23. Juli 2007 Was heute in
Graz als Steirereck geführt wird, mögen manche noch als das Feuchte
Eck kennen. Der Name bezieht sich eher nicht auf die Nähe des Mur-Ufers. Der kleine
Laden mit einigen Tischen im ebenso kleinen Vorgarten steht gegenüber der Rottal-Mühle,
in der ich vor etwas mehr als 30 Jahren an Autos für
Crash-Rennen geschraubt und gehämmert hatte. Das Wirtshaus ist ein Ort, an dem der
Blues festsitzt. Nicht als musikalisches Derivat, sondern als Lebenssituation.
Die Kunsthistorikerin Mirjana Selakov (unten), mein
Dämon Vogeltanz (rechts) und
MacGuffin-Exponent Georg Gubo
fanden sich da zu einigen kühlen Drinks ein, damit wir einige Optionen für das Schweizer
Redioereignis Channel 7
erörtern konnten.
Wo wir dann angekommen sind? Bei der Tatsache, daß hier
auf Erden das Paradies der Geschmäcker besteht. Da Gubo sich darauf versteht, ein
Wildschwein zuzubereiten, scheint mir unausweichlich, genau das herbeizuführen: Die
Langsamkeit eines Wildschweines über Feuer.
Cut!
Ich staune so vor mich hin, daß Österreichs
Verteidigungsminister über seine Pflichten und Kompetenzen so weitreichende Unklarheiten
hat. Diese ministerielle Ratlosigkeit zeigt sich, da die Auslieferung der horrend teuren
Eurofighter eben angelaufen ist. Wo nun das Kriegsgerät verfügbar ist,
beginnt der Minister gerade erst, seine Hausübungen zu machen. Den fachlichen Rat an
Piloten, die Waffensysteme der Maschine besser nicht zu nützen, hab ich hier schon
notiert.
Nun wurde unerträglich polemisiert, der mögliche Abschuß
eines von Terroristen gekaperten Passagierflugzeuges erörtert. (Szenario: Im Anflug auf
ein voll besetztes Stadion.) Haben die Jungs zu viele billige Filme gesehen? Es wäre mir
völlig neu, daß Terroristen laut internationalem Recht als Kombattanten
gelten. Sie gehören keiner Armee, keiner regulären Einheit an.
Was hätte also der Verteidigungsminister mit so einem
Vorfall zu schaffen? Und könnte andrerseits unser Innenminister sich der Kampfpiloten
bedienen, um Zivilisten vom Himmel schießen zu lassen? Was ist denn das für eine
abstruse Vorstellung?
Mindestens die Sozialdemokraten sollten seit dem Februar
1934 zu schätzen wissen, daß Militärs innerhalb des Landes nichts zu schaffen haben;
außer der Innenminister braucht Verstärkung im Rahmen der rechtlich definierten
Polizeigewalten. Hat man je gehört, daß die Polizei über Jagdflugzeuge verfügt? Ich
denke, in Demokratien ist das eher unüblich.
Zu den Passagierflugzeug-Polemiken stellt sich vor allem
die Frage, seit wann es einer Regierung frei stünde, unschuldige Menschen vorsätzlich zu
töten, um andere Personen vor Unheil zu beschützen. Das würde schnell ein Problem des
Quantifizierens und der Zuordnung aufwerfen.
Warum nicht im Bedarfsfall tausend oder zehntausend (nicht
so wichtigen) Unschuldigen töten, um die richtigen zehn, hundert, tausend
wichtigen Unschuldigen zu schützen? Na, DAS wären Zustände. Ich hab vor wenigen Tagen notiert: Lesen Sie die
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte!
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