21. Juni 2007
Lieferbeton um 4:30 Uhr, genau unter meinem
Schlafzimmerfenster, ist ... suboptimal. Es wird ein neues Gemeindezentrum gebaut. Das
wäre also nun ein Bilderbuchbeispiel der Kollision von Eigennutz und Gemeinwohl. Immerhin
sind die Tage so heiß, daß es wohltuend ist, zu arbeiten, bevor die Sonne aufgegangen
ist. Nicht nur für die Jungs an der Betonpumpe. Auch für mich.
Die Szene macht mich sentimental. Ich hatte mit 15 meinen
ersten Job aufgerissen. Bei einer Grazer Baufirma. Das hieß in der Auftakt-Woche
"Decke auflegen". Das Betonieren wurde im Akkord gemacht. Es hieß, man müsse
das in einem Durchgang ausführen. Ich bin allerdings mehr als froh, daß es bei solchen
anstrengenden Jobs nicht geblieben ist.
Heute verursacht es mir beispielsweise ein wohliges
Gefühl, von vorzüglichem Schreibwerkzeug genügend Stück um mich zu haben. So daß ich
nie danach suchen muß. Ich bestehe auf Stiften, die jederzeit vom ersten Ansatz weg
schreiben, egal in welcher Lage. Wenn die Tinte erst nach ein, zwei Zentimetern der
Schreibbewegung aufs Papier kommt, ist meine Geduld mit dem Stift umgehend zu Ende. Ich
kann es nicht erklären, vermute aber, daß zwischen Denk- und Schreibakten ein äußerst
intensiver Zusammenhang besteht. Eine Wechselwirkung, die keine Störung zuläßt.
Apropos Zusammenhang, Wechselwirkung, Störung ... Elia
Kazan (auf dem Foto rechts) hat in "A Streetcar Named Desire" eine Situation
geschaffen, in der Marlon Brando zum Weltstar wurde. Davor war das Stück von Tennessee
Williams schon Jahre unter seiner Regie auf der Bühne gelaufen.
Kazan sprach über Williams, John Steinbeck oder Arthur
Miller eben so, wie ein Typ vom Baumarkt über einen anderen sagen würde: Mein Kollege.
Der Mann hieß eigentlich Elia Kasancioglu und sagte in einer Dokumentation ("A
Director's Journey"):
>>My name is Elia Kazan. I am a Greek by blood, a
Turk by birth and an American, because my uncle made a journey.<<
Das ist ein sehr anregendes Statement, wenn man über
Ethnos und Nationalität nachdenkt."
Cut!
Gestern bin ich auch mit meinen trivialen Leidenschaften
zum Zug gekommen. Mitten in Gleisdorf nicht bloß ein Fiat Dino Spider, gleich zwei davon.
Geradezu ein Legendenbündel ...
Denn der Dino wurde 1966 zum 100. Geburtstag von Giovanni
Agnelli auf den Markt gebracht. Die Coupés von Bertone, die Cabrios von Pininfarina
entworfen. "Dino" weist auf Alfredino hin, den Sohn von Enzo Ferrari. Genau!
Unter der Haube ein V 6 mit 2,0 Litern Hubraum von Ferrari, der durch den Spider seine
Homologation für den Rennsport erlangte.
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