3. Juni 2007

Ich bin mir ganz und gar nicht im Klaren darüber, ob mir Sentimenalität liegt. Dieser Tage kam mir eine Gasse unter, mit der ich aus Kindertagen vertraut bin. Ich habe hier einmal gewohnt, gelebt, das ist über 45 Jahre her:

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Es scheint mir, als sei die kleine Steinmauer völlig unverändert, so war sie damals, darauf befand sich Hühnerdreck, den ich mit Spielzeugautos umfahren hab. Das ganze Anwesen hat sich eigentlich nicht verändert. Aber es scheint auch so zu sein, daß keine Botschaft in den alten Plätzen liegt ...

Davor hatte ich mich in einem anderen Winkel von Graz umgetrieben, um Spuren aufzugreifen, die in meiner Biographie ebenso weit zurückreichen. Meine Großmutter war die Tochter eines Fleischhauers gewesen. Dessen Bruder entstammte der Zirkus-Welt und hatte überdies mit seinen beiden Söhnen ein Luftschiff gebaut, dessen Antrieb von einem Puch-Motor geleistet wurde.

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Die Puch-Werke in Graz waren mir daher also schon früh ein Begriff mit Aura. Daß mein erstes eigenes Auto dann ein Steyr-Puch 500 sein würde, der heuer vor 50 Jahren auf den Markt kam, ist freilich ein Zufall. Die Fotografie hat mich erinnert, was mir entfallen war: Die hinten angeschlagenen, sich nach vorne öffnenden Türen, man nannte sie "Selbstmördertüren", sind damals ein Relikt aus einer "versunkenen Automobil-Ära" gewesen.

Nun hab ich mich also nach dem "Stammwerk" umgesehen, war dabei in eine Gasse gekommen, wo mich einige Leute recht irritiert haben; erst hinterher begriff ich, daß ich auf den "Arbeits-Strich" geraten war, wo man sich offenbar billige Arbeitskräfte holen kann.

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Nach einigem Suchen fand ich dann den Platz und dieses bemerkenswerte Fahrzeug, das winzig ist. Es ist ein "Puch Spider", von dem 1963 zwei Stück gebaut wurden, wovon, soviel ich weiß, nur dieses Exemplar erhalten blieb. (Es steht heute im Johann Puch-Museum in Graz.)

Cut!

Folgende APA-Meldung hab ich aus der Vorwoche noch hier:
>>Die USA und europäische Länder haben am Donnerstag einen überarbeiteten Entwurf für eine UN-Resolution zur Zukunft des Kosovos in den Weltsicherheitsrat eingebracht. Über den Vorschlag solle am Freitag diskutiert werden, sagte der amerikanische UN-Botschafter Khalilzad. Russland lehnte den Plan bereits ab und deutete an, eine Resolution mit seinem Veto zu blockieren. Für das Kosovo müsse ein für alle Seiten akzeptabler Kompromiss gefunden werden, forderte der russische UN-Botschafter Tschurkin erneut. ...<<

Bemerkenswert ist daran eigentlich nur, daß nun endlich einmal das Amselfeld als „das“ Kosovo Erwähnung findet, da es ja auch im Serbischen sächlich ist; aber ansonsten begnügen sich die Medienleute mit dem üblichen Karaoke über eine Ost-West-Meinungsdifferenz. Welche Lösungsvorschläge und Argumente wären da noch, wo es im Zeitalter eines EU-Europas dem Nationalismus energisch entgegen gehen sollte?

Laut APA:
>>Der UN-Gesandte Ahtisaari hat eine international überwachte Souveränität für das Kosovo vorgeschlagen.<<

Ich hab nicht geringste Idee, was das sein soll „eine international überwachte Souveränität“. Ich hab keine Vorstellung, was das völkerrechtlich bedeutet. Zur Erinnerung: 88 Prozent der kosovarischen Bevölkerung sind albanisch, sprechen albanisch, der Rest sind nicht etwa bloß serbischer Ethnizität, sondern auch noch von einigen anderen Zugehörigkeiten. Aber wie man es auch dreht, Kosovo-Metohija ist Teil eines souveränen Staates, nämlich Serbiens.

Ein kleines Rechenexempel. Die CIA weist in „The World Factbook“ die Bevölkerung Serbiens mit 10.150.265 Personen aus. Die 88 Prozent Albaner (von zirka 1.900.000) in Kosovo-Metohija machen etwa 1.672.000 aus. Und das weiß man freilich auch in Serbien: Mit rund 16 Prozent illoyaler Bevölkerung käme eine Demokratie niemals in stabile Verhältnisse. Selbst Ultranationalisten können daran nicht vorbei.

Wie bedauerlich, daß Europa in der Frage nach einer Lösung dabei offenbar nichts zu melden hat, daß dies anscheinend bloß ein Match zwischen den USA und Rußland zu sein scheint ...

[Der "Balkan-Reflex"]


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23•07