5. April 2007

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Ich hatte gestern einen Nissan Qashqai zu fahren, noch dazu in einer herrlich entlegenen Gegend der Oststeiermark, wo, wie mir auffiel, das 4WD-Prinzip gut eingeführt ist. Dort stehen dauernd irgendwo Autos auf der Wiese oder bei einem Acker. Na, egal, trübes, kühles Wetter, plötzlich eine Silhouette im Rückspiegel, da wußte ich sofort: Alter Ponton. Also rechts ran, eingebremst, Fenster runter, Kamera in Anschlag ... Opel Rekord, ich tippe auf 1955. Darin ein alter Mensch mit weißem Haar, womöglich der Erstbesitzer, deutlich älter als das Auto. Paßt!

Cut!

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Diese Feststellung stammt von Tariq Ramadan, der Islamwissenschaft lehrt. (Quelle: "Der Standard") Der angebliche "Kampf der Kulturen" erweist sich so plötzlich als ein Ringen um Vormacht, bei dem eine Position sich als normativ gegenüber der anderen erklärt. Aus abendländischer Erfahrung nennt man sowas zum Beispiel "Eurozentrismus". Daß auch andere Domänen versuchen, diese Nummer abzuziehen, muß nicht überraschen.

Ramadan gibt einen nützlichen Hinweis, wie diese Kampfstimmung zum Lobe einer bipolar gedeuteten Welt entschärft werden kann.

Da kaum jemand für Zurufe eines aggressiven Opponenten empfänglich ist, derlei klappt ja bestenfalls innerhalb von Abhängigkeitsverhältnissen, bleibt ein "Wir  müssen das von innen ändern ..." vermutlich die vielversprechendste Option.

Textkritische Methoden und öffentliche Diskurse erscheinen dabei unverzichtbar. Da käme dann auch die Erweiterung zum Dialog ins Spiel. Gehen wir davon aus, daß man (völlig unabhängig von kulturellen Prägungungen) das gegenseitige sich Anbrüllen nicht als Dialog versteht.

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Ich hab gestern ein Arbeitstreffen erwähnt, bei dem Philosoph Erwin Fiala die Bedingungen solcher Prozesse zur Sprache brachte. An einer Stelle sagte er: "Babel ist real." Denn man könne nicht diskutieren, was wahr und was falsch sei, wenn "gemeinsame Erfahrungs- und Wissenskontexte fehlen".

Das ist eigentlich ein aufgelegter Ball auf dem Feld von Kunst und Kultur. Gemeinsame Erfahrungs- und Wissenskontexte. Die ergeben sich ja nicht von selbst. Wer nun in solchen Zusammenhängen den Dialog ausschlägt, wer den "Kampf der Kulturen" als grundsätzliche Annahme bevorzugt, präferiert eine Weltsituation der Verhältnisse zwischen "Herrenmenschen" und "Untermenschen".

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14•07