24. August 2007

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"Wenn du dich nur selbst repräsentierst, wofür stehst du?" Das war eine rhetorische Frage, die Sozialwissenschafter Günther Marchner in einer Plauderei über Identitäten, Nationen und Bezugspunkte gestellt hat. Bezugspunkte, die über junge Landesgrenzen weit hinausgehen. (Was etwa 1919 und 1946 festgelegt wurde, ist ja überaus jung.)

Wir sind, das kann man wohl so ausdrücken, zwei alte Gäule auf diesem Terrain des Kulturschaffens, wo stets zwischen Praxis- und Reflexionsebene hin- und hergeteufelt wird. (Etwas davon wird man hören können, wenn Marchner in der kommenden "transit zone" zugange ist.)

Der Reisende in vielerlei Sinn hat außerdem ein markantes Faible für wohlige Speisen und Weine. Was uns nachts von einem Pinot Grigio aus Venetien zu einem mazedonischen Cabernet Sauvignon und schließlich zu einem Blaufränkischen aus der Oststeiermark geführt hat. Auch so geht das Reisen. Im Sitzen ...

Wodurch ich nun eine "aufgelegte Wuchtel" vor mir habe. (Falls Sie nicht wissen, was das ist: Ein Ball, der so verlockend da liegt, daß man nicht widerstehen kann, ihn zu treten.) Marchner gehört zum Forschungsteam "Helix Austria". Es erscheint bei solchen Verzweigungen in die Welt des Weines der Begriff "Doppelhelix" durchaus relevant. Allerdings waren wir diszipliniert und sind anderntags wieder zeitig mit den laufenden Dingen befaßt gewesen.

Da überraschte mich dann ein Bekenntnis des vaterländischen Hace Strache. Nein, nicht seine Nähe zur "Wiking-Jugend" hat mich überrascht. Das ist bloß banal. Wer sich zu einem prächtigen Nutznießer entwickeln möchte, nähert sich in Österreich eben Männerbünden.

Aber wie er das rechtfertigt, wie er es kleinzureden versucht, ist geradezu umwerfend. Der ORF berichtete:

>>Die Tageszeitung "Österreich" hatte ein Foto publiziert, auf dem Strache im Kreise der Wiking-Jugend abgebildet sein soll. Strache sagte vor Gericht, er habe zu Silvester 1989 an der deutsch-deutschen Grenze an einer Aktion teilgenommen, bei der auch Mitglieder der Organisation anwesend gewesen seien. Die Mauer war bereits im November gefallen.

Ziel der Versammlung sei es gewesen, DDR-Bürgern "Care-Pakete" über die Grenze zu reichen. Danach will Strache mit der Wiking-Jugend nichts weiter zu tun gehabt haben.<<

Cut!

Das Kosovo taucht zur Zeit wieder verstärkt in den Nachrichten auf. Die Tendenz dieser Nachrichten handelt davon, man müsse das Territorium vom souveränen Staat Serbien herauslösen, um die Probleme der Region zu regeln.

Allerdings hat mir immer noch niemand erklären können, a) wie das mit dem Völkerrecht vereinbar ist und b) wer bzw. was die 90 Prozent albanischer Bevölkerung in Kosovo-Metohia bedroht.

Was mir einigermaßen evident erscheint, ist das restlose Versagen "westlicher" Mission-Junkies, die sich dort über Jahre goldene Nasen verdient haben. Außerdem die ungebrochene, wenn auch etwas bedeckte Präsenz der (albanischen) UCK, die eine verbrecherische Organisation ist.

Stanislaw Ossadtschij, Botschafter der Russischen Föderation in Wien, hat sich kürzlich in "Der Standard" dazu geäußert.

Es ist kein Geheimnis, daß die Russen im Falle Kosovo Präzedenz für Zonen in ihrer nächsten Einfluß-Sphäre fürchten.

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Es ist aber sehr wohl ein Geheimnis, was denn nun in dieser Sache genau die Position der EU sei, vor allem auch den USA gegenüber, und gemäß welcher Regelwerke dieser Casus nun behandelt sein will. Daß sich die USA um UNO-Mandate nichts scheren, wenn sie sich mit dem Balkan befassen, halte ich für geklärt ...

[Der "Balkan-Reflex"]


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