17. Oktober 2007

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"Wir sind von vielen Nationen kolonialisiert worden", sagt die Philippina Gilda Abian. Sie und Mario Esmeralda arbeiten mit Bauern, die wieder lernen müssen, Artenvielfalt in ihre Wirtschaft zu bringen, damit der Boden auch was abwirft.

Auf etwa 800 von den rund siebentausend Inseln der Philippinen leben rund 89 Millionen Menschen unterschiedlicher Ethnien. Zwei Drittel davon in Armut und teils hungernd. Zwei Drittel sind zufällig in der agrarischen Welt zuhause. Bauern, Pächter, ländliches Proletariat.

Wie mag es gekommen sein, daß es von den einst etwa dreitausend Reis-Sorten heute bloß noch fünf gibt? Die Großgrundbesitzer dealen mit Hybrid-Sorten, durch die man von Konzernen abhängig wird und immer mehr Chemikalien einsetzen muß.

Vieles, was zu erfahren ist, hört sich so an, wie das in Europa um 1900 gewesen ist. Das Elend der Landbevölkerung wurde einst vom Elend des Industrie-Proletariats abgelöst. Auf den Philippinen wird es wohl keine Industrialisierung geben. Dort stärkt die Regierung die Landlords und sichert offenbar den Konzernen, die mit Saatgut und Düngemitteln ankommen, satte Profite. Das heißt dann auch: Zwei Millionen Straßenkinder, die hauptsächlich als Müllmenschen leben und rund acht Millionen Kinder, die arbeiten, statt in die Schule zu gehen.

Fragte eine Dame aus dem Publikum anschließend die Dolmetscherin: "Und wie ist dort das Klima?" (Ich bin immer wieder gerührt, welche Herzchen sich unter meinen Mitmenschen befinden.)

Cut!

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Ob es da einen der zwei oststeirischen Skinheads aus den Springerstiefeln gehaut hat?

Cut!

Apropos oststeirisch. Es ist ja nicht unbedingt naheliegend, sich grundsätzlich über seine Herkunft zu definieren. Aber klare Bezugspunkte bleiben unverzichtbar. Mediengestützte Existenzen sind auf eine Art "überall", was die Frage aufwirft, wo man denn nun eigentlich sei, wenn man überall ist.

Kurz: Reale Orte bleiben von Bedeutung. Und weil sich hier etwas entfaltet, das in eben dieser Entfaltung etwas unberechenbar ist, weil man sich aber dennoch etwas orientieren können sollte, heißt die neue Website schlicht:

[ost]

Dort werden ab nun aktuelle Informationen zu finden sein, die ein Kulturgeschehen zwischen Weiz, Gleisdorf und Laafeld (bei Bad Radkersburg) berühren.

Cut!

Meine Wohnung sieht noch wie ein Internierungslager aus. Werkzeuge, Artefakte, Restbestände von der Ausstellung im "herbst_raum". Die [Dokumentation] mag eine Vorstellung geben, was es gewesen ist. Ich sehe jetzt erst, was da noch an kleinen Details verblieb, die ausdrücken, was da geschehen ist.

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Zum Kontrast habe ich gerade einen äußerst aufgeräumten Allrader vor der Tür. Ein Skoda, der mir beim Fuhrgeschäft mit all dem Zeug gute Dienste geleistet hätte. Aber ich werde ihn wieder zurückstellen, einen kleinen Bericht schreiben, so bin ich auch im banalen Alltagsgeschäft des Geldverdienens wieder verankert.

Es hat unlängst erneut jemand gefragt, ob ich es denn notwendig hätte, für die Regionalpresse zu schreiben. Klar hab ich das notwendig. So wie mein Hausherr meine monatlichen Mietzahlungen notwendig hat. Die Sozialversicherung hat es auch notwendig, bei mir zu kassieren ... Irgendwie kassiert jeder bei jedem. Damit treibe ich in einem netten Reigen. Und es ist allemal komfortabler, über das Fahren solcher Automobile zu schreiben, als den Schotter zu schaufeln, auf dem es steht. Noch Fragen?


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