14. Juli 2007
Bei meinem Faible für große, gelb lackierte
Fahrzeuge ist das natürlich ein Hauptvergnügen. Zumal dieser Liebherr Mobilkran hier
zwischen Gasthaus-Tischchen, Bauzaun und Straßenlaternen für mich quasi in
aussichtsloser Lage feststecken würde. Nicht so für den Fahrer, der seine Fuhre flott
zurechtstellte, um die etwa sechs Tonnen schwere Mariensäule in Gleisdorf an ihren neuen
Standort zu bringen.
Es ist von sanfter Ironie, wenn heute Ghadir
Alizadeh Saboor diese durchaus gefährliche Position in etlicher Höhe einnimmt, um der
"Türkensäule" aus dem 17. Jahrhundert neuen Halt zu verschaffen. (Sie dazu
auch Eintrag #33
des "next code"-Logbuchs!)
Cut!
Unschärfen in den öffentlichen Debatten.
"Der Islam". "Die Islamisten". Daß der Dschihadismus Europa erreicht
hat, steht außer Frage. Vor allem aber haben auch die Vorboten der Tyrannis Europa
erreicht. Die findet man nun auch schon auf Regierungsbänken.
Es hat mir diese Wochen einen Schrecken
verursacht, zu lesen, daß Deutschlands Innenminister Wolfgang Schäuble die Justiz offen
kritisiert hat, weil diese Haftbefehle gegen zehn mutmaßliche CIA-Agenten ausgestellt
hat. Gegen jene Agenten, die 2003 den Deutschen Khaled el-Masri in Mazedonien überfallen und nach Afghanistan
verschleppt haben. Er war mit einem mutmaßlichen Kaida-Mitglied gleichen Namens
verwechselt worden, erlebte Folter, sagte später aus, er sei auch von deutschen
Sicherheitskräften mißhandelt worden.
In "Der Spiegel" begründete Schäuble seine Haltung damit, daß er
das gute Einvernehmen mit den USA nicht gestört sehen möchte, denn "Wir sind auf
die Zusammenarbeit mit anderen Nachrichtendiensten, insbesondere den Amerikanern, geradezu
lebensnotwendig angewiesen." Und dafür möchte Schäuble die bestehende
Rechtsordnung adaptieren.
Was man unter "Spirale der Gewalt"
versteht, müßten gerade "Kinder des Kalten Krieges" sehr gut wissen. Ein
sprunghaftes Hochrüsten bei gleichzeitigem Zurücknehmen von Bürgerrechten, in dem das
Erhöhen von Gefahren zu Alltäglichen wird.
In
der selben "Spiegel"-Ausgabe schreibt Thomas Darnstädt über Dschihadis, dieser
Gegner sei "weder abzuschrecken noch zu beschwichtigen". Will man also aus einer
Demokratie keinen Hochsicherheitstrakt mit grimmigen Wachmannschaften machen, lautet die
Hauptanforderung an "den Westen" wohl, den Dschihadis die Bedingungen ihres
sektenhaften Tuns zu entziehen.
Das beginnt schon einmal damit, Dschihadis,
Islamisten und Muslime nicht als Synonyme zu betrachten. Das beginnt damit, die
Differenzen und Kontraste zwischen "westlichen" und "islamischen"
Kulturen und Gesellschaften ernst zu nehmen, ohne sich auszumalen, "unsere
Kultur" sei für die gesamte Welt normativ.
Richard Watson hat in "Der Standard" eben ein Beispiel
gegeben, wovon solche Zugänge handeln. |
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Bevor also westliche
Innenminister das Verschleppen und Mißhandeln von Bürgern in Kauf nehmen, um einen
ausländischen Geheimdienst nicht zu vergraulen, wären für uns alle noch einige
Hausübungen in Sachen Demokratie und Kultur zu machen.
[Wir
Kinder des Kalten Krieges]
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