18. August 2007
Wie bemerkenswert! Daß man solche Intentionen
zu institutionalisieren vermag, nein, vermochte. Lauterkeit für eine bessere Welt? Oder
sollte man sich darüber nicht lustig machen? Artefakte. In einer vormals anders
geordneten Welt ging das wohl so.
Unser Land funktioniert allerdings an vielen
Ecken immer noch wie ein Groschenroman. Ich mag dieses Genre sehr. Auf ganz romantische
Art. Mein Zugang zur Literatur ist über "Schundhefte" erfolgt.
Das Umschlagfoto dieses Groschenromans
"zeigt die reizende Jeanne Crain". Das Heft war für 50 Pfennig beziehungsweise
2,50 Schilling zu haben. Ein Begleittext tut kund:
"Sie wissen ja: Pabel-Romane bringen einen
Buchinhalt in Heftform, sie sind preisgünstig und dennoch geschmackvoll."
Es ist bemerkenswert, welchen Zusammenhang man da weiters
auf der Coverrückseite herstellt. Das handelt von einer Art
"Zwei-Welten-System", worin man aus der Literatur Entspannung und Ablenkung zu
gewinnen sucht. |
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Ein Angebot, das heute noch vielfach so ganz
generell an "die Kunst" gestellt wird. Ein schwer anfechtbares Motiv, wenn man
als gegeben hinnimmt, daß sehr vielen Menschen kaum mehr gelingt, als ein
"tägliches Einerlei" zu erleben:
Nein, das ist natürlich ein schlau konzipiertes
Unternehmen, in dem sehr viel mehr Ideologie steckt, als man auf Anhieb zu sehen bekommt.
Es ist das simplifizierende Einflüsterungsgeschäft, das für einen wesentlichen Kontrast
Trost bieten soll: Es sind andere als Du qualifiziert und sachkundig, das Lenken der Welt
zu betreiben. Entspann Dich einstweilen ruhig nach dem "täglichen Einerlei",
die machen das schon.
Ich hatte letzten Donnerstag eine ganz kurze
Meinungsverschiedenheit mit einer jungen Journalisten, nachdem ich behaupte habe,
Nachrichten wie jene über diverse Brückeneinstürze, sei es in den USA, sei es in China,
wären keine Information, sondern bloß Entertainment.
Sie wolle das doch wissen, meinte die Frau, man möchte
informiert sein, außerdem sterben da schließlich Menschen. Aber sie konnte mir nicht
sagen, WAS man dann wisse, vor allem, da wir all das auch schon von heimischen Brücken
wüßten, die eingestürzt seien, und was einen diese Menschen scheren würden; ich halte
sowas für ein gutes Stück Heuchelei, die verbergen soll, wozu man sich ebensogut
bekennen könnte: Es unterhält einen prächtig, wenn großes Unglück ANDERE ereilt.
Mit Information hat das also am wenigsten zu tun. Da ich
aber für ein Recht auf billige Unterhaltung eintrete, reicht es mir weitgehend, die
beiden Kategorien unterscheiden zu können. Man muß sie nicht gegen einander ausspielen.
Es ist kein Entweder-oder.
Der oben gezeigte Groschenroman spielt freilich noch eine
ganz andere Rolle. Nämlich in meiner Arbeit für das Projekt "next code: love",
das im Untertitel "Liebe in Zeiten der Telenovelas" meint. Dazu führe ich Pulp
Fiction, Film und Lyrik für einige Momente zusammen: [link]
Und hier einer, der sich ganz heftig um das
"Weltlenkungsgeschäft" bemüht, dabei aber immer mehr zur Marginalie wird.
Gerade erst waren unzählige Journalisten dem Spielchen von BZÖ-Chef Peter Westenthaler aufgesessen. Sie hatten seine Andeutungen
über einen Rückzug aus der Politik in ungewöhnliche Medienpräsenz umgemünzt. Eine
erstaunliche Aufwertung dieser politischen Randfigur. Der Mann hatte seinen Auftritt in
der ORF-Sendung "Sommergespräche" sogar mit Inseraten beworben. So agiert, wer
an Rückzug denkt? Eben nicht. Die "APA"
zitiert:
>>Ich bin zum Schluss gekommen, dass ich dabei
bleibe und das verluderte politische System bekämpfen werde ...<<
Das ist sehr lustig. Ein Ritter des Rechtes und der
Gerechtigkeit, möchte man meinen. Bleibt noch abzuwarten, was bei einem anhängigen
Verfahren herauskommt. Denn Westenthaler steht unter dem Verdacht, einen Mitarbeiter zu
SA-Methoden angeregt zu haben. In der Folge wurde ein politischer Opponent verprügelt.
Westenthalers Mitarbeiter wurde dafür schon verurteilt und was Westenthaler betrifft,
steht immer noch Aussage gegen Aussage. (Siehe dazu auch den Eintrag vom 12. Oktober 2006!)
Nachsatz: Bei wie viel Prozent der Wählergunst liegt das
BZÖ zur Zeit? Die "Kleine
Zeitung" nennt magere zwei Prozent. Der rechte Rand ist zwar in der Gesellschaft
des Landes sicher nicht schmäler geworden, in der Politik aber ganz offenbar.
[Wir
Kinder des Kalten Krieges]
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