3. Oktober 2007
Gestern lief ein weiterer Filmabend von "next code:
love", morgen wird eine Lesung stattfinden, Heinz Janisch und Mohammad Abdullahpour
bringen den "tandem"-Stoff. Am kommenden Freitag gibt es einen weiteren
Filmabend im "Saal Martin" im "forumKLOSTER".
Ich habe schon erwähnt, daß unsere serbischen Gäste vom
nächtlichen Böllerschießen anläßlich der Hochzeit des Bürgermeisters höchst
beunruhigt gewesen sind und daß dann an Schlaf nicht mehr zu denken gewesen sei. Milan
Bosnic ergänzte die Episode noch ironisch um einige Details.
Er meinte, der Bürgermeister solle, falls wieder einmal
geheiratet werde, so freundlich sein, eine Sirene zu kaufen und vor den Böllerschüssen
heulen lassen. Denn das sei zur Orientierung hilfreich. Als im Sezessionskrieg die
Nato-Bomber aus Italien oder der Türkei angekommen wären, hätten die heulenden Sirenen
einem die Orientierung erleichtert. Wenn es aber ohne Vorwarnung in der Nacht knallt, hat
das sehr verstörende Auswirkungen.
Wenn eine Nacht unruhig gewesen ist, kann ein vorzügliches
Frühstück den Tag besser machen. Das sagten sich offenbar auch diese Herren im Café Wurm. Der Herr ganz rechts sowieso,
denn das ist Hausherr Wolfgang Wurm, von dem unsere Vernissage das vorzügliche Buffet
erhalten hatte. In der Mitte Zeitungsherausgeber Reinhard Wernbacher im Gespräch mit
unserer leitenden Kuratorin Mirjana Selakov. Links Akustiker und Musiker Michael Vatter.
[Dokumentation]
Cut!
Es haben rund 15 Prozent der Bevölkerung
Österreichs mit Einschränkungen zu leben, teils körperlicher, teils geistiger Art,
naturgemäß auch in kombinierten Versionen.
Franz Wolfmayr befaßt sich seit Jahrzehnten
damit, welche Rahmenbedingungen geschaffen und gesichert sein müssen, damit man im Falle
des Falles menschenwürdige Verhältnisse erlebt; was in diesem Land keineswegs
selbstverständlich ist. Wolfmayr: "Die Betroffenen sind meistens schlecht
organisiert und melden sich nicht zu Wort." Das hat erhebliche politische
Konsequenzen. Und zwar negative. Erhöhung des Organisations-Levels, Stärkung des
Selbstbewußtseins und sachlich fundierte Präsenz in öffentlichen Diskursen ... wie
merkwürdig! Diese Anforderungsliste ließe sich auch vorzüglich auf das Kunstfeld
umlegen, um die da verbreitete "Jammerkultur" etwas abzumildern.
Cut!
Wie weit muß man gehen, um Stille erleben zu
können? Von Gleisdorf aus sehr weit. Aber Stille, das wäre ja schon ein recht hoch
gegriffener Wunsch. Ich habe gestern sehr gestaunt, daß ein Mann bei Servicearbeiten
ausgerechnet die Mittagszeit gewählt hat, um fast IM Gastgarten eines Innenstadtwirtes
seine mehr als laute Maschine in Gang zu halten.
Auf meine Bitte, das sein zu lassen, da wir
hier essen wollen, hab ich natürlich eine Abfuhr erhalten. Der Industriestaubsauger
konnte einem innerhalb von zehn Minuten die Ohren abfallen lassen, also habe ich
insistiert und einige Telefonate geführt, was zumindest dazu führte, daß der Mann auf
der ausreichend langen Straße einen anderen Abschnitt in Angriff nahm.
Das Üble an der Geschichte ist nicht nur
diese das Geschäft des Wirtes erheblich störende Rücksichtslosigkeit des Arbeiters, den
Dreck und Lärm genau hier, eben genau zur Mittagszeit, zu entfalten. Der kurdische
Lokalbesitzer hat eine erhebliche Scheu, sich mit Österreichern in irgend eine Differenz
zu verwickeln. Der Grund: Die schlechte Erfahrung, daß er dabei leicht den Kürzeren
zieht.
Bliebe noch darüber zu rätseln, was hier
einen Angehörigen einer der Stadtparteien dazu bewegt, sich diese Lärmattacke bei der
Lektüre eines Wirtschaftsblattes bieten zu lassen. Denn wenn wir nun mal nicht
öffentlich verhandeln wollen, mitunter auch ausstreiten, was vor allem im öffentlichen
Raum erträgliche Zustände seien, wird das, so fürchte ich, noch sehr ungemütlich
werden.
[kontakt] [reset] [krusche] |