29. Mai 2007 Der Papst und
Putin. Dazu hab ich noch Notizen auf dem Tisch. Während Europa um Klärung ringt, was
Europa denn nun sei, so viele Unklarheiten, funktioniert das Werkzeug
"Eurozentrismus" nach außen immer noch ganz gut.
Schlachten, Massaker, Versklavungen, Morde, Hungersnöte
und eingeschleppte Krankheiten ... Die "Conquista", Europas Raubzug durch
Lateinamerika während des 16. und 17. Jahrhunderts, hat dort etwa 50 Millionen
Einheimische das Leben gekostet. Vor dem Hintergrund dieser historischen Fakten klingt es
etwas gruselig, wenn der Bischof von Rom bei einer Ansprache im Konferenzsaal des
"Heiligtums von Aparecida" (Sonntag, 13. Mai 2007) festzustellen beliebte:
>>Der Glaube an Gott beseelt seit mehr als fünf
Jahrhunderten das Leben und die Kultur dieser Länder. Aus der Begegnung jenes Glaubens
mit den Urvölkern ist die reiche christliche Kultur dieses Kontinents entstanden, die in
der Kunst, in der Musik, in der Literatur und vor allem in den religiösen Traditionen und
in der Lebensweise seiner Völker Ausdruck gefunden hat, ...<<
Wäre es Benedikt XVI. in den Sinn gekommen, die
Schattenseiten dieser Geschichte wenigstens anzudeuten, hätte man denken können: Gut, er
äußert seine persönliche Glaubensauffassung und spricht eben für die eigene Firma,
wissend, daß man die Expansion des Betriebes ziemlich brutal betrieben hat. Aber nein!
Keine Andeutung. Das ist Conquistadoren-Art, aus der Macht, der Stärke heraus "den
Anderen" zu sagen, was ihre Kultur sei und zu sein habe. Das klingt dann zum Beispiel
so:
>>Tatsächlich hat die Verkündigung Jesu und
seines Evangeliums zu keiner Zeit eine Entfremdung der präkolumbischen Kulturen mit sich
gebracht und war auch nicht die Auferlegung einer fremden Kultur.<<
Das ist nicht nur ein Affront. Da ihm vor allem Betroffene
darin heftig widersprechen, meine ich, diese selbstgefällige Umdeutung historischer
Vorgänge ist ein rassistisches Bubenstück, in dem der bayrische Kleriker demonstriert,
in welchem Maß er "SEINE" Kultur für normativ und superior hält. Konsequent
erklärte er den Indigenas schließlich, wie das mit "echten" Kulturen so sei:
>>Echte Kulturen sind weder in sich selbst
verschlossen noch in einem bestimmten Augenblick der Geschichte erstarrt, sondern sie sind
offen, mehr noch, sie suchen die Begegnung mit anderen Kulturen, hoffen, zur
Universalität zu gelangen in der Begegnung und im Dialog mit anderen Lebensweisen und mit
den Elementen, die zu einer neuen Synthese führen können, in der man die Vielfalt der
Ausdrucksmöglichkeiten und ihrer konkreten kulturellen Verwirklichung
respektiert.<< [Quelle]
[Wir
Kinder des Kalten Krieges]
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