22. April 2007

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Kontraste. 1933, lange bevor die Nazi-Armee in Österreich einmarschiert ist, hatte man in Gleisdorf, wie schon erwähnt, Führers Geburtstag zelebriert. Nun war das prägnanteste Ergebnis am 20. April die Lesung von Sasa Stanicic gewesen. (Obwohl man annehmen darf, daß in manchen Winkeln Österreichs zu diesem Datum nach wie vor Führers Geburtstag gefeiert wird.)

Sasa wird demnächst nach Amerika abhauen, aber von dort aus voraussichtlich einen Beitrag zu "next code: love" schicken. So viel ist nun geklärt. Obwohl er augenzwinkernd anmerkte, daß er sich künstlerisch im Thema Liebe noch nicht all zu sicher fühle.

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Samstag in Celje, wo Kuratorin Mirjana Selakov (Mitte) mit Milan Bosnic und Milica Milicevic [link] einige offene Fragen zu deren Beiträgen für "next code: love" durchnahm. (Das serbische Paar ist da gerade beschäftigt, in Slowenien eine Arbeit abzuschließen.) Wobei sich einmal mehr bestätigte, daß Teleworking so manche Grenzen hat, die erst Face to Face aufgehen, daß so allerhand einfach nicht über Telekommunikation erreicht werden kann. Nun sind einige Themenlinien klarer, die über den kommenden Herbst wesentlich hinausreichen werden.

Milan erzählte davon, wie müde es ihn mache, als Serbe im Ausland immer mit den Verbrechen assoziiert zu werden, die im jugoslawischen Sezessionskrieg begangen wurden. Wir hatten unsere Erörterung weiter zurück geführt. Wobei ich erfuhr, daß sein Großvater, vormals ein Cetnik, sowohl das Lager Jasenovac als auch Mauthausen überlebt hatte. Ein bescheidener Vorteil, ohne den es Milan ja nicht gäbe. (Während mein Großvater quasi auf der anderen Seite des Stacheldrahts tätig gewesen ist.)

Es hat also einigen Reiz, daß wir auf dem Kunstfeld uns treffen und offene Wege suchen, um die Kontinuitäten aus solchen Vorgeschichten zu bearbeiten. Celje ist für eine erste Begegnung dazu natürlich ein symbolträchtiger Ort. Denn es war eines der Zentren bürgerlichens Lebens in der einstigen Untersteiermark. Dessen bürgerlichen Eliten waren DEUTSCH gewesen, aus dem Slowenischen bezog man hauptsächlich seine Dienstboten.

Als man in Celje daran ging, ein Gymnasium für die slowenischen Kinder zu errichten, hatte sich der Schulverein Südmark energisch dagegen engagiert. Dieser Organisation des Deutschtums waren zwei Oststeirer an prominenter Stelle zugehörig, die Dichter Peter Rosegger und Ottokar Kernstock.

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Ein feines Gewebe (südost-) europäischer Geschichte, in das wir hier eingebunden sind. Dann sah ich auf unserem Spaziergang durch das alte Zentrum von Celje zu meinem großen Erstaunen diese gelbe Wand, auf der etwas Merkwüdiges nur schwach übertüncht ist.

Dieses Kreuz mit den vier Kreisen symbolisiert  vier nach außen gekehrte "C", die zyrillischen Zeichen für "S". Das bedeutet: "samo sloga srbina spašava" und ist ein altes Motto Serbiens, deutsch: "Nur Zusammenhalt rettet den Serben".

Wenn man bedenkt, daß Slowenien die erste Teilrepublik war, die den Verbund mit Jugoslawien verlassen hat, daß dort vor allem Serbien als Aggressor galt, während die reguläre Armee des souveränen Staates diese Sezession verhindern wollte, ist es etwas auffällig, daß diese Spur in der slowenischen Stadt nicht verläßlich abgedeckt wurde.

(Siehe dazu den Eintrag vom 5. Mai 2005: >>Am 17. Dezember 1990 trat in Kocevska Reka das erste Mal offiziell die "MORiS Spezialbrigade" an ...<<)

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Man erklärte mir, es werde wohl kein serbischer Soldat gewesen sein, von dem diese Markierung stammte, denn dann würde "Srbija" nicht in Latinica, sondern in Cyrillica dastehen.

Auf dem Heimweg ist dann der Automobil-Paparazzo in mir noch auf seine Kosten gekommen. Unterwegs nach Maribor befand sich dieser betagte Fiat "Topolino" auf der Strecke, Vorfahr jenes Fiat nuova, von dem das "Puch-Schammerl" seine Karosse bezog.

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16•07