18. August 2007

log1001a.jpg (26860 Byte)

Wie bemerkenswert! Daß man solche Intentionen zu institutionalisieren vermag, nein, vermochte. Lauterkeit für eine bessere Welt? Oder sollte man sich darüber nicht lustig machen? Artefakte. In einer vormals anders geordneten Welt ging das wohl so.

Unser Land funktioniert allerdings an vielen Ecken immer noch wie ein Groschenroman. Ich mag dieses Genre sehr. Auf ganz romantische Art. Mein Zugang zur Literatur ist über "Schundhefte" erfolgt.

Das Umschlagfoto dieses Groschenromans "zeigt die reizende Jeanne Crain". Das Heft war für 50 Pfennig beziehungsweise 2,50 Schilling zu haben.

Ein Begleittext tut kund:
"Sie wissen ja: Pabel-Romane bringen einen Buchinhalt in Heftform, sie sind preisgünstig und dennoch geschmackvoll."

Es ist bemerkenswert, welchen Zusammenhang man da weiters auf der Coverrückseite herstellt. Das handelt von einer Art "Zwei-Welten-System", worin man aus der Literatur Entspannung und Ablenkung zu gewinnen sucht.

log1001b.jpg (15324 Byte)

Ein Angebot, das heute noch vielfach so ganz generell an "die Kunst" gestellt wird. Ein schwer anfechtbares Motiv, wenn man als gegeben hinnimmt, daß sehr vielen Menschen kaum mehr gelingt, als ein "tägliches Einerlei" zu erleben:

log1001c.jpg (24054 Byte)

Nein, das ist natürlich ein schlau konzipiertes Unternehmen, in dem sehr viel mehr Ideologie steckt, als man auf Anhieb zu sehen bekommt. Es ist das simplifizierende Einflüsterungsgeschäft, das für einen wesentlichen Kontrast Trost bieten soll: Es sind andere als Du qualifiziert und sachkundig, das Lenken der Welt zu betreiben. Entspann Dich einstweilen ruhig nach dem "täglichen Einerlei", die machen das schon.

Ich hatte letzten Donnerstag eine ganz kurze Meinungsverschiedenheit mit einer jungen Journalisten, nachdem ich behaupte habe, Nachrichten wie jene über diverse Brückeneinstürze, sei es in den USA, sei es in China, wären keine Information, sondern bloß Entertainment.

Sie wolle das doch wissen, meinte die Frau, man möchte informiert sein, außerdem sterben da schließlich Menschen. Aber sie konnte mir nicht sagen, WAS man dann wisse, vor allem, da wir all das auch schon von heimischen Brücken wüßten, die eingestürzt seien, und was einen diese Menschen scheren würden; ich halte sowas für ein gutes Stück Heuchelei, die verbergen soll, wozu man sich ebensogut bekennen könnte: Es unterhält einen prächtig, wenn großes Unglück ANDERE ereilt.

Mit Information hat das also am wenigsten zu tun. Da ich aber für ein Recht auf billige Unterhaltung eintrete, reicht es mir weitgehend, die beiden Kategorien unterscheiden zu können. Man muß sie nicht gegen einander ausspielen. Es ist kein Entweder-oder.

Der oben gezeigte Groschenroman spielt freilich noch eine ganz andere Rolle. Nämlich in meiner Arbeit für das Projekt "next code: love", das im Untertitel "Liebe in Zeiten der Telenovelas" meint. Dazu führe ich Pulp Fiction, Film und Lyrik für einige Momente zusammen: [link]

Und hier einer, der sich ganz heftig um das "Weltlenkungsgeschäft" bemüht, dabei aber immer mehr zur Marginalie wird. Gerade erst waren unzählige Journalisten dem Spielchen von BZÖ-Chef Peter Westenthaler aufgesessen. Sie hatten seine Andeutungen über einen Rückzug aus der Politik in ungewöhnliche Medienpräsenz umgemünzt. Eine erstaunliche Aufwertung dieser politischen Randfigur. Der Mann hatte seinen Auftritt in der ORF-Sendung "Sommergespräche" sogar mit Inseraten beworben. So agiert, wer an Rückzug denkt? Eben nicht. Die "APA" zitiert:

>>Ich bin zum Schluss gekommen, dass ich dabei bleibe und das verluderte politische System bekämpfen werde ...<<

Das ist sehr lustig. Ein Ritter des Rechtes und der Gerechtigkeit, möchte man meinen. Bleibt noch abzuwarten, was bei einem anhängigen Verfahren herauskommt. Denn Westenthaler steht unter dem Verdacht, einen Mitarbeiter zu SA-Methoden angeregt zu haben. In der Folge wurde ein politischer Opponent verprügelt. Westenthalers Mitarbeiter wurde dafür schon verurteilt und was Westenthaler betrifft, steht immer noch Aussage gegen Aussage. (Siehe dazu auch den Eintrag vom 12. Oktober 2006!)

Nachsatz: Bei wie viel Prozent der Wählergunst liegt das BZÖ zur Zeit? Die "Kleine Zeitung" nennt magere zwei Prozent. Der rechte Rand ist zwar in der Gesellschaft des Landes sicher nicht schmäler geworden, in der Politik aber ganz offenbar.

[Wir Kinder des Kalten Krieges]


[kontakt] [reset] [krusche]

33•07