30. Mai 2007

Jahrelang durfte man sich von vaterländischen Idioten anhören, daß die "Öffnung nach dem Osten" ein Schaden für unser Land sei, daß die Barbaren zu uns kommen und daher die Barbarei in unser Land schwappen werde.

Als der Russe Oleg Deripaska sich unlängst bei Stronachs "Magna" eingekauft hat, sind derlei Ressentiments wieder durch die Leserbriefspalten gegeistert. Österreichs Wirtschaftstreibende sehen die Öffnung dagegen keineswegs als Nachteil. Eben schrieb mir ein Herr Hahn von der Bank Austria, ich könne einen Segeltörn im Mittelmeer gewinnen, wenn ich im Osten mein geschäftliches Glück suchte:

log956a.jpg (20735 Byte)

Geschäfte machen mit Garantie. Was für eine Aussicht. Mein geschäftliches Glück entfaltet sich vorzugsweise in der Oststeiermark, durchaus zufriedenstellend; aber wie ist das nun mit den oben genannten Märkten?

Man ahnt, daß sich als dicke Lüge entpuppt, was behauptet, diese Länder würden das "gute alte Europa" ausplündern wollen. Hannes Hofbauer schrieb in "planet":

>>Die Geschichte wie jene aus Plovdiv zeigt, daß österreichische Unternehmen in Osteuropa genauso aggressiv auftreten wie ihre Konkurrenten aus anderen Ländern. Sie müssen dazu nur die Gelegenheit haben. ...<<

Die Nationalbank Österreichs hat Informationen darüber, was heimische Unternehmen an Millionen Euro jenseits der Grenzen investieren. Daran ist unmißverständlich ablesbar, daß der Fall des Eisernen Vorhangs nicht gerade zum Nachteil heimischer Unternehmen geschehen ist.

Durch eine andere Geschichte, die mir gestern den Abend erhellt und mich erheitert hat, ist mir dieses "Österreichische" so ins Blickfeld gerutscht.

Es gibt Momente, da kann ich mich sehr gut mit Stereotypen anfreunden. Was wäre denn "typisch österreichisch"?

log956b.jpg (32272 Byte)

So allerhand und eines bestimmt: Ein Typ wie Helmut Zilk, der ewig polternde und großspurige, mal süßelnde, mal grantelnde vormalige Bürgermeister Wiens, welcher es auch zum ORF-Intendanten gebracht hatte und der vom rechtsradikalen Bombenbauer Franz Fuchs mit einer Briefsendung bedacht worden war, die Zilk eine Hand kostete.

Von "Standard"-Kolumnist Hans Rauscher stammt die Schilderung, daß Zilk in Peking zu einem Bankett von TV-und Filmschaffenden Chinas geladen war und der Tischgesellschaft Referenz erwies, indem er seine Freude ausdrückte, "hier in Tokyo" zu sein. Das finde ich zum Brüllen komisch; ich möchte wetten, die chinesischen Gastgeber haben darüber nicht gelacht.

Eine andere Schilderung Rauschers hat mich dann fast vom Sofa gehauen. Was sich sonst bestenfalls ein betrunkener Komödienautor ausdenken würde, illustriert, welch saloppes Verhältnis man bei uns zu Tyrannen und Schlächtern haben kann. [Größerer Ausschnitt]

Man darf dies als Ausdruck "österreichischer Gemütlichkeit" betrachten.

log956c.jpg (23206 Byte)

[Wir Kinder des Kalten Krieges]


[kontakt] [reset] [krusche]

22•07