudjman ist erstens ein Epigone der profaschistischen Ustasche und zweitens verblüfft es einigermaßen, daß ein katholisch orientierter, konservativer Teil Kroatiens eine gewachsene moslemische Seite Europas so hervorheben sollte. Das ist also nichts weiter, denn schäbige Kampfrhetorik.

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Ein Anlaß, den bosnischen Autor Dzevad Karahasan aus einem unserer Gespräche zu zitieren:

>>Eh! Ja. Tudjman war der Lieblingsgeneral von Tito. Dobrica Cosic war ein Lieblingsbeamter des serbischen Polizeiministers. Ein Vertrauter von Alexander Rankovic, der für alle Geheimdienste Jugoslawiens. Cosic war der Vertraute von Rankovic. Als Tito sie entmachtet hatte, sind sie quasi Dissidenten, Nationalisten u.s.w. geworden.<<

Zur Sache fällt mir auch noch eine wunderbare Headline aus der Wochenendausgabe von "Der Standard" ein:

"Die kalte Sonne der Habsburger"

Eine unübetreffliche Formulierung, auf den Mann gemünzt, der einige Zeit noch Kaiser Österreichs werden wollte und nun seinen 95. Geburtstag ausgerechnet im bosnischen Banja Luka feiert: Otto von Habsburg.

Der alte Mann lungert so weit rechts herum, daß er mir freilich keinerlei Sympathie abgewinnen könnte. Aber er sagt gelegentlich sehr interessante Dinge. Wie etwa in der rechts gezeigten Interview-Passage.

[Der "Balkan-Reflex"]

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Netizen Mario Purkarthofer beim Kaffee am Grazer Hilmteich ... meist aber in einer Situation, die er gerade folgendermaßen skizziert hat:

>>Ich finde die Kaffee-Attentate zwischen uns in Gleisdorf immer spektakulär. Das läuft immer gleich ab. Ich rufe den Krusche an: "Servas, ich bin da. Treffma uns auf an Kaffee?" Krusche: "Ja, sagma um halber 10 im Columbia". Ich: "Gut, bis dann". Dazwischen liegen immer Jahre der Absenz. Eine telekommunikative Kultur des Kaffeetrinkens wäre auszumachen, die den realen Moment ja nie ersetzen kann aber zumindest in einer Weise simuliert. Sie benötigen: eine Tasse türkischen Kaffeee ...<<

Man ahnt, die "NCC 07" ist nahe und Mario wird von Zürich aus via Telepräsenz in unser "next code: coffee" hereinschneien. Danach werden wir im Gegenzug in die "Netzrisse" hineinbröseln.


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