7. August 2007 ab Mittwoch, dem 8.8.2007
martin krusches "transit zone"
macht station im nekrolog...
ab sofort jeden mittwoch um 00.59h.
vorsicht: zug fährt durch!
Auf RADIO HELSINKI, Graz
(A), FM 92,6 [Live-Stream]
Warum steigen Menschen auf den Mount Everest?
Weil er da ist. Warum schreiben Menschen? Weil wir dazu in der Lage sind. Wäre mehr
darüber herauszuarbeiten? Das sei der Germanistik überlassen. Daß man die Motive des
Schreibens zum Inhalt des Schreibens macht ... kann ja nicht verboten sein. Aber ... Wen
schert's?
Gestern lief bei Kunstradio Kanal 7 das Medienkulturgespräch
"SCHREIBEN AUS/IN DER PERIPHERIE". Öffentlichkeit besteht ja nicht für sich
und man könnte seine Ansichten da hintragen.
Öffentlichkeit ENTSTEHT, indem Menschen
publizieren. Am interessantesten erscheint mir daran, daß genau dieses Tun heute (hier)
nicht mehr von Obrigkeiten als Monopol für sich beansprucht wird. Andernorts ist das ja
durchaus der Fall.
Hier. Hat das Web Orte? Eher nicht. Aber ICH
muß ja leiblich anwesend sein und bin daher vorzugsweise, nein: zwangsweise an Orten.
Auch das "in between" ist Lokalität ... vermute ich. (Das Innere eines Autos
hat eine Topographie.) Und, naja, das wäre nun vermutlich schon Erbsenzählen, selbst wer
gehend Distanzen überwindet, tut das ja nur dadurch, daß die Füße Schritt um Schritt
neue Orte haben.
Öffentlichkeit entsteht, indem Menschen publizieren. Das
hat freilich auch seine kniffligen Varianten. Vergangenes Wochenende fand ich in Gleisdorf
wieder Aufkleber vom rechten Rand. Dieses "Hilf auch DU" fordert also
Meinungsfreiheit. Daran mangelt es ja nicht und die Barbaren-Babies dürfen gewiß alles
meinen, sich denken, was in Österreich gegen das Verbotsgesetz verstößt. Sie dürfen
sich auch darüber unterhalten, austauschen, was immer ihnen beliebt. Ihre
Meinungsfreiheit ist nicht gesetzlich eingeschränkt.
Sie dürfen ihre Herrenmenschen-Ansichten bloß in diesem
Land nicht medial verbreiten, publizieren, promoten. Und das ist das Geringste, was wir
den Opfern der Nazi-Tyrannis schulden, während wir immer noch Zinsen aus diesem Raubzug
und Mordunternehmen lukrieren. Daß die Barbaren-Babies sich auf keiner Bühne produzieren
dürfen.
Cut!
Andere Leute vermeiden es nach Kräften, öffentlich
wahrgenommen zu werden. Die Quote ist heftig. (Quelle: "Der Standard") Die Täter sind
offenbar vor allem Männer, Frauen kommen in dieser Berichterstattung nicht vor.
Man könnte, goschert
verkürzt, sagen: Wir haben nicht, wir SIND ein Testosteron-Problem. Nebst all den anderen
Attacken-Varianten vielfältigster Art halten sich rund 4.500 Jungs unter uns auf, die
sich über Kinder sexuell hermachen. Laut "Statistik Austria" ergab die letzte Volkszählung in Österreich
8.032.926 Menschen, davon 3.889.189 Männer. Demnach vergehen sich mehr als ein Promille
davon an Kindern, was bedeutet, wenn ich ein Weilchen durch die Grazer Herrengasse
flaniere, treffe ich, statistisch gesehen, auf einige dieser Jungs.
Die Betonung in der Berichterstattung "Es sind nicht
nur allein stehende Männer, sondern oft auch Familienväter." wäre ein weiteres
Argument gegen die zäh haltbare Blödheit zu behaupten, die Familie sei als
"Keimzelle" eine wichtige und wertvolle "Grundeinheit" dieser
Gesellschaft. Was ja, in völliger Ignoranz sozialgeschichtlicher Fakten, der
"Vater-Mutter-Kind-Nummer" einen besonders heilbringenden Nimbus andichtet.
Ich hab keinerlei Einwände GEGEN diese
"Vater-Mutter-Kind-Nummer" als eine von mehreren frei wählbaren
Gemeinschaftsformen. Frei wählbar? Naja! Aber diese ideologische Überhöhung wird durch
die gesellschaftliche Praxis nicht gerechtfertigt. Und wurde es auch früher nicht.
[kontakt] [reset] [krusche] |